Wolfsburg. In Ehmen, Mörse und im Kerksiek wurden Fernwärme-, Trinkwasser- und private Leitungen beschädigt. Das sagen Deutsche Glasfaser und LSW.

Wer sich nicht über langsame Datenübertragungen ärgern, sondern über superschnelles Internet freuen will, der braucht einen Glasfaseranschluss. Für die Verlegung müssen die ausführenden Firmen Tiefbauarbeiten im öffentlichen Raum vornehmen und auch auf privatem Grund Kabel verlegen. Nicht immer verläuft das reibungslos. Doch wer haftet eigentlich bei entstandenen Schäden?

Schäden beim Verlegen von Glasfaser in Wolfsburg: Wer haftet dann?

Das Unternehmen Deutsche Glasfaser verlegt derzeit in Sülfeld und in Ehmen/Mörse inklusive dem großen Wohngebiet Kerksiek Glasfaserkabel. Dabei kam es nicht nur zu Beschädigungen von Fernwärme- und Trinkwasserleitungen, wie der Wolfsburger Energieversorger LSW auf Anfrage unserer Zeitung bestätigte. Auch auf einigen Privatgrundstücken entstanden Schäden.

Begrenzungsdraht für Mähroboter und Bewässerungsschlauch zerschnitten

So wie im Vorgarten des Einfamilienhauses von Familie T. (Name der Redaktion bekannt) im Kerksiek. Beim Verlegen der Glasfaserkabel unter dem Rasen hätten die Bauarbeiter nicht nur den Begrenzungsdraht für den Mähroboter zerschnitten, sondern auch den Schlauch der automatischen Bewässerungsanlage. „Beides wurde notdürftig mit Klebeband geflickt und einfach wieder in die Erde gelegt, funktioniert aber nicht mehr. Und wir wurden über die Beschädigungen nicht einmal informiert“, berichtet die Hausbesitzerin im Gespräch mit unserer Zeitung. Auch über liegen gelassene Plastikflaschen, Zigaretten-Stummel und eine Jacke auf dem Grundstück habe sie sich geärgert. Die Schäden habe sie schriftlich der Deutschen Glasfaser gemeldet.

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Deutsche Glasfaser: Bei Schäden gilt das Verursacherprinzip

Deren Sprecherin Kirstin Hackhe versichert: „Bei jeglichen Schäden auf Privatgrundstücken im Rahmen des Glasfaserprojekts, die nachweislich durch den Baupartner verursacht wurden, gilt das Verursacherprinzip. Das heißt: Hier haftet das ausführende Unternehmen.“ Schäden ließen sich nicht gänzlich vermeiden. „Diese sind aber meistens im Rahmen einer kleinen Ausbesserung oder Kostenübernahme unproblematisch und zügig regelbar“, sagt Hackhe.

Im Kerksiek ragt ein verlegtes Glasfaserkabel aus dem Gehweg.
Im Kerksiek ragt ein verlegtes Glasfaserkabel aus dem Gehweg. © Markus Kutscher

Schäden an Fernwärme- und Trinkwasserleitung der LSW

Nicht ganz so unkompliziert und günstig zu regeln sind Beschädigungen von Versorgungsleitungen. Diese passieren in der Regeln durch Pressungen mit Erdraketen und seien derzeit keine Einzelfälle, sagt LSW-Sprecherin Birgit Wiechert. Allein im Bereich Ehmen/Mörse, wo die Deutsche Glasfaser tätig ist, seien bisher acht Schäden dokumentiert worden. Drei Beispiele für beschädigte Fernwärmeleitungen:

7. November 2022: Mörser Straße 78, ca. 500 Haushalte betroffen.

20. März 2023: Laagholz 4 (Kerksiek), ca. 45 Haushalte betroffen.

27. März 2023: Wulfhagen 19/Ecke Stemmloh (Kerksiek). Die abschließenden Reparaturarbeiten stehen noch aus, dann sind etwa 120 Häuser ohne Fernwärme.

Ebenfalls am 27. März 2023 wurde im Osterhop 26/Ecke Laagholz eine Trinkwasserleitung von einer Erdrakete getroffen und beschädigt, wodurch 45 Haushalte Stunden ohne Wasser auskommen mussten. Das mit acht Fällen hohe Schadensaufkommen in Ehmen/Mörse sei schon auffällig, so LSW-Sprecherin Wiechert. „In den gesamten anderen Stadtteilen Wolfsburgs gab es bisher sieben solcher Schäden.“ Dort war beziehungsweise ist überwiegend die Wobcom für den Ausbau verantwortlich.

Der finanzielle Schaden werde zwar vom Verursacher getragen. „Für uns als Netzbetreiber ist die Tatsache der zusätzlichen Beschädigung an einem intakten Netzteil gravierender, denn diese geht immer mit eine potenziellen Schwächung der Infrastruktur einher“, erklärt Wiechert.

So versucht die Deutsche Glasfaser, Schäden zu vermeiden

Die Glasfaserleitungen werden etwa in 40 Zentimeter Tiefe verlegt, um Schäden an tiefer verlegten Fremdleitungen zu vermeiden, erläutert Kristin Hackhe von der Deutschen Glasfaser. Im Vorfeld würden zentrale Planunterlagen, in denen kritische Leitungen wie Strom, Gas, Wasser verzeichnet sind, eingeholt und jeder Kolonne zur Verfügung gestellt. Die Lage der Leitungen werde vor Baubeginn auf der Oberfläche markiert. Oftmals würden auch Probeschachtungen durchgeführt, um die Lage von Fremdleitungen möglichst exakt zu bestimmen. „Häufiger Grund von Schäden an Fremdleitungen sind Planunterlagen mit fehlerhaften Angaben zur Verlegetiefe“, meint Hackhe und fügt abschießend hinzu: „Bei einem Ausbau einer etwa 70 Kilometer langen Leitungsstrecke und mehr als 4000 Glasfaseranschlüssen wie in Ehmen/Mörse lassen sich aufgrund der Größe und Komplexität des Projektes und trotz präventiver Maßnahmen Schäden nicht immer gänzlich vermeiden.“

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