Büddenstedt. Dank Rebecca Börner-Pach und dem Helmfest-Verein können Metal-Fans der Region zum Open-Air-Festival nach Büddenstedt pilgern – und nicht nur das.

„Wenn Du Jahr für Jahr selbst Heavy-Metal-Festivals besuchst, kommst Du halt irgendwann auf die Idee, selbst eins zu machen“, sagt Rebecca Börner-Pach. Die 36-Jährige ist Mitgründerin des Helmfest-Vereins. Der gründete sich 2019 nach einer Partynacht in einem Schrebergarten – und belebt seitdem nicht nur die regionale Musikszene mit dem mehrtägigen Helmfest-Open-Air bei Büddenstedt, sondern auch mit der Klappstuhl-Metal-Night im Waldbad Birkerteich oder dem „Helmoween“.

„Früher war Helmstedt ja mal eine ziemlich große Kneipenstadt. Leider ist vieles eingeschlafen, es gibt hier kaum noch was. Das wollen wir zurückbringen“, ist neben der Liebe zum Metal-Sound der Antrieb der gelernten Einzelhandelskauffrau. Mit Ehemann Sebastian, Lehrer am Schöninger Gymnasium Anna-Sophianeum, und Hennig Zander bildet sie den Vorstand des kleinen, aber dafür um so umtriebigeren Helmfest-Vereins. Spricht Rebecca von „wir“, sind damit inzwischen nicht mehr nur die 14 Vereinsmitglieder gemeint, sondern eine wachsende, musikbegeisterte Community, die Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung auszeichnet.

„Metal-Fans sind liebe Menschen“

„Metal-Fans sind alle ein bisschen verrückt im Kopf, wirken vom Aussehen manchmal gefährlich – sind aber im Kern liebe Menschen, die alle Spaß an der Sache haben und sich mögen, selbst wenn sie sich persönlich nicht mal kennen“, beschreibt die Mutter von vier Kindern und Hüterin von fünf Katzen und drei Hunden.

Corona vereitelte 2020 die kühne Schrebergarten-Idee, ein Metal-Open-Air auf einem Feld bei Büddenstedt zu veranstalten. Abschrecken ließ sich das Helmfest-Team davon nicht. Mit 650 Besuchern gelang die Premiere ein Jahr später, Helmfest Nummer zwei ging in diesem August über die Bühne und für das Festival im nächsten Jahr sind die ersten Bands schon gebucht, der Ticketvorverkauf läuft.

Im Jahr 2023 steht die dritte Auflage des Helmfest-Open-Airs an

Dass es geklappt hat, das Helmfest-Open-Air im Kulturkalender der Region zu etablieren, liegt aber nicht nur an der Beharrlichkeit des Orga-Teams. „An Anfang wurde unsere Idee belächelt, nach dem Motto: ,Das wird ja sowieso nichts’. Aber mittlerweile fragen uns Firmen sogar, ob sie sich mit einbringen können“, freut sich die 36-Jährige.

Lesen Sie hier die anderen bislang veröffentlichten Kandidatinnen- und Kandidaten-Porträts:

Doch es sei vor allem die Unterstützung, die der Verein von allen Seiten erfahre, die die Motivation anfeuere. Und das gelte nicht nur für die Büddenstedter per se. „Wir sind hier im besten Dorf gelandet. Hier gibt es so viele Metal-Fans, die plötzlich alle aus ihren Löchern gekommen sind und gesagt haben: ,Da helfen wir mit’. Als es 2021 losging, standen plötzlich 20 Leute mit ihren Werkzeugen auf dem Acker und haben gefragt: ,Was kann ich machen?’“

Das Helmfest-Team erhält jede Menge Unterstützung

Ob befreundete Vereine, Kultur- und Musikschaffende, Feuerwehr, THW oder die Lebenshilfe – „es ist diese ausgeprägte Hilfsbereitschaft, die sich total durch alle Generationen zieht, die das Helmfest auszeichnet und möglich macht“, sagt die Metal-Enthusiastin und Kandidatin für die Wahl zum „Helmstedter des Jahres“.

Zu einem Mega-Event wie das Wacken- oder Ballenstedt-Open-Air wollen die Helmfest-Macher – bei aller Begeisterung – ihr Festival nicht auswachsen lassen. Auch bei der Größe setzen sie auf Bodenständigkeit und das Verbindende. Als Wohlfühlgröße streben die Büddenstedterin und ihre Mitstreiter eine Größenordnung um die 1000 Zuschauer an. „Denn je größer ein Festival wird, desto mehr verliert man sich, das Familiäre, die Gemütlichkeit gehen verloren. Auf ein Festival zu fahren, um auf einen Bildschirm zu gucken und neun Euro für ein Bier zu bezahlen, das wollen auch nicht alle Fans.“

Mehr zum Helmstedter des Jahres gibt es hier: Das sind die Kandidaten zum „Helmstedter des Jahres“

Das Projekt „Helmstedter des Jahres“

Sie sind die stillen Helden des Alltags. Menschen, die für andere da sind, sich für die Erhaltung der Umwelt, Wahrung von Kulturgütern und den Tierschutz einsetzen. Die sich seit Jahren engagieren oder Zivilcourage gezeigt und durch ihr Handeln Leben gerettet haben, Menschen, die 2022 etwas Besonderes geleistet haben. Diese Menschen wollen wir ins Licht der Öffentlichkeit holen und ihnen für ihr Engagement danken. Den Preisträger oder die Preisträgerin bestimmen unsere Leserinnen und Leser per Online-Abstimmung. Der Gewinner oder die Gewinnerin wird am 12. Dezember auf der Burg Warburg bei einem Festakt gekürt.