Rosa ist offenbar eine ziemlich gesprächige Katze. Maunzt und miaut beim Hausbesuch so kommunikativ, dass man sich tatsächlich angesprochen fühlt. Und Rosa hat inzwischen viel zu erzählen. „Seit ihrem Abenteuer in freier Wildbahn gibt sie uns noch viel deutlicher zu verstehen, was sie will“, sagt Julia Spakowski schmunzelnd.
Wir hatten Anfang April darüber berichtet, dass Rosa nach ihrer Flucht aus der Ukraine verschreckt das Weite gesucht hatte, nachdem sie in der Weststadt angekommen war. Sie war mit Julia Spakowskis Schwiegermutter aus Krivoj Rog gekommen, einer Großstadt in der südlichen Ukraine. 625.000 Menschen leben dort. Das Haus der Schwiegermutter sei schon kurz nach Kriegsausbruch von Raketen beschossen worden, berichtet die Schwiegertochter.
Die Familie kam vor drei Jahren als Spätaussiedler nach Braunschweig
So ergriff Rosa mit der Schwiegermutter die Flucht. Sie musste stundenlang inmitten der langen Schlangen an der Grenze während der Busfahrt in einer Reisetasche ausharren. Drinnen war’s dunkel und eng. „Sie war sehr verstört in Braunschweig angekommen“, sagt Julia Spakowski, die mit ihrem Mann und den zwei Kindern vor drei Jahren als Spätaussiedlerin nach Braunschweig gekommen war und der Rosa vor dem Umzug nach Deutschland gehört hatte. Der Familie hatte nach der russischen Krim-Annexion nichts Gutes geschwant. So war sie gegangen und hatte Rosa in der Obhut der Schwiegermutter gelassen.
Die Familie war nach dem Verschwinden der Katze in heller Aufregung; schwärmte aus der Lechstraße weitläufig aus, um sie zu suchen, postete den Verlust auf Instagram und Facebook, bat um Hinweise, falls Rosa irgendwo gesichtet würde. Töchterchen Arina (8) verteilte mit Freunden Flugblätter, und freundliche Nachbarn schalteten die Braunschweiger Zeitung ein. Doch nichts. Rosa blieb verschwunden.
Rosa hatte in einem Kleingarten drei Babys geboren
„Wir waren etwas beruhigt, nachdem uns das Tierheim gesagt hatte, dass bei ihnen keine tote Katze gemeldet worden sei, auf die Rosas Beschreibung gepasst hätte. Wir gingen davon aus, dass sie bei anderen Menschen untergekommen ist und hatten keine Hoffnung mehr, sie je wiederzusehen.“
Doch nach etwa fünf Monaten wurde Rosa von einer aufmerksamen Weststädterin auf dem Gelände des Gartenvereins Westend entdeckt. Familie Spakowski gelang es tatsächlich, sie wenig später aufzuspüren. Doch Rosa zeigte sich zunächst wenig zugänglich, ließ sich ungern auf den Arm nehmen, rannte immer wieder weg. „Sie maunzte und miaute ständig und wollte uns offenbar etwas mitteilen.“ Schließlich habe Rosa sie zu einem Kleingarten geführt. „Wir haben dann den Besitzer ausfindig gemacht, der uns erlaubte, Rosas Versteck auf seinem Grundstück zu suchen.“ Es lag gut getarnt zwischen einem Zaun und einem Werkzeugregal.
Die drei Katzenbabys sind schon vergeben
Mit ihren drei Babys zusammen ließ sich Rosa dann gerne mit zurück in die Wohnung nehmen. Zwei Katerchen und eine süße kleine Katze hatte sie geboren. „Sind alle schon vergeben“, sagt Julia Spakowski. Die Liste der Anwärter sei lang gewesen, erklärt sie uns amüsiert. Die Babys sind jetzt etwa fünf Wochen alt und werden ungefähr bis zum dritten Lebensmonat bei Rosa bleiben.
Rosas Verschwinden hat einiges beigetragen zur Integration der Spakowskis. „Im Zuge der Suche haben wir viele Menschen kennengelernt. Alle waren so nett und hilfsbereit.“ Sohn Gleb war in der Nachbarschaft als Dankbarkeits-Bote unterwegs mit Pralinenschachteln.
BZ-Leserin spendete spontan 50 Euro
Dankbar ist Julia Spakowski auch einer Leserin unserer Zeitung, die 50 Euro in einen Umschlag steckte und an die Zeitung adressierte mit der Bitte, das Geld Rosa zukommen zu lassen. „Wir werden ihr davon einen GPS-Tracker kaufen. So kann sie nach Herzenslust draußen herumstromern, und wir können sicher sein, dass wir sie wiederfinden.“
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