Königslutter. Seine Hilfsarbeit hat bei Marko Dehning Spuren hinterlassen. Der Nominierte zum Helmstedter des Jahres erzählt von seiner Ahrtal-Aktion.

Das unermessliche Leid und die komplette Zerstörung aller Infrastruktur, die ein gigantisches Hochwasser im vergangenen Jahr im Ahrtal anrichtete, trieben Marko Dehning zu noch mehr ehrenamtlicher Unterstützung als es für den 48-jährigen Königslutteraner eigentlich gewöhnlich ist.

Seit 30 Jahren ist Marko Dehning beim Technischen Hilfswerk (THW) als freiwilliger Helfer in Notlagen im Einsatz. So war er beispielsweise beim ICE-Unglück im Jahr 1998 bei Eschede oder bei Elbe-Hochwassern als Teil einer mobilen Versorgungseinheit dabei.

Auch bei der Jahrhundert-Katas­trophe im Ahrtal zögerte der THW-Helfer keine Minute und entschied sich mit zu helfen, anderen Helfern und natürlich den Menschen, die von einem Moment auf den anderen alles verloren hatten, Mahlzeiten zu bereiten. „Eigentlich sollten wir eine Woche bleiben, das haben wir dann aber um eine weitere Woche verlängert“, erinnert sich Marko Dehning. Nun ist er Kandidat für den Titel Helmstedter des Jahres.

Königslutteraner plante eine zielgerichtete Hilfe für die Betroffenen im Ahrtal

So ergab sich für den 48-Jährigen dann auch die Möglichkeit, direkt ins Katastrophengebiet an die Ahr zu fahren und sich ein Bild der Lage zu machen. „Die Zerstörung, das menschliche Leid, die Verzweiflung haben mir einen Impuls über meinen THW-Einsatz hinaus, den Menschen im Ahrtal und auch an der Erft, wo es ebenso ein gigantisches Schadensausmaß gab, zu helfen“, erklärte Marko Dehning.

Dabei stand für den Königslutteraner von Anfang an fest, dass es eine zielgerichtete, an die wirklichen Bedarfe angepasste Hilfe sein sollte. „Über den THW-Einsatz hatte ich Kontakte zu anderen Helfern und auch zu direkt von der Flutkatastrophe Betroffenen aufgebaut. So ließ sich ermitteln, was wo gebraucht wird“, erläuterte Dehning.

So organisierte er hier in der Region zu seiner ersten privaten Hilfstour eine Pkw-Ladung Sicherheitsschuhe. Danach hat die Braunschweiger Zeitung über die Spendensammelaktion von Dehning berichtet. „Dann kam eine regelrechte Sachspendenwelle auf uns zu“, berichtete Dehning, der unter anderem von seiner Frau Doris und seinem Freund Kai Pernau aus Klein Steimke unterstützt wurde.

Das Erlebte bei der Hochwasser-Katastrophe hinterlässt bei Marko Dehning Spuren

Insgesamt vier Hilfstouren brachten Dehning und Pernau dank der großartigen Unterstützung von unzähligen Privatpersonen, aber auch Unternehmen aus dem Landkreis und teilweise aus den angrenzenden Kommunen auf den Weg. Alle erdenklichen Baumaterialien, Lebensmittel und Tierfutter wurden zielgerichtet an Flutopfer verteilt.

Das dabei Erlebte – die tiefberührenden emotionalen Momente, die Dankbarkeit, das ihnen hier entgegen gebrachte Vertrauen der Spender, aber auch das Ausnutzen der menschlichen Notlagen im Ahrtal – all das hat tiefe Spuren bei Dehning und seiner Helferschar hinterlassen.

Der Ehrenamtler wünscht sich den Abbau von Bürokratie

„Ich konnte nicht anders. Mein Inneres hat mir gesagt, dass ich helfen muss. Und es hat mich dann unfassbar beglückt, aber auch an die Grenze des emotional Ertragbaren gebracht. Immer noch spüre ich die mir entgegengebrachte Herzlichkeit. Das werde ich mein Leben lang nicht vergessen“, stellte Marko Dehning gerührt fest. Sein größter Wunsch: Bürokratieabbau bei der Gewährung staatlicher Finanzhilfen zu derartigen extremen Notlagen. „40-seitige Formulare auszufüllen und dann monatelang auf dringendste benötige Hilfe zu warten – das geht gar nicht“, urteilt der Nominierte Marko Dehning.

Das Projekt: Sie sind die stillen Helden des Alltags. Menschen, die für andere da sind, sich für die Erhaltung der Umwelt, Wahrung von Kulturgütern und den Tierschutz einsetzen. Die sich seit Jahren engagieren oder Zivilcourage gezeigt und durch ihr schnelles Handeln Leben gerettet haben. Menschen, die in diesem Jahr etwas Besonderes geleistet haben. Diese Menschen wollen wir aus dem Schatten ins Licht der Öffentlichkeit holen und ihnen für ihr Engagement danken.

Die Abstimmung: Den Preisträger „Helmstedter des Jahres“ bestimmen unsere Leserinnen und Leser mittels Online-Abstimmung. Der Gewinner wird am 12. Dezember bei einer Abendveranstaltung gekürt.

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