Braunschweig. Seit 2018 steht die Passage fast komplett leer. Am Dienstag öffnet Tchibo zum letzten Mal. Wie es mit dem Projekt „Burggasse“ weitergeht, ist offen.

Vor vier Jahren, im Juni 2018, begann ein Artikel unserer Zeitung mit den folgenden Sätzen: „In wenigen Tagen endet eine Einkaufs-Ära in Braunschweig: Ab dem 1. Juli wird die Burgpassage geschlossen sein. Noch im Sommer soll der Abbruch beginnen, ab 2019 will der Düsseldorfer Projektentwickler Development Partner mit dem Neubau der Burggasse beginnen. Die Eröffnung ist für Ende 2020 geplant.“

Alles kam anders. Und wie es weitergehen wird, ist ungewiss. Fakt ist aber: An diesem Dienstag öffnet Tchibo zum letzten Mal – der letzte verbliebene Laden in der Burgpassage, abgesehen von Peek&Cloppenburg mit dem separaten Haupteingang über die Schuhstraße. In den nächsten Tagen steht der Tchibo-Umzug an, und schon am Donnerstag, 12. Mai, soll die Wiedereröffnung am Hutfiltern gefeiert werden – nur ein paar Meter entfernt, direkt neben dem Eingang zur Burgpassage.

Baugenehmigung für Abriss und Neubau der Burggasse liegt vor

Tchibo hatte sich vor Gericht lange mit Development Partner gestritten. Das Unternehmen forderte angesichts seines bis 2023 laufenden Mietvertrags einen angemessenen Laden-Ersatz. Offensichtlich hat man nun zueinander gefunden. Die Beschäftigten jedenfalls freuen sich auf den Umzug – der neue Laden am Hutfiltern sei zwar etwas kleiner, aber der Standort sehr gut, heißt es.

Mit dem Auszug von Tchibo ist nun theoretisch der Weg frei, um das Projekt „Burggasse“ umzusetzen. Die Baugenehmigung der Stadt liegt seit 2020 vor. Beginnt also demnächst der Abriss? Von Development Partner gibt es dazu keine Antwort. Das Unternehmen hat sich in letzter Zeit zu wiederholten Anfragen unserer Zeitung nicht geäußert. Somit geht das Rätselraten vorerst weiter.

Der Eingang zu Burgpassage vom Hutfiltern aus – schon lange kein Schmuckstück mehr.
Der Eingang zu Burgpassage vom Hutfiltern aus – schon lange kein Schmuckstück mehr. © Bernward Comes

Burggasse soll eine offene Einkaufs-, Wohn- und Geschäftsstraße werden

Geplant ist eigentlich, dass die Burgpassage ihre Überdachung verlieren soll. Aus Sicht von Development Partner kann sie in ihrer bisherigen Form nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden, hieß es vor vier Jahren, das hätten die damaligen Leerstände gezeigt. Stattdessen soll eigentlich eine offene Einkaufs-, Wohn- und Geschäftsstraße mit vier- bis fünfgeschossigen Häusern entstehen.

Der Entwurf für die neue Burggasse stammt von den Braunschweiger Architekten Hendrik Welp und Peter von Klitzing. Sie hatten sich in einem bundesweiten Wettbewerb durchgesetzt. Vorgesehen ist demnach eine kleinteilige Bebauung. Zweigeschossige Ladenlokale sollen entstehen, sowie 30 bis 40 Wohnungen in den Obergeschossen. Für die Pläne hatte es nicht nur Zustimmung gegeben.

Laut einem Gutachten ist die Öffnung der Eingangsbereiche unverzichtbar

Etliche Menschen ärgern sich über das Aus für das überdachte Einkaufen. Und Protest gab es auch wegen der geplanten großzügigen Öffnung der Eingangsbereiche an der Schuhstraße und am Hutfiltern mit Eingriffen in die denkmalgeschützten Fassaden. Eine Initiative machte sich für den Erhalt der Fassaden stark.

Hingegen hatten der Arbeitsausschuss Innenstadt (AAI) und die städtische Wirtschaftsförderung damals eine Beratungsfirma mit einem Gutachten beauftragt, um die Notwendigkeit der größeren Eingangsbereiche zu prüfen. Anfang 2019 kam das Ergebnis: Eine großzügige Öffnung sei unabdingbar – andernfalls könne das gesamte Projekt scheitern, da Ansprüche der potenziellen Mieter kaum erfüllt werden könnten. Die Sichtachse von den beiden Eingängen in die Burggasse hinein sei essenziell, um die Kundenströme in die Einkaufsstraße zu lenken. Auch IHK, Einzelhandelsverband und Dehoga hatten sich für das Projekt starkgemacht.

Viele Ungewissheiten: Baukostensteigerungen, Pandemie, Ukrainekrieg

Development Partner wollte laut früheren Ankündigungen bis zu 90 Millionen Euro investieren. Diese Summe dürfte inzwischen angesichts der Baukostensteigerungen überholt sein. Außerdem wird die Pandemie das Interesse potenzieller Mieter gebremst haben. Weiter erschwert wird das Vorhaben durch den Krieg in der Ukraine und die völlig unklaren wirtschaftlichen Folgen.

Gewiss ist aber dies: Die Burgpassage – eröffnet 1983 – wird im nächsten Jahr 40.

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