Braunschweig. Das Deutsche Rote Kreuz in Niedersachsen schlägt Alarm. Die Reserven seien bald aufgebraucht, die Schulen fehlten als Spendenlokale.

Wie können Blutspenden in den nächsten Tagen durchgeführt werden? Das Blut ist zwar wichtig, aber dabei kommen Menschen eng zueinander. Was können Blutspender tun, um die Blutversorgung aufrecht zu halten?

Das fragt Leser Jan Birkenfeld.

Zu dem Thema recherchierte Dirk Breyvogel.

Blutspenden sind wichtig, oft lebenswichtig. Krankenhäuser benötigen ausreichend Vorräte, um Operationen und Transfusionen durchführen zu können. Auch bei der Krebstherapie kommt gespendetes Blut zum Einsatz. Nur zwei bis drei Prozent der Deutschen spendet nach Angaben von Ärzteorganisationen Blut. Vielleicht aus Bequemlichkeit, wahrscheinlich auch, weil es eine sensible und intime Angelegenheit ist, bei der hygienische Vorschriften zwingend zu beachten sind. Die Entnahme setzt die räumliche Nähe von Arzt und Spender voraus. Daher ist die Frage des Lesers durchaus berechtigt, wie in Zeiten von Corona, in denen alle politischen Maßnahmen darauf zielen, dass sich die Menschen in der Öffentlichkeit nicht begegnen, weiter Blutspenden generiert werden können.

Markus Baulke vom Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Niedersachsen nennt die Situation landesweit zwar noch stabil, der Rückgang der Spendebereitschaft sei nach Bekanntwerden der Ausbreitung des Coronavirus aber klar erkennbar. Er liege aktuell bei sieben bis acht Prozent, Tendenz steigend, sagte Baulke gegenüber unserer Zeitung. Noch reichten die Reserven in Niedersachsen aus. „In den nächsten Wochen droht aber ein Versorgungsengpass“, erklärte er. Die Menschen seien sensibler, gespendet würde aber immer noch, „auch in Braunschweig ist das so“. Gravierender sei, dass mit der Schließung der Schulen auch viele Spendenlokale weggebrochen seien, sagt er. Er sei im Austausch mit den kommunalen Trägern, an welchen Orten die geplanten Spendentage des DRK noch stattfinden könnten. Denn die Schulen seien ja nicht „infiziert“, sondern die Menschen sollten sich dort nur nicht gegenseitig anstecken, erklärt Baulke. Das DRK hat zuletzt allein für Niedersachsen 24. Blutspende-Termine am Tag angeboten. Man suche auch nach Alternativen, nach Räumen in der Gastronomie oder im öffentlichen Raum. „Jetzt, wo das Wetter besser wird, werden wir versuchen, Zeltburgen aufzustellen, damit Blut gespendet werden kann.“

Die Situation entschärfen könnte laut Baulke die seit Montag in Kraft getretene gesetzliche Anordnung, nicht notwendige Operationen zu verschieben, um Kapazitäten auf den Intensivstationen für Corona-Erkrankte zu schaffen. „Dann wird auch weniger Blut benötigt. Das kann dazu führen, dass der Engpass nicht so schnell erreicht wird. Das würde uns etwas Luft verschaffen.“

Das Klinikum Wolfsburg bietet trotz eines seit dem Wochenende geltenden Besuchsverbot weiter die Möglichkeit, Blut zu spenden. „Ausnahmen werden nur aus medizinischen oder palliativmedizinischen Gründen sowie in bestimmten Fällen in der Geburtshilfe, der Kinderklinik und für Blutspenden erteilt“, hieß es in einer Pressemitteilung vom Freitag. Derzeit stehe dieser Bereich des Klinikums uneingeschränkt zur Verfügung, sagte Klinikumssprecher Thorsten Eckert am Montag auf Nachfrage. In einem so dynamischen Prozess sei aber wenig absehbar. Änderungen bei Abläufen oder Öffnungszeiten seien daher jederzeit möglich. Das betont auch DRK-Mann Baulke. „Wir müssen jeden Tag neu bewerten."

Christian Becker spricht für die Helios-Gruppe, die in unserer Region mehrere Kliniken betreibt, darunter in Gifhorn, Helmstedt, Salzgitter und Hildesheim. Man selbst führe in der Regel keine Blutspenden durch, sondern stelle externen Anbietern wie dem DRK Räumlichkeiten zur Verfügung, erklärt Becker. Besondere Vorsichtsmaßnahmen seien in diesen Tagen nicht eingeführt worden. „Wir halten uns an die Vorgaben des Robert-Koch-Instituts. Die sind für alle maßgeblich.“

Auch im Klinikum Braunschweig ist der Rückgang an Spenden erkennbar. Regeln der Blutspende hätten sich laut Dr. Bettina Biermann, Oberärztin am Institut für Klinische Transfusionsmedizin, jedoch nicht geändert. Weiter ist die Blutabgabe nur mit vorheriger Terminabsprache im Klinikum möglich. Biermann weist auf die intensive Vorbesprechung mit den potenziellen Spendern hin. In diesen Gesprächen würden unter anderem auch Reiseaktivitäten, womöglich auch in Risikogebiete, abgefragt werden. Mit Blick auf das Coronavirus teilt Biermann mit: „Bei Auslandsaufenthalten gibt es unterschiedliche Rückstellfristen. Nach den aktuellen Vorgaben des Paul-Ehrlich Institutes im Hinblick auf Sars-CoV2 sind das derzeit 4 Wochen nach Aufenthalt in China. Außerdem dürfen Personen, die einen direkten Kontakt zu Infizierten oder Erkrankten hatten, ebenfalls für 4 Wochen kein Blut spenden. War man selber infiziert, darf erst nach kompletter Ausheilung nach einer Frist von 8 Wochen wieder Blut gespendet werden.“

Das Deutsche Rote Kreuz ist im engen Austausch mit dem Robert-Koch-Institut und dem niedersächsischen Landesgesundheitsamt. Es gebe keine Belege dafür, dass das Coronavirus über Blut übertragen werden kann. Wie immer gelte aber, dass niemand zur Blutspende gehen sollte, der an einem grippalen Infekt leidet oder erkältet ist, erklärt Baulke.

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