Braunschweig. Es gibt viel Kritik für die Überlegung von Stadtverwaltung und Politik, den Brodweg im Osten der Stadt für KFZ-Durchgangsverkehr komplett zu sperren.

Seit Anfang 2022 ist der Brodweg im Osten Braunschweigs wegen Bauarbeiten gesperrt. Er ist eine stark genutzte Verbindungsstraße zwischen Helmstedter Straße und Georg-Westermann-Allee. Die Sperrung war nötig, weil die Bahn die über dem Brodweg verlaufende Eisenbahnbrücke erneuert hat. Die Restarbeiten vor allem an der Straße hatten sich zuletzt unter anderem aufgrund der Witterung verschoben. Vor einigen Tagen hat die Stadt angekündigt, dass der Brodweg nun am Freitag, 26. Mai, freigegeben werden soll.

Dabei wurde erstmals in größerem Rahmen öffentlich bekannt, dass es die Überlegung gab, die Sperrung für den Durchgangsverkehr nach Abschluss der Bauarbeiten zunächst beizubehalten – angesichts der „kritischen Situation für Fußgänger und Radfahrer“, wie es von Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer hieß. Im Zuge der Erstellung des Mobilitätsentwicklungsplans sollte demnächst eine dauerhafte Sperrung geprüft werden. Die Stadtverwaltung wollte eine Beschlussvorlage erarbeiten, und die Politik sollte darüber abstimmen – so die Absprache im Mobilitätsausschuss.

Von diesem Vorgehen hat die Stadt nun aber Abstand genommen und begründet das insbesondere mit Bedenken von Polizei und Feuerwehr – ihnen sei eine freie Durchfahrt wichtig. Der Brodweg soll daher am Freitag, 26. Mai, wieder geöffnet werden. Zugleich soll dennoch eine dauerhafte Sperrung weiter geprüft werden. Dieses Vorgehen ärgert die Grünen-Fraktion im Rat. Und was sagen unsere Leser? Wir dokumentieren hier einige Leserbriefe.

Thomas Nagler, Braunschweig: Brodweg für alle!

„Es gab tatsächlich die Überlegung diese wichtige Eingangsstraße für den Durchgangsverkehr zu sperren? Neben der Helmstedter Straße ist der Brodweg nunmal eine der Eingangsstraßen in Braunschweig. Und das nicht aus dem Grund, dass man die hiesigen Anwohner:innen ärgern möchte, sondern weil alternative Routen überlastet sind.

Alternativ fahren die Pendler nunmehr seit einiger Zeit über Riddagshausen, die Ebertallee und dann über die Georg-Westermann-Allee in die Stadt. Ich empfehle allen Verantwortlichen, sich dieses Verkehrsspektakel morgens einmal anzusehen um festzustellen, dass da nichts mehr geht, da sich die Autos von der Kreuzung Marienstift/Helmstedter Straße bis hin zum Prinz-Albrecht-Park zurückstauen. Die eingerichtete Baustelle an der Stadthalle verschärft dieses Problem noch, da die Ampelschaltung an der Kreuzung Helmstedter Straße/Ring eben nicht angepasst wurde. Warum auch? Wenn’s gut läuft, kommen drei Autos durch.

Zurück zur Belastung für die Anwohner: Die Anwohner der Georg-Westermann-Allee und angrenzenden Straßen begeistert das hohe Verkehrsaufkommen ebenfalls nicht – eine Sperrung wäre auch hier eine, im Sinne der Anwohner, gute Lösung, oder? Nein!

Kurzum: Die Sperrung von wichtigen Einfallstraßen ist definitiv keine Lösung im Sinne der Verkehrslenkung. Die Belastung sollte auf möglichst viele Schultern verteilt werden, um den immer noch zunehmenden Autoverkehr besser lenken zu können und ihn für alle gleichermaßen verträglich zu machen. Straßen zu verschmälern, so wie es u.a. mit der Kurt-Schumacher-Straße oder dem Bruchtorwall geplant ist, verschärfen die Verkehrssituation weiter. Die Verantwortlichen tun gut daran, endlich ein zukunftsfähiges Verkehrs-Gesamtkonzept zu erarbeiten und vorzustellen. Der Verkehr sollte fließen, nicht stehen. Und das sage ich als Radfahrer.“

Uwe Wackerhagen, Braunschweig: Unnötige Umwege!

„Warum werden bei den Planungen wirtschaftliche und Umweltinteressen nicht berücksichtigt? Ein Beispiel: Mein Handwerksbetrieb in Gliesmarode hat viele Stammkunden in Rautheim, Heidberg und Melverode. Die Anfahrt früher über den Brodweg war kurz. Die Sperrung hat mehr Geld gekostet, weil wir durch die Tempo-30-Zonen Kastanienallee oder Westermann-Allee fahren mussten. Jeden Tag brauchten wir ca. 2x15 Minuten mehr, für die An- und die Rückfahrt.

Für eine Baustelle zum Beispiel von einer Woche müssen zukünftig 3,5 Stunden mehr einkalkuliert werden, wenn der Brodweg dauerhaft geschlossen wird. Dafür steigt auch der Benzinverbrauch und die Umwelteinflüsse auf den dicht bewohnten Ausweichrouten. Wie viele Anlieger sind betroffen durch den Mehrverkehr? Wie viel unnötiges CO2 entsteht in den Wohngebieten? Wollen die Anwohner des Brodwegs überhaupt eine Sperrung? Zitat von Stadtbaurat Leuer: ,Beschwerden haben wir keine erhalten.’ Sollen sich alle Nutzer beschweren, wenn die Bundesbahn wichtige Brücken saniert? Ich beschwere mich jetzt, auch im Namen meiner betroffenen Kunden über diesen Planungsunsinn!“

Norbert Pogorzalek, Braunschweig: Wo bleibt die Stadt der kurzen Wege?

„Es ist verständlich, dass bis jetzt noch niemand über den Brodweg „geklagt und gejammert“ hat, da man eine Baustelle aushalten muss. Wenn der Brodweg aber dauerhaft für 8500 KFZ geschlossen bleiben soll, werden alle Autofahrer, die aus den südlichen Stadtteilen z. B. nach Querum fahren wollen, weiterhin durch das Nadelöhr Helmstedter Straße und das östliche Ringgebiet geschickt, vorbei an Krankenhaus, Schulen, Industriegebiet in enger, vollgeparkter Wohnbebauung.

Der eventuell nicht mehr vorgesehene, viel kürzere Weg durch den Brodweg wird dann geopfert. Wo bleibt die „Stadt der kurzen Wege“? Es wäre sinnvoll, nicht nur einzelnen Bereichen die Verkehrsbelastung aufzubürden, sondern für eine gewisse gleichmäßige Belastung zu sorgen.“

Günter Tareilus, Braunschweig: Lange Staus sind die Regel

„Da wird der Brodweg wegen eines Brückenneubaus voll gesperrt und ich als Anwohner der Georg-Westermann-Allee akzeptierte die vorübergehende Mehrbelastung durch den Umleitungsverkehr, zusätzlich zu der schon vorhandenen Belastung durch die vielen PKW, Busse und LKW. Eine Beschwerde über den Zusatzverkehr hätte den Brückenneubau und die Vollsperrung des Brodwegs ja wohl nicht verhindert. So dachte ich.

Jetzt erfahre ich, dass dieses Nicht-Beschweren auch noch als Zustimmung zur dauerhaften Sperrung des Brodwegs umgedeutet wird. Was für ein Verständnis von Bürgerwillen ist das denn? Nein! Ich bin ganz und gar nicht einverstanden mit der dauerhaften Brodweg-Sperrung. Der zusätzliche Verkehr raubt mir den Nerv. Lange Staus durch den morgendlichen Berufsverkehr sind mittlerweile der Regelfall. Während auf dem Brodweg schon jetzt keine LKW mehr fahren, teilen sich auf der Georg-Westermann-Allee die Fahrradfahrer die Straße mit Bussen und LKW oder fahren lieber sicherheitshalber auf dem schmalen Bürgersteig. Über die Sinnhaftigkeit, den eigentlich stadtauswärts führenden Verkehr des Brodwegs kilometerweit in Richtung Stadtmitte umzuleiten, kann man ja vielleicht auch noch diskutieren. Ob diese Diskussion überhaupt gewollt ist, wage ich zu bezweifeln.“

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