Braunschweig. Während Corona legten sich viele einen Hund zu. Doch nicht jeder kann mit ihm umgehen und die Hundeschulen in unserer Region sind ausgelastet.

Sie sind mal klein, mal groß, fast immer mit Fell über den Ohren und die perfekten Gefährten für einsame Zeiten: Hunde. Viele haben sich in der Lockdown-Zeit einen solchen Kameraden angeschafft. Doch ein Hund ist nicht nur süß. Er bedeutet auch viel Arbeit und will erzogen werden. Dafür gibt es Hundeschulen. Doch die Angebote sind begrenzt, die Wartelisten lang. Was bedeutet das für Trainer, Frauchen, Tierheime – und Hunde?

Die Corona-Pandemie sorgt durch Homeoffice, Kurzarbeit, geschlossene Geschäfte, Bars und Kinos dafür, dass die Menschen viel Zeit zuhause verbringen. Das kann ganz schön einsam oder langweilig werden – vielleicht also genau der richtige Zeitpunkt für ein Haustier? So dachten wohl viele: Der Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) geht davon aus, dass in Deutschland während der Corona-Zeit zwischen 15 und 20 Prozent mehr Hunde angeschafft wurden, als in Nicht-Corona-Zeiten.

Große Nachfrage

In einer so schweren Zeit wie der Pandemie könne ein Hund eine wunderbare Hilfe und ein guter Partner für den Menschen sein, sagt Jörg Bartscherer, Geschäftsführer und Justiziar des VDH. Doch ist es komplett unproblematisch, dass viele Menschen sich auf einmal einen Hund anschaffen? „Sicherlich sind darunter auch viele Leute, die schon lange mit dem Gedanken gespielt haben, sich einen Hund zuzulegen, aber immer viele Gründe gefunden haben, dies nicht zu tun“, sagt Bartscherer. Diese Leute würden den Hund nach der Pandemie bestimmt behalten. Es gebe aber auch viele Leute, die sich vorher keine Gedanken darüber gemacht haben, was nach der Zeit zuhause passiert. Bartscherer sagt: „Hunde werden 14 bis 16 Jahre alt, kosten Geld und Zeit und das Reisen wird schwieriger.“ Die Anschaffung eines Hundes solle keine Spontanentscheidung sein.

Auch in den Tierheimen gab es viele Anfragen nach Hunden. „In erster Linie wurden Hunde gesucht, die möglichst jung sind und schon alle Voraussetzungen erfüllen“, sagt Friederike Maibaum vom Tierheim Salzgitter. Und viele Leute würden die Tiere abgeben, wenn sie keine Lust mehr auf sie hätten. Maibaum sagt: „Wenn ein Welpe mit Frolic Adult fettgefüttert wird und dermaßen unerzogen ist, das man ihn kaum bändigen kann, dann geht’s ab ins Tierheim.“ Mit einigen dieser Menschen hätten sie dort bereits aufklärende Gespräche geführt – oder es zumindest versucht.

Schnell überfordert

Die Hundeschulen, in denen die Hunde erzogen werden könnten, sind ausgelastet. „Gruppenunterricht mache ich zur Zeit nur in ganz kleinen Gruppen“, sagt Gabriele Bachmann von der Hundeschule Braunschweiger Land. „Derzeit muss ich vielen absagen.“ Wenn die Leute wüssten, wie sie sich richtig um die Hunde kümmern sollten, wäre das kein Problem.

Menschen, die sich Tiere unüberlegt anschafften, seien gerade als Anfänger mit der Erziehung eines Hundes oft überfordert, so Nadine Becker vom Wolfsburger Tierheim. Ein Hund ist laut Bartscherer ein soziales Wesen. „Er muss mit anderen Hunden zusammenkommen, um Verhaltensweisen zu entwickeln, zu lernen, zurückzustecken und nicht rumzubeißen. Und auch der Halter gerät in Schwierigkeiten, wenn er nicht weiß, wie man mit dem Hund umgehen muss.“ Man würde sicher in den nächsten Jahren viele unerzogene Hunde erleben können, glaubt er.

Das Sozialgefüge wird gestört

Auch Bachmann merkt bei den Hunden, die nach einer Pause wieder die Kurse besuchen, dass ihnen etwas gefehlt hat. Sie sagt: „Das Sozialgefüge der Hunde wurde über die Zeit ohne Gruppenunterricht gestört. Als sie dann wieder bei uns waren, wurden sie auch zuhause umgänglicher.“

Julia Sulver vom Berufsverband der Hundeerzieher/innen und Verhaltensberater/innen (BHV) hebt die Bedeutung von Hundeschulen hervor. Diese seien gesellschaftsrelevant, denn sie sorgten durch die „fachgerechte Betreuung von Hundehaltenden für die private und öffentliche Sicherheit“. Außerdem bildeten sie Besuchs-, Therapie-, Assistenz und Begleithunde aus. „Diese sind lebensnotwendig für einige Menschen. Hundeschulen helfen verhaltensauffälligen Hunden und sorgen für die Sozialisation zur Gesellschaftsfähigkeit“, so Sulzer.

Hunde-Training ist erlaubt

Auch, wenn die Hundeschulen lange Wartelisten haben – in der Corona-Verordnung kommen sie nicht so schlecht weg. Schulen müssen bei einer Inzidenz von 165 schließen. Während Emma und Tim dann zuhause bleiben müssen, gilt das für Bello nicht.

Erlaubt sind nach der Corona-Verordnung Niedersachsens Training zur Vorbereitung auf und die Abnahme von Sachkundeprüfungen über das Halten von Hunden, Training zur Vorbereitung auf und die Durchführung von Wesenstests, Welpenkurse und Junghundekurse, verhaltenstherapeutische Trainingseinheiten mit Hunden, das Training von Hund-Halter-Gespannen und das Training und die Prüfung von Rettungs-und Jagdhunden.

Passt der Hund zu mir – auch nach Corona?

Bei allen Trainingsarten gilt die Corona-Verordnung. Der Mindestabstand muss eingehalten und eine Maske getragen werden. Außerdem müssen ein Hygienekonzept erstellt und die Daten der Teilnehmenden erhoben werden. Gegebenenfalls sollen die Hundetrainerinnen und -trainer sich einen negativen Corona-Test vorlegen lassen oder selbst einen Test anbieten.

Für Hunde sei es vielleicht gerade toll, wenn mehr Familienmitglieder zuhause sind und mehr Zeit haben, sich um ihn zu kümmern, so Bartscherer. Allerdings müsse man, so Maibaum vom Tierheim Salzgitter, dem Hund auch das Alleinsein beibringen. „Sonst kommt irgendwann der Tag, an dem das Homeoffice vorbei ist und der Hund einem die Bude zerlegt“, sagt sie. Alternativ könne man sich auch um einen Plan B kümmern: eine Tagespension, ein Gassigeher oder Verwandte, die tagsüber auf ihn aufpassen. Bartscherer sagt: „Mit Hunden zusammenzuleben ist großartig. Allerdings muss man sich überlegen, ob der Hund auch in den Alltag nach Corona passt.“

Interessant:

Laut dem Industrieverband für Heimtierbedarf wurden 2019 10,1 Millionen Hunde als Haustiere gehalten. 2020 stieg diese Zahl auf 10,7 Millionen.

Knapp mehr als jeder fünfte Haushalt hat einen oder mehrere Hunde.

Tasso berichtet, dass die beliebteste Hunderasse 2020 – wie auch schon in den Vorjahren – Mischlinge sind – gefolgt von Labrador Retrievern und Deutschen Schäferhunden.

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