Braunschweig. Der Verband medizinischer Fachberufe ruft am Donnerstag zum bundesweiten Warnstreik auf. Mit diesen Einschränkungen müssen Patienten rechnen.

Streiks sind derzeit eine Art Dauerzustand. Nach Verdi, GDL und Co. ruft nun der Verband medizinischer Fachberufe, kurz vmf, an diesem Donnerstag zum bundesweiten Warnstreik auf. Das betrifft alle medizinischen Fachangestellten (MFA), die nicht in Kliniken beschäftigt sind – also Arzthelferinnen und Arzthelfer. Für den 8. Februar ist außerdem eine Kundgebung in Berlin geplant.

Auslöser für den Streik sind die stockenden Tarifverhandlungen zwischen der Arbeitgeberseite, der Arbeitsgemeinschaft zur Regelung der Arbeitsbedingungen der Arzthelferinnen (AAA), und dem Verband medizinischer Fachkräfte. Letzterer lehnt das Angebot der Arbeitgeberseite bislang ab. Man fordert generell höhere Gehälter und insbesondere verbesserte Einstiegsgehälter für Auszubildende. Der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) zufolge ist dies ein Hauptgrund für den Fachkräftemangel, da viele Auszubildende wegen des Gehalts früh abwandern würden.

Auf diese Einschränkung müssen sich Patienten in der Region Braunschweig-Wolfsburg vorbereiten

Patienten in Braunschweig, Wolfsburg und der Region müssen beim Arztbesuch am Donnerstag mit Einschränkungen rechnen. Wie stark diese ausfallen werden, hängt laut einer vmf-Sprecherin von der Beteiligung am Streik ab. Die KVN geht davon aus, dass es vereinzelt zu Schließungen von Praxen kommt, es jedoch stark von der Fachgruppe abhängig sein wird. Laut der vmf-Sprecherin ist davon auszugehen, dass Telefonanrufe in Arztpraxen möglicherweise unbeantwortet bleiben. Je nach Beteiligung am Arbeitskampf könnte es auch dazu kommen, dass bestimmte Behandlungen nicht mehr angeboten werden. Eine Sprecherin der KVN teilte mit: „Momentan gehen wir nicht davon aus, dass es sich um einen großflächigen Streik handelt, der zur Schließung nahezu aller Praxen führen könnte.” Der Braunschweiger Arzt Dr. Wolfgang Schneider-Rathert betont, dass der Streik sich nicht gegen die Patienten richtet. Zu rechnen sei mit „Informationsveranstaltungen, Wartezeiten und auch notgedrungenen punktuellen Praxisschließungen“. Für den Arzt seien die zu erwartenden Einschränkungen nur das, was der zukünftige Dauerzustand wäre, wenn jetzt nicht gegengesteuert werde.

Alle ambulanten Tätigen haben den Eindruck, dass die Systemrelevanz der ambulanten Gesundheitsversorgung politisch immer noch nicht gesehen wird
Dr. Wolfgang Schneider-Rathert - Arzt in Braunschweig

Neben der Hauptforderung nach höherem Lohn setzt sich der Verband medizinischer Fachberufe auch für einen Inflationsausgleich und Sonderzahlungen ein. Dr. Dirk Heinrich, Vorstandsvorsitzender des Spitzenverbandes für Fachärzte in Deutschland, drückt gegenüber der Ärzte-Zeitung sein volles Verständnis für den Warnstreik aus, weist aber auch darauf hin, dass die Tarifsteigerungen auch für die Praxen unmittelbar refinanzierbar sein müssten. Diese Auffassung teilt die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen. Auf Anfrage verweist die KVN auf die Politik, die hier in der Verantwortung stehe, die ambulante Gesundheitsversorgung entsprechend auszustatten und sie zukunftsfähig zu gestalten.

Braunschweiger Arzt: Fehlende Anerkennung für Arzthelfer während der Pandemie

Im Gegensatz zu Tarifkonflikten in anderen Branchen driften die Ziele der Parteien in diesem Konflikt weniger weit auseinander. Auch die Arbeitgeberseite will den medizinischen Fachangestellten bessere Gehälter zahlen, um Abwanderung zu verhindern und den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Allerdings sei der finanzielle Spielraum in der ambulanten Gesundheitsversorgung begrenzt, vermeldet die KVN. Für Schneider-Rathert liegen die Probleme tiefer. Er bemängelt die fehlende Anerkennung und verweist auf die Zustände während der Pandemie. Er kritisiert, dass medizinische Fachangestellte und Hausärzte im Coronakrisenstab der Bundesregierung nicht genügend angehört worden seien. „Alle ambulanten Tätigen haben den Eindruck, dass die Systemrelevanz der ambulanten Gesundheitsversorgung politisch immer noch nicht gesehen wird“, meint der Arzt.

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