Braunschweig. Bürohunde verbessern die Atmosphäre auch in Büros in unserer Region. Doch damit das klappt, muss es Regeln geben.

Kurz nach seiner Geburt durfte Shadow schon mit ins Büro kommen, neun Wochen war er damals alt. Das ist nun um die neun Jahre her. Seitdem sorgt er bei dem IT-Dienstleister msg David für gute Laune – und hat mittlerweile vierbeinige Kollegen bekommen. Denn Shadow ist ein Golden Retriever.

Bewusst für Bürohunde entschieden hat sich das Unternehmen nicht. „Es hat sich so ergeben und einfach gut funktioniert. Aus einem Hund wurden im Laufe der Zeit mehrere“, sagt Tobias Brunkhorst, Leiter Communication, Brand and Identity und Bereichsleiter Automotive bei msg David und Herrchen von Shadow. Normalerweise – also, wenn nicht alle im Homeoffice arbeiten – sind laut Brunkhorst ein bis fünf Hunde in den Büros. Etwa zehn Kolleginnen und Kollegen würden regelmäßig ihre Hunde mitbringen. Brunkhorst sagt: „Das Feedback ist durchweg positiv. Die Vierbeiner sind voll akzeptierte Team-Mitglieder.“

Arbeitgeber wollen die Hudne mitbringen

Cordula Miosga ist Geschäftsführerin für den Bereich Human Resources Management und Recruiting beim Arbeitgeberverband Region Braunschweig. Sie schätzt, dass ungefähr ein Drittel der von ihnen mit dem Arbeitgeber-Siegel „Zukunftgeber“ ausgezeichneten Mitgliedsunternehmen einen Hund am Arbeitsplatz zulassen – wenn dieser dafür geeignet ist. Sie sagt: „Ein starkes Argument für die Arbeitgeber ist die Mitarbeiterbindung. Vielen ist es wichtig, ihren Hund mit zur Arbeit zu nehmen.“

Wie wichtig, das belegt auch eine Studie der Arbeitgeber-Bewertungsplattform Kununu. 2016 wertete sie über 55.000 Suchanfragen aus und fand so heraus, welche Angebote die größte Relevanz für Jobsuchende haben. Auf Platz eins waren mit 51 Prozent flexible Arbeitszeiten, Homeoffice mit 33 Prozent auf Platz zwei – und die Erlaubnis, Hunde mit zum Arbeitsplatz zu bringen, lag mit 26 Prozent auf Platz drei.

Nicht überall sind Hunde erwünscht

Die Mitarbeiterbindung soll nicht der einzige Vorteil sein, den Bürohunde mit sich bringen. „Beim Streicheln von Hunden wird Oxytocin ausgeschüttet. Das führt zur Senkung von Stress“, so Markus Beyer, der Gründer und Vorsitzende des Bundesverbands Bürohunde. „Ein Hund kann uns erden und bei schlechten Gedanken in die Realität zurückholen. Das beugt psychischen Krankheiten vor.“ Außerdem würden die Pausen zur Bewegung mit dem Hund genutzt.

Natürlich gibt es auch Arbeitsplätze, an denen Hunde nicht möglich sind, so Miosga. Beispielsweise in Krankenhäusern, auf Baustellen oder in der Lebensmittelindustrie. Bei der AOK Niedersachsen gibt es keine generelle Regelung. „In der überwiegenden Häusern sind Bürohunde nicht gestattet, da dies den betrieblichen Ablauf und den Kundenverkehr stören würde“, sagt Ulrike Serbent, Pressesprecherin bei der AOK Niedersachsen. „Kundinnen und Kunden wären aus den unterschiedlichsten persönlichen Gründen nicht damit einverstanden, bei einem persönlichen Termin auf einen Hund zu treffen.“

Es muss Regeln geben

Beyer sagt, Menschen, die keine Lust auf Hunde am Arbeitsplatz hätten – manche haben ja auch Allergien oder einfach Angst – müssen geschützt werden. Dieser Schutz könnte durch bestimmte Büros und Flure entstehen, in denen Hunde nicht gestattet sind. Hunde, die ins Büro mitgenommen werden, müssten immer gut sozialisiert sein und einen guten Umgang mit Menschen und Artgenossen haben.

Bei Bürohunden müssen Regeln aufgestellt werden – für das Unternehmen, die Kollegen mit und ohne Hunde und die Hunde selbst. Msg David hat ein solches Regelwerk. Hierin ist unter anderem festgehalten, dass die Kollegen im direkten Umfeld mit ihr Einverständnis erklären müssen, der Halter eine Hundehaftpflichtversicherung besitzt und dem Hund ein Rückzugsort geboten wird.

Gemeinsame Lösungen stärken das Team

Hier gibt es einen Mitarbeiter, der ein wenig Angst vor großen Hunden hat – doch man einigte sich darauf, dass Shadow ihm einfach nicht zu nah kommen darf. „Wenn das Team zusammen eine Lösung sucht, stärkt das den Zusammenhalt“, so Miosga.

Manchmal meinen es die Kollegen auch zu gut mit den Hunden, wie Miosga zugetragen wurde. Denn die Hunde wüssten genau, wer Leckerlis in der Schublade habe. Miosga sagt: „Manche müssen da wohl aufpassen, dass der Hund nicht zu dick wird – so beliebt sind sie mittlerweile in vielen Büros.“

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