Braunschweig. Passend zum 20-jährigen Bestehen des Verbundtarifs attestiert eine Studie hiesigen Verkehrsunternehmen moderate Preise. Braunschweig liegt bundesweit auf Rang fünf.

Die Fahrpreise in der Region sind verbesserungswürdig. In Berlin liegen die Tageskarten bei sieben Euro. Da sind die Bereiche so groß wie Gifhorn-Braunschweig.

Das bemerkt Reiner Verhoef auf unseren Facebookseiten.

Zum Thema recherchierte Andre Dolle.

Das Verbraucherportal Testberichte.de hat die Preise für Busse und Bahnen in Deutschlands Großstädten verglichen. Das Ergebnis: In Braunschweig ist der Nahverkehr günstig. Das Portal hat die ÖPNV-Angebote in 39 Städten mit über 200 000 Einwohnern miteinander verglichen. Dabei hat es unter anderem die Preise für Tagestickets, Einzelfahrscheine und Monatskarten für Erwachsene und Kinder untersucht. Im Schnitt landet Braunschweig auf dem fünften Platz – zusammen mit Bremen.

Laut Niels Genzmer, dem Sprecher des Portals, ist Braunschweig besonders beim Einzelfahrschein für Kinder mit 1,40 Euro (Platz 5) günstig. Auch mit dem Einzelticket für Erwachsene (2,50 Euro, Platz 8) und der Tageskarte (5,50 Euro, Platz 9) liegt Braunschweig in den Top Ten. „Zwar gibt es keine Kurzstrecke, aber dafür fahren Hunde kostenlos – und Handytickets sind rabattiert“, sagte Genzmer.

Unser Leser muss seine Meinung über die Fahrpreise also offenbar revidieren. Das von ihm angesprochene Berlin liegt in der Rangliste lediglich auf Platz 35 von 39 Städten. Die Studie hat jedoch einen großen Haken: Als Tarifgebiet wurde jeweils die gesamte Stadt betrachtet. Völlig unberücksichtigt blieb jedoch die Länge des Netzes sowie die Anzahl der Haltestellen. Berlin leistet sich zudem eine U- und S-Bahn. Braunschweig nicht. Allerdings sindunter den teuren Städten nicht nur Metropolen zu finden.

Die Studie kam Hennig Brandes und Timo Kaupert, den beiden Geschäftsführern des Verkehrsverbunds Region Braunschweig, am Dienstag wie gerufen. Sie luden zum 20-jährigen Bestehen des Verkehrsverbunds. Seit 20 Jahren gilt zwischen Harz und Heide ein einheitliches Tarifsystem mit vier Preisstufen. Ein Ticket reicht von Wittingen bis Goslar oder von Peine nach Helmstedt. Zuvor mussten Bus- und Bahnfahrer mehrere Tickets lösen.

Die Studie des Verbraucherportals lässt auch andere Städte und Landkreise in unserer Region gut aussehen. In Wolfsburg und auch in der Stadt Goslar gilt das Preissystem wie in Braunschweig. Im Rest des Gebietes zahlen Kunden aufgrund der größeren Landkreise 20 Cent mehr pro Einzelfahrschein.

Hätte Wolfsburg mehr als 200 000 Einwohner, läge es in der Studie also ebenfalls auf Rang 5. „Die Studie zeigt: Der Eindruck, dass der ÖPNV in unserer Region teuer ist, der stimmt nicht“, sagte Brandes.

Kaupert und Brandes kündigten Neuerungen an. So soll die Fahrgastinformation in Echtzeit in der Region flächendeckend umgesetzt werden. Das dauert aber noch bis Ende 2022. Der Verkehrsverbund erhält dafür 30 Millionen Euro an Fördermitteln. Den Kunden sollen an den Haltestellen – wie am Hauptbahnhof in Braunschweig – die tatsächlichen Ankunfts- und Abfahrtzeiten angezeigt werden, bei Verspätungen Alternativen.

Ab Ende 2022 will der Verkehrsverbund sich verstärkt dem Thema digitale Tickets widmen. Kunden sollen dann mit dem Smartphone Fahrkarten kaufen können. Bei der Deutschen Bahn ist das längst möglich. Einzelne Verkehrsbetriebe in der Region bieten das ebenfalls schon an – aber nicht flächendeckend.