Braunschweig. Ein Umzug quasi um die Ecke. Kaffee-Konzern und Vermieter einigen sich nach langem Streit – doch das Projekt Burggasse zieht sich weiter hin.

Es hatte immer eine Anmutung vom kleinen gallischen Dorf, das den Römern trotzt: Bis zuletzt harrte die Tchibo-Filiale in der dem Abriss geweihten Burgpassage allein noch aus und trotzte all den Kräften um sie herum. Immerhin – und dies wurde auch verwaltungsgerichtlich beschieden – mit Fug und Recht: Schließlich hat der Hamburger Kaffee-Konzern einen Mietvertrag bis März 2023.

Und so verzögerte auch die Widerstandskraft aus der Kaffeebohne den Fortgang der Dinge in Sachen Burggasse, die nach dem geplanten und bereits genehmigten Abriss der Burgpassage luftig und mit neuem City-Konzept entstehen soll.

Die letzten Tage der Tchibo-Filiale drinnen n der Burgpassage.
Die letzten Tage der Tchibo-Filiale drinnen n der Burgpassage. © Henning Noske

Jetzt gibt es Neuigkeiten: Offenbar haben Burggassen-Besitzer und Tchibo den Streit beigelegt. Die Kaffee-Filiale macht den Weg frei, zieht bereits ab 12. Mai quasi um die Ecke ins leerstehende Ladenlokal, das zuletzt die Mode- und Schmuckkette Claire’s beherbergte.

Tchibo-Sprecher: „Ja, wir haben uns jetzt geeinigt.“

Beim Kaffeeausschenken, noch drinnen in der Burgpassage, verteilen die Mitarbeiterinnen Info-Kärtchen an die Kunden: „Komm’ zur Wiedereröffnung ab dem 12. Mai in die Tchibo-Filiale Hutfiltern 7.“ Bereits ab Dienstag, 3. Mai, so ist zu hören, wird geschlossen – und der Umzug in Angriff genommen.

Anruf bei Tchibo-Unternehmenssprecher Andreas Engelmann in Hamburg. Er bestätigt: „Ja, wir haben uns jetzt geeinigt.“ Es sei stets das Ziel des Unternehmens gewesen, angesichts des laufenden und gültigen Mietvertrages einen adäquaten Ersatz gestellt zu bekommen. Das sei jetzt mit dem Umzug gewährleistet. Darüber hinaus habe man signalisiert, nach der Fertigstellung der neuen Burggasse auch dort vertreten sein zu wollen.

Anruf bei Ralf Ulrich Kapfer, zuständig für das Projekt Burggasse beim Besitzer der Braunschweiger Burgpassage, dem Düsseldorfer Projektentwickler Development Partner. Von ihm kommt kein Dementi der Einigung mit Tchibo.

Innenstadt-Probleme, Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg haben das Projekt Burggasse nicht gerade leichter gemacht

Was diese nun für die Zukunft des Projekts Burggasse bedeutet, darüber kann noch keine Seite eine Aussage treffen, auch die Stadt Braunschweig nicht. Tatsächlich haben sich in der Wartezeit für die offene Burggasse mit geplantem Verlust beider Entrée-Fassaden, für die trotz der Diskussionen um Denkmalschutz bereits eine städtische Baugenehmigung erteilt ist, weitere dramatische Veränderungen für den Innenstadt-Handel ergeben.

Die mehr als zweijährige Corona-Pandemie mit langen Lockdown-Phasen und jetzt die sich abzeichnenden Belastungen der Wirtschaft und der Verbraucher durch den Ukraine-Krieg haben ein Umfeld geschaffen, das Kenner der Szene davon ausgehen lässt, dass es mit sichtbaren Veränderungen in der Burgpassage frühestens 2023 weitergehen kann.

Nach Informationen der Redaktion könnten auch Überlegungen eines Verkaufs der Burgpassage dabei eine Rolle spielen. Offenbar gibt es bereits Gespräche mit möglichen Interessenten. Dies bestätigt Ralf Ulrich Kapfer von Development Partner auf Nachfrage ausdrücklich nicht und erklärt: „Wir haben vor, das Projekt zu realisieren.“

Tatsächlich legt das wirtschaftliche Umfeld für die Entwicklung von Innenstadtlagen nach Ansicht von Insidern derzeit ohnehin vielerorts ein Umdenken nahe. Gut möglich, dass es – neben einer unbestimmten Wartezeit – für die Burgpassage/Burggasse hier noch Überraschungen geben könnte.

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