Braunschweig. Tim Lemke lobt die Polizei für schnelles, konsequentes Eingreifen. Die Partymeile rund um Gieseler Turm und Wallstraße ist Freitagnacht extrem ruhig.

Ist’s das Wetter – zu kalt und zu windig? Sind’s die fehlenden Studenten, die erst nach Ostern wieder in Größenordnungen zu erwarten sind? Oder ist’s der Ramadan? Auf Braunschweigs Partymeile herrscht am frühen Samstagmorgen zur besten Partyzeit gefühlt gähnende Leere. Auf der Friedrich-Wilhelm-Straße und in der Wallstraße ist kaum jemand unterwegs. Das „Privileg“ am Parkhaus Wallstraße hat in dieser Nacht nicht geöffnet, und der benachbarte Club war nach einem Betreiberwechsel vom Ordnungsamt Ende März vorübergehend geschlossen worden, voraussichtlich für vier Wochen, wie es hieß.

In der Haifischbar vergnügen sich einige, in der Klaue Bar, im Brain Klub, in der Silberquelle und im Diskobunker am Kalenwall, im Gieseler Turm… – alles überschaubar, alles entspannt. Kein Anlass für die Polizei, einzugreifen, wie Polizeisprecher Jonas Brockfeld am Samstagvormittag bestätigt. Die gesamte Nacht sei ruhig geblieben.

Streit, Massenschlägerei, Raub und Körperverletzungen an zwei Wochenenden

Kein Vergleich zu den beiden Nächten im März mit tumultartigen Szenen und zahlreichen Übergriffen: Anfang März, zur ersten Öffnung der Clubs und Diskotheken nach einigen Monaten coronabedingter Schließung, war es in der Wallstraße zu Streitigkeiten und Körperverletzungen gekommen. Zur Deeskalation schloss die Polizei in Absprache mit dem Betreiber einen Club.

Zwei Wochen später folgte ein ähnliches Szenario – mit deutlicher Eskalation: Rund 30 Personen gerieten in einer Massenschlägerei aneinander. Außerdem gab es weitere Straftaten, unter anderem einen Raub bei einem vermeintlichen Drogengeschäft. Ein Kraftakt für die Einsatzkräfte – alle in jener Nacht verfügbaren Streifenwagen und Kräfte mussten herangezogen werden.

Blick in die Wallstraße, links das Parkhaus, hinten rechts die Haifisch-Bar und die Klaue-Bar – beste Partyzeit gegen 2 Uhr am Samstagmorgen.
Blick in die Wallstraße, links das Parkhaus, hinten rechts die Haifisch-Bar und die Klaue-Bar – beste Partyzeit gegen 2 Uhr am Samstagmorgen. © Stefan Lohmann

Die Polizei hatte daraufhin am ersten Aprilwochenende die Präsenz vor Ort massiv erhöht und Polizeikräfte in Fahrzeugen dauerhaft vor Ort stationiert. Mit Erfolg – keine größeren Auseinandersetzungen, hieß es anschließend. Und dieses Mal war zumindest in der Nacht zu Samstag angesichts fehlender Partygäste nicht viel zu tun.

Clubbetreiber: Polizei ist immer schnell vor Ort

Auch Tim Lemke, der zusammen mit Oliver Strauß unter anderem den Partyturm am Gieseler betreibt, hatte daher eine ruhige Nacht. Mit Blick auf die Vorfälle der letzten Wochen und die grundsätzliche Lage in Partynächten spricht er von einer sehr guten Zusammenarbeit mit der Braunschweiger Polizei. Die Beamten seien stets schnell und in angemessener Stärke vor Ort – und sie ließen sich auch nichts vormachen, sondern griffen konsequent durch, so Lemkes Einschätzung.

CDU-Fraktion fordert mehr Beleuchtung, Videoüberwachung und ZOD

Die CDU-Ratsfraktion hatte in dieser Woche ein stärkeres Eingreifen der Stadt gefordert und bereitet einen entsprechenden Antrag vor. Dieser soll Ende April im Ausschuss für Feuerwehr, Katastrophenschutz und Ordnung diskutiert werden. Demnach muss der Bereich entlang der Partymeile aus Sicht der CDU als Kriminalitätsschwerpunkt ausgewiesen werden – dann wäre zum Beispiel ein Alkohol-, Glasflaschen und Waffenverbot im öffentlichen Straßenraum denkbar. Beleuchtung und Videoüberwachung sollten ausgeweitet werden, und der Zentrale Ordnungsdienst (ZOD) sollte aus Sicht der CDU nachts mehr Präsenz zeigen. In letzter Konsequenz könnte eine mobile Polizeiwache in einem Container eingerichtet werden, um sofort eingreifen zu können.

Eine Container-Wache ist aus Sicht der Polizei aber nicht nötig – man habe ja bereits mit einer dauerhaften Stationierung von Einsatzkräften reagiert, hieß es auf Anfrage unserer Zeitung. Außerdem sei das Polizeikommissariat Mitte sehr nah. Auch für einen verstärkten ZOD-Einsatz sehe man daher momentan keinen Bedarf.

Clubbetreiber Tim Lemke meint ebenfalls, eine Container-Wache sei nicht nötig. Sein Eindruck: Die Polizei habe das Ganze gut im Griff, sagt er.

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