Braunschweig. Zwei junge Unternehmer wollen in Braunschweigs Östlichem Ringgebiet mit „Koko Grünwaren“ nicht bloß CBD-Produkte verkaufen, sondern Treffpunkt sein.

Ohne großes Aufsehen zu erregen, hat im Östlichen Ringgebiet an der Ecke Humboldtstraße/Hagenring ein neues Geschäft eröffnet: „Koko Grünwaren“. Anders als der Name zunächst vermuten ließe, handelt es sich nicht um ein Pflanzengeschäft, sondern um ein Fachgeschäft für CBD-Produkte. Wobei: Es dreht sich trotzdem um eine Pflanze. Denn CBD steht für Cannabidiol, einen Wirkstoff aus der weiblichen Hanfpflanze – lateinisch auch Cannabispflanze genannt. In den Regalen stehen unter anderem Öle, Cremes und Tees, aber auch Vape-Pens (zu deutsch: Verdampfer), die den Wirkstoff enthalten.

Wer bei CBD an Kiffen und Rausch denkt, irrt. Denn die Produkte haben keine berauschende Wirkung. Der Rausch beim Kiffen entsteht durch den Wirkstoff Tetrahydrocannabinol, kurz THC. Das ist ebenfalls ein Cannabinoid, kommt jedoch in legalen CBD-Produkten nicht oder nur in gesetzlich streng regulierten, geringen Mengen vor. Die gesetzliche Obergrenze liegt bei einem THC-Gehalt von 0,2 Prozent.

„Wir wollen die Gesellschaft darüber aufklären, dass Cannabis eben kein bloßes Rauschmittel ist. Es bietet zahlreiche Wirkstoffe, die nicht berauschend wirken“, sagt Jim Koch mit Hinblick auf CBD. Der 22-Jährige betreibt den Laden zusammen mit Jugendfreund Fynn Kogerup (22). Die beiden kennen sich bereits seit Teenager-Tagen, studieren Wirtschaftsinformatik an der TU Braunschweig. „Wir haben aber gemerkt, dass wir BWL lieber im praktischen Sinne kennenlernen wollen“, sagt Koch.

Kunden sollen eigene Erfahrung mit CBD machen

Auch wenn die Produkte bei „Koko Grünwaren“ nicht dem Rausch dienen, ist die Rechtslage dennoch verzwickt: Der Laden darf CBD-Produkte, wie etwa Öle, Cremes oder Duftmittel, nur als Dekorations- Kosmetik oder Aromatherapie-Artikel verkaufen. „CBD-Öl darf nur als Mundpflege genutzt werden und muss nach Anwendung ausgespuckt werden“, erklärt Kogerup. Würden die Öle zum Verzehr verkauft, müssten sie nach EU-Recht eine Zulassung für neuartige Lebensmittel („novel food“) durchlaufen.

Beliebt ist CBD vor allem, da einige Nutzer ihm eine beruhigende und schmerzlindernde Wirkung zuschreiben. Wenngleich klinische Studien bei CBD tatsächlich etwa eine schmerzlindernde oder entzündungshemmende Wirkung belegen, gelten in Deutschland nur verschreibungspflichtige CBD-Medikamente – etwa bei bestimmten Formen der Epilepsie – als erwiesenermaßen wirksam. Da sie keine zertifizierten Medikamente verkaufen, beraten Koch und Kogerup auch nicht zur Wirkung ihrer CBD-Produkte, sondern können nur von Erfahrungen berichten.

„Wir wollen den Kunden ermöglichen, ihre eigenen Erfahrungen mit den Produkten zu machen“, sagt Kogerup. Seine Großmutter, sagt er, benutze zum Beispiel inzwischen CBD-Wärmegel gegen ihre Schmerzen. Die beiden jungen Betreiber verstehen sich als Aufklärer zum Thema Hanf auch in Hinblick auf die bevorstehende Legalisierung des Besitzes von THC-haltigem Cannabis und der Einführung von „Cannabis Social Clubs“ in Deutschland. Das sind Vereine, in denen dann auch THC-haltiges Cannabis an Mitglieder ohne Gewinn verkauft werden darf.

Die Koko-Gründer wollen Cannabis vom verbreiteten Schwarzmarkt-Rauschgift-Image befreien. „Besser die Kunden haben ihren ersten Kontakt mit Cannabis über CBD und nicht über THC-haltiges Gras“, sagt Koch.

Nicht nur Laden, sondern Treffpunkt für den „Kiez“

Sie sind nach der Hanfbar und dem Bunny’s Store bereits das dritte Geschäft, das sich auf CBD-Produkte spezialisiert hat. Auch in Apotheken gibt es CBD-Öle und Ähnliches zu kaufen und einige Geschäfte für E-Zigarettenbedarf bieten CBD-Verdampfer an. Koch und Kogerup – aus deren Anfangsbuchstaben der Name „Koko“ für das Geschäft hervorgeht – wollen mehr sein als bloß ein Produktverkaufsplatz. Die beiden wohnen im Östlichen Ringgebiet und möchten aus dem „Koko“ einen „Kiez-Treffpunkt“ für das Viertel machen. „Unser Vorbild sind die Kieze von Berlin-Kreuzberg“, sagt Koch, den die lockere, familiäre Atmosphäre in den Geschäften dort begeistert hat. „Niemand, der zu uns kommt, muss sich genötigt fühlen, etwas zu kaufen, sondern kann es sich auch einfach bequem machen, quatschen oder die Kreuzung beobachten“, sagt Kogerup. Dabei soll der Laden kein Jugendtreff sein, sondern auch für Familien und Rentner offen stehen, betonen die Betreiber.

An hochwertigen Sitzgelegenheiten und Atmosphäre mangelt es nicht, Designer-Lampen und Möbel aus den 1970er Jahren stechen beim Betreten des „Koko“ ins Auge. Auch draußen haben die beiden Betreiber Möbel aufgebaut.

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