Wolfsburg. Die Vorwürfe der Metaller sind heftig. Der VW-Zulieferer betreibe Arbeitsplatzabbau, um sich für Interessanten attraktiv zu machen.

Was will Martin D. Volke? Über diese Frage denkt man in der Wolfsburger IG Metall spätestens seit Ende vergangenen Jahres intensiv nach. Martin D. Volke ist Vorsitzender des Verwaltungsrates der Volke Entwicklungsring SE in der Wolfsburger Daimlerstraße. Türker Baloglu, zuständiger Gewerkschaftssekretär der IG Metall für den VW-Dienstleister, hat zumindest eine Mutmaßung: „Volke will den Laden kostengünstig verkleinern und verkaufen.“

„Die Abwanderung nimmt kein Ende“

Baloglu stützt sich dabei auf Indizien, denn auf Antworten der Geschäftsführung vor Ort warten die Gewerkschafter ebenso wie die Beschäftigten. Eine Anfrage unserer Zeitung soll zeitnah beantwortet werden. Trotz fehlender Kooperation des Unternehmens, so der Gewerkschaftssekretär, gebe es doch einige verlässliche Zahlen. So sei die Zahl der Beschäftigten von Januar 2021 bis Februar 2023 von 746 auf 533 gesunken. Und das ausgerechnet in einem Ingenieurbereich, wo grundsätzlich kompetentes Personal gesucht werde. „Und die Abwanderung nimmt kein Ende“, sagt Baloglu. Er wird noch deutlicher: Der VW-Entwicklungsdienstleister vernichte Arbeitsplätze.

Volke war lange ein weißer Fleck für die IG Metall

Die IG Metall ist deshalb mächtig sauer, weil der Fall Volke aus ihrer Sicht schon speziell ist. Die Geschäftsführung vor Ort falle als Ansprechpartner aus. Und Gesellschafter Volke – laut Baloglu ein über 80-jähriger Geschäftsmann, der einmal in der Woche aus der Schweiz einfliege – habe offenbar nicht den geringsten Gesprächs- und Klärungsbedarf mit der Arbeitnehmervertretung. Der Organisationsgrad der IG Metall bei Volke war immer schlecht. Erst als die Verunsicherung im Verlauf der vergangenen beiden Jahre immer größer wurde, habe man zumindest ein Viertel der verbliebenen Beschäftigten als Mitglieder gewinnen können

Volke siedelte sich 1978 in Wolfsburg an

Der Diplom-Ingenieur Martin D. Volke grün­dete 1968 in Mün­chen eine Ingenieur­gesell­schaft für tech­ni­sche Ent­wick­lungen im Maschi­nen­bau und in der Luft- und Raum­fahrt­technik – die Volke Consulting Engineers GmbH & Co. Erste Aufträge aus der Automobilindustrie gab es von BMW. 1978 erfolgte die Gründung der Volke Ent­wick­lungs­ring GmbH in Wolfs­burg für Ent­wick­lung im Fahr­zeug­bau. Kompetenz gebe es vor allem im Karosseriebereich, so Baloglu. Der ist inzwischen davon überzeugt, dass die Geschäftsführung die Mitbestimmung umgehen wollen – „und zwar mit voller Absicht“.

Millionen Euro durch Personalabgänge gespart?

Statt allgemeiner Gehaltserhöhungen, die es laut IG Metall seit 2012 nicht mehr gegeben haben soll, soll nun immerhin eine gestaffelte Inflationsausgleichsprämie gezahlt werden. Das sei aber nach Jahren der Kurzarbeit allenfalls eine „Beruhigungspille“, so Baloglu. Durch Eigenkündigungen und Aufhebungsverträge, so schätzt der Gewerkschafter, habe das Unternehmen zwischen 4 und 6 Millionen Euro eingespart. Um sich so für einen Käufer noch attraktiver zu machen? Das bleibt Spekulation. Die IG Metall erwartet, dass es Gespräche gibt – über neue Geschäftsfelder, Qualifizierungsangebote und zusätzliche Geschäftspartner.

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