Braunschweig. Und es werden immer mehr. In Braunschweig bleiben Kapazitäten frei. In Lengede sind die Termine hingegen meist ausgebucht.

Das Teststäbchen wird langsam in die Nase eingeführt. Tiefer wahrscheinlich, als es so manchem lieb ist. Es kribbelt an Stellen, die man zuvor nicht kannte. Und wenige Minuten später hat man ein Ergebnis. Viele machen derzeit Corona-Tests; mindestens ein Test ist pro Woche ist für jede Bürgerin und jeden Bürger kostenlos. Ob in geschlossenen Fitness-Studios, in mobilen Teststationen, als Drive-In oder in Zelten – die Zahl der Testzentren wächst rasant. Und mit ihr die Konkurrenz.

Drive-In-Testzentren liegen im Trend

Am Mittwoch, 7. April, erschien ein Artikel über die Testzentren. Seitdem sind einige hinzu gekommen. In Wolfsburg ist die Zahl von 15 auf 19 gestiegen. Das 20. eröffnet am Montag. Salzgitter hatte damals nur vereinzelte Zentren – mittlerweile sind es 13. Vor allem in Braunschweig stieg die Zahl rasant. Anfang April waren auf der Website der Stadt – inklusive Apotheken – noch 18 Schnelltest-Zentren aufgeführt. Jetzt sind es 38 – mehr als doppelt so viele. Die Vielzahl an Arztpraxen, in denen man sich testen lassen kann, ist hier noch nicht eingerechnet.

Der Trend scheint in Richtung Drive-In-Teststationen zu gehen. Also Testzentren, bei denen man mit dem Auto vorfährt und durch das Fenster getestet wird. Hiervon gibt es in Braunschweig mittlerweile vier. Zwei haben vor kurzem im Landkreis Helmstedt geöffnet, eins in Gifhorn.

Hunderte bis tausende Tests pro Teststation

Felix Walzog ist Standortleiter der Veranstaltungsagentur Blome & Pillardy Event für Braunschweig und Wolfsburg und Projektleiter der von der Agentur betriebenen Testzentren in Braunschweig, Peine, Helmstedt, Velpke, Gifhorn und Wolfsburg. Er sagt: „Wir halten Drive-In-Zentren für die beste Lösung, da es hier keine Wartezeiten gibt und die Testungen außerdem an der frischen Luft und im Auto stattfinden. Somit dürfte es kein Konzept geben, welches eine höhere Geschwindigkeit und Sicherheit bieten kann.“

Das Drive-In-Testzentrum könne am Tag derzeit bis zu 4500 Tests machen. Gestartet haben sie mit einer Kapazität von 720. Das Testzentrum im Löwen-Fitness in Braunschweig macht um die 300 Tests am Tag. So viele Testzentren, die so viele Tests anbieten – ist hierfür überhaupt die Nachfrage da?

Überangebot in Braunschweig

Melis Rufaioglu, verantwortlich für Marketing und Kommunikation bei Löwen-Fitness, die unter anderem in Braunschweig, Lengede und Hannover testen, sagt: „In Braunschweig kommen hauptsächlich die Anwohner, die in der Nähe wohnen zum Testen.“ Mittlerweile habe man auch drei mobile Testfahrzeuge, um zu den Firmen zu fahren. Hier sei die Nachfrage sehr hoch. Das Testzentrum in Lengede sei so gut wie immer ausgebucht; im Gegensatz zu Hannover, wo die Konkurrenz höher sei.

Doch auch in Braunschweig gebe es viel Konkurrenz, so Felix Walzog. „Ein solches Überangebot konnten wir bei keiner anderen Kommune feststellen, zumal wir teilweise dort abgelehnt wurden, um die Kapazitäten der bestehenden örtlichen Testzentren aufrecht erhalten zu können“, sagt er. „Sicherlich wäre die Nachfrage bei jedem einzelnen Testzentrum höher und das Angebot für die Bürgerinnen und Bürger übersichtlicher, wenn man die Beauftragung von Testzentren etwas eindämmen würde. Wir können uns mit derzeit knapp 1000 Tests pro Tag mitten im Lockdown dennoch nicht beschweren, zumal wir auch immer mehr Tests für Firmen außerhalb der Bürgertestungen durchführen dürfen.“

Modellkommunen brauchen Zentren

Auch in Wolfsburg gebe es keine Obergrenze für die Zentren, so Elisabeth Krüger, Koordinatorin der Gesundheitsregion Wolfsburg. „Sollten wir irgendwann Modellkommune werden, werden noch mehr Testzentren gebraucht.“

Die Hoffnung Braunschweigs als baldige Modellkommune, könnte auch hier Grund für die vielen Testzentren sein. Denn hier müsste man einen negativen Test von einer anerkannten Teststation vorweisen, der nicht älter als 24 Stunden ist, um die Angebote nutzen zu können. „Regelmäßige und niederschwellige Testungen können dabei unterstützen, auch Infektionen ohne Krankheitssymptome zu erkennen. Dabei hat ein negativer Test laut RKI eine ,tagesaktuelle’ Gültigkeit“, so Elke Wichmann, Sprecherin der Stadt Wolfsburg, auf Anfrage. „Man ist am Tag der Testdurchführung bei negativem Ergebnis mit überwiegender Wahrscheinlichkeit nicht ansteckend, aber es heißt nicht, dass man sich nicht bereits angesteckt hat und der Test am darauffolgenden Tag nach Positiv umschlagen könnte.“

Kapazitäten können erhöht werden

Doch noch hält sich die Goldgräberstimmung in Braunschweigs Testzentren in Grenzen. „Durch den Aufschub der Öffnungen im Rahmen des Projektes ,Modellkommune’ ist die Nachfrage derzeit nicht so hoch wie erwartet. Derzeit gilt ein negatives Testergebnis ja noch nicht als Zugangsberechtigung für Gastronomie, Kultur und Konsumwirtschaft. Braunschweig hat meiner Beobachtung nach sehr viele freie Testkapazitäten“, sagt Felix Walzog. Die Test-Station auf dem Harz + Heide Gelände könnte ihm zufolge kurzfristig die Testkapazitäten von 4500 auf 8000 erhöhen und dies innerhalb von wenigen Tagen noch einmal verdoppeln.

Für jede Testung werden immerhin sechs Euro für das Test-Kit erstattet und zusätzlich 12 Euro vergütet – für das Vorgespräch, die Probenentnahme und die Mitteilung des Ergebnisses. Ob das mit der Abrechnung reibungslos klappt, können weder Rufaioglu noch Walzog beantworten. Noch ist es nicht so weit für sie. „Wir haben gerade erst die Zugangsdaten von der Kassenärztlichen Vereinigung bekommen. Eine Abrechnung ist immer erst am Monatsanfang möglich, sodass wir hier noch keine Erfahrungen haben“, sagt Walzog. „Bisher gehen wir zu 100 Prozent in Vorleistung mit allen Kosten.“

Vorgaben für die Testzentren

Darf jeder, der möchte, ein Testzentrum eröffnen? Und was für Vorgaben gibt es da? Nicht jeder darf einfach anderen ein Stäbchen in die Nase stecken und das dann als Bürgertest abrechnen. Neben den zuständigen Stellen des öffentlichen Gesundheitsdienstes und den von ihm betriebenen Testzentren und Arztpraxen, müssen andere – also auch private Anbieter – von ihm beauftragt werden. Das teilt das Niedersächsische Gesundheitsministerium mit.

Elisabeth Krüger, Koordinatorin der Gesundheitsregion Wolfsburg sagt: „Wenn ein Testzentrum aufgemacht werden soll, muss zuerst ein fundiertes Konzept bezüglich Hygiene und Datenschutz eingereicht werden.“ Die Vorgaben hierzu sind in der Coronavirus-Testverordnung aufgeführt. So müssen die Räumlichkeiten barrierefrei oder zumindest barrierearm sein und regelmäßig gelüftet werden können – sonst müssen Luftfiltergeräte installiert werden. Es muss die Möglichkeit geben, den Mindestabstand von 1,50 Metern einzuhalten und zu dem Testbereich muss es mindestens einen Sichtschutz geben.

Wer geschult ist, darf testen

Wenn die Betreiberin oder der Betreiber keine Ausbildung in einem Gesundheitsberuf hat, muss diese Expertise durch andere Beschäftigte oder mindestens eine Kooperationsvereinbarung einbezogen werden. Die Wahrscheinlichkeit einer Verletzung durch ein Abstrichstäbchen sei extrem gering, so die Pressestelle der Stadt Wolfsburg in Rücksprache mit einem Amtsarzt.

Nicht nur Menschen mit einem medizinischen Hintergrund dürfen testen. „So viel Pflegepersonal ohne Arbeit gibt es gar nicht, um diesen Bedarf so decken zu können. Was jedoch immer Voraussetzung ist, ist eine medizinische Schulung“, so Gesundheitskoordinatorin Krüger. Teil dieser Schulung sind – neben der richtigen Anwendung der Tests – Hygienemaßnahmen (die Handschuhe müssen nach jedem Test gewechselt werden und so weiter), Kenntnisse der Anatomie und Einfühlungsvermögen im Umgang mit Menschen.

Kontrollintervalle können variieren

Die Umsetzung der Vorgaben wird kontrolliert. „Dadurch, dass die Tests anbietenden Stellen sehr vielfältig und unterschiedlichen Berufsgruppen zugeordnet sind oder auch von privaten Anbietern betrieben werden, erfolgen Kontrollen von unterschiedlichen Institutionen und Behörden“, so Manfred Böhling, Sprecher des Niedersächsischen Gesundheitsministeriums. „Die Kontrollintervalle können dementsprechend sehr unterschiedlich sein. Allen gleich ist, dass vor allem anlassbezogene Kontrollen stattfinden und die jeweilige Aufsichtsbehörde im Rahmen ihres Ermessensspielraumes agiert.“

Ob das Testergebnis per Mail geschickt oder auf Papier ausgehändigt wird, steht den Testzentren frei. Drive-In-Stationen schicken das Ergebnis meist per Mail, da es hier oft nicht die Möglichkeit gibt, 15 Minuten auf das Ergebnis zu warten – direkt nach dem Test fahren die Getesteten weiter. Manche Testzentren richten sich nach den Wünschen ihrer Kunden und Kundinnen. Schließlich hat auch nicht jeder, der sich testen lässt, eine Mail-Adresse.

Diese Version wurde aktualisiert. In der Ursprungsfassung stand, ein Test pro Bürger sei pro Woche kostenlos. Richtig ist, dass mindestens ein Test pro Woche pro Bürger kostenlos ist. Wir bitten dies zu entschuldigen.