Braunschweig. Eine groß angelegte Übung zeigt, dass Braunschweig es ernst meint mit der Vorbereitung auf Gefahrenlagen.

Katastrophen- und Bevölkerungsschutz-„Leuchttürme“ sollen im Stadtgebiet aufgebaut werden, um im Fall eines großflächigen Stromausfalls die Bevölkerung versorgen und informieren zu können. Am Samstagabend gab es eine groß angelegte Übung von Stadt, Feuerwehren und Technischem Hilfswerk (THW) an der Halle Naumburgstraße, die zeigte: Das Konzept trägt, doch es bleibt auch noch einiges zu tun.

Alles wird geübt: Notfallseelsorge betreut eine weinende „Anwohnerin“, realistisch gespielt von einer Laiendarstellerin.
Alles wird geübt: Notfallseelsorge betreut eine weinende „Anwohnerin“, realistisch gespielt von einer Laiendarstellerin. © Bernward Comes

Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, Umweltkatastrophen, Energiemangellage – durch eine Massierung von Ereignissen, die den Katastrophenschutz fordern, hat ein starkes Umdenken eingesetzt. „Kritische Infrastruktur“ ist ein Begriff, der ganz neue Bedeutung erlangt hat. „Wir üben hier für etwas, das hoffentlich niemals eintritt, aber wir müssen eben auch dafür gerüstet sein“, sagt Braunschweigs Feuerwehrchef Torge Malchau.

Feuerwehr-Chef: Wir üben hier für etwas, das hoffentlich niemals eintritt, aber wir müssen auch dafür gerüstet sein

In einem solchen Fall ist besonders die Zusammenarbeit von Stadtverwaltung, Feuerwehren, THW und weiteren Akteuren gefragt. Sie müssen stabil miteinander und mit der Bevölkerung kommunizieren können, aber auch in der Lage sein, Menschen in Notlagen betreuen, beruhigen und unterbringen zu können. Das können auch sehr Viele werden.

Deshalb sollen kleinere und mittlere „Leuchttürme“ im Stadtgebiet errichtet werden können, gleichsam temporäre und mobile Schaltzentralen mit Zelten, gegebenenfalls Heizung, Funk, Notruf-Management, Einsatzfahrzeugen, Notstromgenerator, Arbeitsmöglichkeiten für die Kräfte, schnell errichtet, flexibel und möglichst agil. Denn das Geschehen im Katastrophenfall, insbesondere Massenwirkungen, ist nur schwer zu kalkulieren.

„Mittlerer Leuchtturm“ errichtet: Braunschweigs Feuerwehr-Chef Torge Malchau zieht ein erstes Fazit der Übung an der Halle Naumburgstraße.
„Mittlerer Leuchtturm“ errichtet: Braunschweigs Feuerwehr-Chef Torge Malchau zieht ein erstes Fazit der Übung an der Halle Naumburgstraße. © Bernward Comes

So werden wir Zeuge, wie am Samstagabend immer wieder „verwirrte Menschen“ mit ihren Anliegen auf die Sicherheitskräfte, Helfer und Notfallseelsorger einstürmen. Eindrucksvoll gespielt übrigens von einer Laiendarsteller-Truppe aus Hannover, die im Ehrenamt besondere Lagen bei Übungen einspielt, etwa auf Flughäfen oder bei Sondereinsatzkommandos der Polizei.

„Zeitsprünge“ werden in die Übung eingespielt – danach spitzt sich die Lage zu

Es gibt kaum ein Problem, keine Verwundung und Notlage, die diese Leute noch nicht gespielt haben, übrigens auch mit jenem Furor, der zu erwarten ist, wenn die mögliche Katastrophe samt Ausfallerscheinungen über mehr als 24 Stunden oder gar Tage andauern sollte.

Aber gerade das wird heute mit einem „mittleren Leuchtturm“ geübt. Auch Ratsmitglieder informieren sich, die das Konzept ja beschlossen haben. Zwar geht es an diesem Tag nur bis Mitternacht, aber zwischendurch werden „Zeitsprünge“ eingespielt. Anschließend hat sich die Lage noch einmal dramatisch verschärft. „Auch dieser Situation müssen wir Herr werden“, sagt der Braunschweiger Ortsbeauftragte des THW, Ingo Kettner, und lobt ausdrücklich die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten.

Insgesamt sind von allen beteiligten Institutionen 125 Einsatzkräfte an diesem Abend dabei, dazu 25 Laien-Darsteller und etliche Übungsbeobachter, die alles protokollieren. Nicht alles klappt reibungslos, doch alles andere wäre eine Überraschung. „Aber wir wollten heute auch unsere Grenzen kennenlernen“, sagt Malchau.

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