Im Rahmen des Innenstadt-Dialogs waren auch die Bürger gefragt. Alle Braunschweiger konnten im Dezember und Januar über das Portal „Wikimap“ ihre Ideen einbringen: Was soll sich in der Innenstadt ändern? Was ist gut? Was dabei herausgekommen ist, haben die Braunschweig Zukunft GmbH und die Beratungsagentur CIMA jetzt ausgewertet und zusammengefasst. Rund 1100 Beiträge und Kommentare seien eingegangen, heißt es, und diese erhielten insgesamt fast 23.000 Bewertungen.
Ein Überblick über die vier zentralen Themen
1. Mehr Sicherheit im Individualverkehr: Verträglichkeit von Rad- und Fußwegen vor allem in der Fußgängerzone erhöhen, Radverkehrsverbindungen in die Innenstadt (vor allem nördlich und südlich) ausbauen und Radwege sicherer gestalten, Gehwege in Parks und Erholungsgebieten verträglicher für den Rad- und Fußverkehr gestalten.
2. Mehr Infrastruktur für Fahrräder und E-Mobilität: Sichere Fahrradstellplätze ausbauen, mehr Ladesäulen für E-Autos installieren.
3. Mehr Grün: Öffentliche Plätze bepflanzen/entsiegeln, Bepflanzungen und Möblierung auf dem Schlossvorplatz, Parkplätze und (Beton-)Fassaden begrünen.
4. Mehr Erholung: Wasser erlebbar machen und Wegeleitsysteme für Erholungsgebiete installieren, Magnikirchplatz stärker als Veranstaltungs- und Erholungsort nutzen sowie Gastronomie, Cafés, Sitzgelegenheiten auf Plätzen ermöglichen.
Zwei Themen wurden laut CIMA sehr kontrovers diskutiert
Gegensätzliche Ansichten gibt es zum Thema Individualverkehr im Spannungsfeld zwischen Erreichbarkeit und Umweltbelastung: „Viele Beiträge plädieren für den Erhalt der PKW-Erreichbarkeit und die Bereitstellung ausreichender Parkplatzangebote sowohl für Besuchende als auch für Anwohnende“, wird in der Auswertung erläutert. „Dagegen sprechen viele Beiträge, die eine Reduktion oder Abschaffung des motorisierten Individualverkehrs und die Stärkung des Umweltverbunds fordern.“ Umstritten ist unter den Teilnehmern zum Beispiel die Frage, ob der Bohlweg autofrei werden sollte – dafür gab es sowohl viel Zustimmung als auch viel Ablehnung.
Und: Häufig seien auch unzureichende Verbindungen der Fahrradwege und Gefahrenpotenziale auf einigen Straßen und an Verkehrsknotenpunkten genannt worden. Andererseits hätten viele Beiträge auf Konflikte und Unverträglichkeiten zwischen Fuß- und Radverkehr hingewiesen. Insbesondere die als Fußgängerzonen ausgewiesenen Bereiche würden durch Fußgänger als Konfliktzonen (zwischen Fuß-, Rad- und Lieferverkehr) wahrgenommen.
Ein zweites kontrovers diskutiertes Thema: Klima- und Naturschutz im Spannungsfeld zwischen Aufenthaltsqualität und Natur- beziehungsweise Wohnraum. „Die Innenstadt soll für möglichst viele Menschen erlebbar gemacht und gestalterisch aufgewertet werden, um Aufenthaltsqualität und Verweilmöglichkeiten zu schaffen“, heißt es in der Auswertung. Viele Ideen dazu seien in Grünanlagen, Parks und Wohngebieten verortet. „Reaktionen darauf und weitere Beiträge positionieren sich hingegen zu einer schärferen Trennung von Naturräumen und Schutzzonen für Tiere und Pflanzen und zu mehr Rücksichtnahme auf Anwohnende.“
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Das sind die Ideen mit den meisten positiven Bewertungen
1. Einfahrt zur Packhofgarage in der Straße „Höhe“ begrünen oder künstlerisch aufwerten
2. Trennung der Fuß- und (E-)Fahrradwege in Parks
3. weitere Ladesäule am Schlossgarten einrichten
4. Schlossplatz mit Bänken, Bepflanzung, Brunnen, Spielplatz, Gastronomie, Märkten aufwerten
5. Radweg als „Protected Bike Lane“ in der Mitte des Steinwegs einrichten, um Konflikte auf den Gehwegen zu vermeiden
Ideen zum Bereich Angebots- und Nutzungsvielfalt
- Magnikirchplatz mit einem Weihnachts-/Adventsmarkt bespielen
- leerstehendes Karstadt-Gebäude zur Markthalle umnutzen
- Außengastronomie auf brachliegenden Flächen und an der Oker
- Leerstände zu Jugend- und Kulturzentren umnutzen
- Spielflächen und -plätze durch Entsiegelung aufwerten bzw. in der Innenstadt installieren
- Konzept „Die nette Toilette“ (Unterstützung der Gastronomien durch die Stadt) etablieren
- Wegeleitsystem für Sportangebote und -möglichkeiten (im Bereich der Grünflächen)
Ideen der Bürger zum Bereich Kunst und Kultur
- Kunstausstellungen und -veranstaltungen in Parks und auf Freiflächen
- historische Orte und Anlagen mit kulturellen Angeboten bespielen, zum Beispiel die Ferdinandbrücke mit einem Gastronomieangebot erlebbar machen
- Bunkeranlagen regelmäßig erlebbar machen
- Konzerte auf dem Burgplatz
- Freilichtbühne für lokale Künstler
- Leerstände für Vereine zur Verfügung stellen
Ideen rund um Mobilität und Erreichbarkeit
- mehr Ladesäulen für E-Autos
- Fuß- und Radwege stärker trennen
- Verkehrsberuhigung Südstraße
- Vernetzung und klare Sichtbarmachung der Radwege
- E-Scooter und Radverkehr in Parkanlagen beruhigen
- mehr Fahrradabstellmöglichkeiten in der Fußgängerzone
Ideen zu Stadtmöblierung und Stadtgestaltung
- Begrünung oder künstlerische Gestaltung der Packhofgarage
- mehr öffentliche WCs in den Parks
- mehr Spielgeräte auf zentralen Plätzen, z.B. Kohlmarkt
- Braunschweig als deutsche Uhrzeitstadt im Stadtmarketing aufgreifen (Installation von Uhren mit Anzeige der Atom-Uhrzeit)
- Anlaufstelle für Imbiss und WCs an der Oker (vor allem für Wassersportler)
- Bücherboxen in der Nähe von Cafés sowie Sitzgelegenheiten
- mehr Verweilmöglichkeiten
Ideen zum Bereich Stadtgrün und Aufenthaltsqualität
- Rasenflächen als Liege-, Spiel- und Ruheflächen am Hohetorwall erhalten und Wildblumenwiesen bzw. bienenfreundliche Wiesen an den Gehwegen pflanzen
- Schlossplatz mit Möblierung, Begrünung, gastronomischen Angeboten und Märkten bespielen
- Wasser als Gestaltungselement in der Innenstadt integrieren
- Parkplätze auf der Neuen Straße für Grünflächen, Gastronomie, Fahrradstellplätze etc. umnutzen
- Friedrich-Wilhelm-Platz zu einer Uferpromenade umgestalten
- Martinikirchplatz begrünen
Interessierte haben weiterhin die Möglichkeit, Ideen und Anregungen per E-Mail an innenstadtdialog@braunschweig.de zu senden oder das Beteiligungsportal der Stadt Braunschweig auf www.mitreden.braunschweig.de zu nutzen. Das nächste Dialogforum soll voraussichtlich im November stattfinden.
Viele Impulse der Beteiligung seien in das Innenstadt-Rahmenkonzept eingeflossen, das CIMA erstellt habe, teilt die Braunschweig Zukunft GmbH mit. Das strategische Rahmenkonzept ist unter www.braunschweig.de/innenstadtentwicklung zu finden.
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