Braunschweig. Für DLR-Vorstand Lemmer ist es für Autofahrten ohne Fahrer aber noch zu früh.

Mit der Anwendungsplattform Intelligente Mobilität (AIM) und dem Testfeld Autonomes Fahren ist die Region Braunschweig ein Forschungsschwerpunkt zu selbstfahrenden Autos. Federführend beteiligt ist das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Johannes Kaufmann sprach mit Professor Karsten Lemmer, DLR-Vorstand für Energie und Verkehr.

Herr Prof. Lemmer, wie konnte es zu dem tödlichen Unfall in den USA kommen?

Details sind noch nicht bekannt, nur dass ein selbstfahrendes Auto, in dem aber noch ein Fahrer saß, mit einer Fußgängerin zusammengestoßen ist. Eigentlich kann Sensorik über Radar oder Laser mehr wahrnehmen als das menschliche Auge, aber ob die Sensoren die Fußgängerin erkannt haben und falls ja, wie diese Daten verarbeitet wurden, kann ich nicht bewerten. Möglicherweise hätte auch ein Fahrer den Unfall nicht verhindern können. Man muss deutlich sagen: Eine 100-prozentig sichere Technik gibt es nicht. Aber autonome Fahrzeuge versprechen durch schnellere Reaktionen, Sensorik und weitere Faktoren eine insgesamt höhere Sicherheit. Schon jetzt gelten für die Zulassung von Autos strenge Regeln. Bei autonomen Systemen sind diese noch strenger. Deswegen verknüpfen wir Daten aus Simulationen, von Prüfständen, aus AIM und vom Testfeld Niedersachsen, um die Sicherheit weiter zu verbessern. Für eine Zulassung muss die Technik nachweislich mindestens genauso gut sein wie ein Fahrer. Das wird in Deutschland deutlich restriktiver gehandhabt als beispielsweise in den USA.

Dort wird gerade über Tests ohne Fahrer diskutiert. Geht das womöglich alles etwas zu schnell?

Für solche Tests im Realverkehr finde ich es tatsächlich recht früh. In Deutschland gehen wir da einen anderen Weg. Allerdings brauchen wir auch Testfahrten in realen Situationen, denn Verkehr ist sehr komplex. Die Teilnehmer verhalten sich nicht immer regelkonform, fahren zu schnell, ziehen auf eine andere Spur, ohne zu blinken, halten den Abstand nicht ein. Damit muss die Technik umgehen können. Wir machen die Fahrten aber stets mit trainierten Sicherheitsfahrern, die das System permanent überwachen.

Wird der Unfall Konsequenzen für das autonome Fahren haben?

Die gibt es schon. Uber hat seine Tests erst einmal eingestellt. Kurzfristig wird der Prozess mutmaßlich verzögert. Aber auf lange Sicht wird die Entwicklung weitergehen. Es gibt noch immer mehr als 3000 Verkehrstote jährlich in Deutschland. Automatisiertes und autonomes Fahren haben ein großes Potenzial, die Sicherheit zu erhöhen und damit diese Zahl weiter zu senken.

Zwei Leser fragen, ob autonome Autos gehackt werden könnten.

Bei jeder Kommunikation vernetzter Technik muss dieses Risiko bedacht werden. Dafür muss das Auto gar nicht autonom sein. Datenschutz und Datensicherheit sind sehr wichtig. Das ist allen Beteiligten bewusst. Da wird viel Aufwand betrieben.