Braunschweig. Oberbürgermeister Kornblum: Während der Sperrzeiten beim Bau der Weddeler Schleife wird Braunschweig vom ICE-Nord-Süd-Verkehr abgehängt.

Oberbürgermeister Thorsten Kornblum hat die Deutsche Bahn AG gebeten, während der mehrmonatigen Sperrung in Zusammenhang mit dem Ausbau der Weddeler Schleife für mehr Direktverbindungen von Braunschweig in Richtung Berlin und Süddeutschland zu sorgen. Darauf weist die Stadt in einer Pressemitteilung hin.

Die Bahn hatte kürzlich Bauverzögerungen bei der Weddeler Schleife angekündigt – unter anderem wegen Lieferschwierigkeiten, Engpässen beim Baumaterial infolge des Ukrainekriegs und wegen des Güterzugunfalls bei Leiferde. Demnach wird der Ausbau noch nicht bis Ende 2023 möglich sein, sondern erst im Frühjahr 2024, und damit auch der geplante Halbstundentakt zwischen den beiden Städten.

Die Folge: Die Strecke zwischen Braunschweig und Wolfsburg wird in zwei langen Sperrpausen insgesamt ein halbes Jahr lang blockiert. Die Weddeler Schleife soll zunächst wie geplant zweieinhalb Monate lang vom 16. Juni bis 24. August 2023 gesperrt werden. Zusätzlich ist laut der Bahn eine erneute, dreieinhalb Monate lange Sperrung der Strecke zwischen Braunschweig und Wolfsburg vom 10. Dezember 2023 bis Ende März 2024 erforderlich. Ersatzbusse sollen fahren.

Braunschweig bittet um mindestens drei weitere Zugpaare

Zwischen Braunschweig und Wolfsburg pendeln täglich mehr als 13.000 Menschen. Doch die Strecke ist nicht nur im Nahverkehr relevant, sondern ebenso im Fern- und Güterverkehr. Kornblum weist nun darauf hin, dass es während der Sperrpausen nur eine einzige Direktverbindung zwischen Braunschweig und Berlin in jede Richtung gebe – und diese sei zeitlich insbesondere für Pendlerinnen und Pendler nicht geeignet.

Daher hofft Braunschweigs Oberbürgermeister laut der Pressemitteilung, dass zu den Sperrzeiten weitere Direktverbindungen mit Umleitung der ICE-Züge über Magdeburg und Potsdam/Golm zwischen Braunschweig und Berlin möglich sind: „Mindestens drei Zugpaare, die um 8 Uhr oder 9 Uhr, um 13 Uhr sowie um 18 Uhr Braunschweig aus beiden Richtungen erreichen, würden im Vergleich zum bisherigen Angebot während der Sperrpausen eine deutliche Verbesserung darstellen.“

Kornblum: Umstieg in Wolfsburg ist sehr unattraktiv

Der Oberbürgermeister begrüßt die geplante Fertigstellung der Weddeler Schleife im nächsten Jahr. Die Gründe für die Verzögerung seien nachvollziehbar. Mit den Sperrpausen der Weddeler Schleife werde Braunschweig (und auch Hildesheim) jedoch vom ICE-Verkehr nach Berlin sowie nach Göttingen, Kassel, Fulda, Frankfurt/Main und weiter in Richtung Süden abgehängt.

„Braunschweig hat zahlreiche Pendlerinnen und Pendler, die aus Berlin und dem südlichen Niedersachsen nach Braunschweig den Zug nutzen. Mit den zahlreichen Bundesbehörden und den Universitäten in Braunschweig besteht zudem ein reger Besuchsverkehr. Die Verbindung aus Berlin mit Umsteigen in den Busersatzverkehr in Wolfsburg ist dabei sehr unattraktiv, weil der Busersatzverkehr nicht abgestimmt auf die ICE-Züge verkehrt. Gleiches gilt für die Gegenrichtung. Außerdem ist er im Komfort – auch für das Arbeiten mit Laptop – wenig attraktiv.“

Eine Bahnsprecherin teilte am Freitag auf Anfrage mit, dass das Schreiben Kornblums eingegangen sei und nun geprüft werde. Kommende Woche werde der Oberbürgermeister eine Rückmeldung erhalten.

FDP-Bundestagsabgeordnete: Eine einzige Direktverbindung ist viel zu wenig

Die Braunschweiger Bundestagsabgeordnete Anikó Glogowski-Merten (FDP) teilte am Freitag mit, eine einzige Direktverbindung zwischen Braunschweig und Berlin während der angekündigten Sperrzeit sei viel zu wenig. „Eine Prüfung nach einem Angebot für weitere Verbindungen ist wünschenswert und für unsere PendlerInnen unerlässlich.“ Die Bitten des Oberbürgermeisters werde sie daher sofort weitergeben und mit dem Ziel, für alle Beteiligten Planungssicherheit zu schaffen, in Gespräche mit ihren Kollegen in den Ministerien gehen.

Landtagsabgeordneter (Grüne): Alternative Streckenführungen nutzen!

Auch der Braunschweiger Landtagsabgeordnete Andreas Hoffmann (Grüne) stellt sich hinter Kornblums Forderung. „Die Verbindung Hannover–Berlin ausschließlich über Wolfsburg zu führen, macht die Verbindung stark anfällig für einen kompletten Ausfall dieser, für die Region, wichtigen Verbindung“, mahnt er und erinnert an den Güterzugunfall bei Gifhorn und die damit einhergehende tagelange Vollsperrung der Strecke im November 2022.

„Es ist auf den ersten Blick unverständlich, warum aus den gemachten Erfahrungen keine Schlüsse gezogen werden, die Bahn das Risiko erneut eingeht und vorhandene alternative Streckenführungen nicht stärker nutzt“, so Hoffmann. Es müsse geprüft werden, ob während der Baumaßnahmen der bisher geplante Verkehr durch weitere Direktverbindungen mit Umleitungen über Magdeburg ergänzt werden könne.

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