Wolfsburg. Sie befestigen ein Banner an dem Autozug, das eine Straßenbahn darstellt. VW stellt Strafanzeige.

Am frühen Dienstag Nachmittag haben Verkehrswende-Aktivisten einen Autozug blockiert, der Neuwagen aus dem Volkswagenwerk in Wolfsburg auf die DB-Gleise befördert. In einer Überraschungsaktion hielten sie nach eigenen Angaben den Zug mithilfe von Pyrotechnik auf einer Brücke über dem Mittellandkanal an, kletterten auf den Zug und behängten den Autozug mit einem riesigen Banner, das eine Straßenbahn abbildet. 12 Personen waren daran beteiligt. „Der Zug bietet ein symbolträchtiges Bild, welches das Ziel der Aktivist/innen sehr anschaulich zeigt: VW soll im Wolfsburger Stammwerk künftig keine Autos mehr produzieren, sondern öffentliche Verkehrsmittel – allem voran Straßenbahnen“, heißt es in einer Mitteilung der Gruppe. Die Produktion im Werk wurde nicht beeinträchtigt.

Da sich der Zug noch auf dem Werksgelände befand, stellte das Unternehmen Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs. Die Aktivisten hatten angekündigt, dass die Aktion knapp zwei Stunden dauern sollte. Danach räumten zehn von ihnen freiwillig das Feld, zwei weitere mussten von der Polizei abgeführt werden. Zur Feststellung der Personalien mussten mehrere Personen mit auf die Polizeiwache. Es wurden Anzeigen wegen Hausfriedensbruch, Nötigung, Beleidigung, Verdacht des gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr, Verdacht der Sachbeschädigung gefertigt. Gegen eine Person wurde eine Anzeige wegen Widerstand geschrieben.

Unterstützungsaktion in der Innenstadt

Begleitet wurde die Blockadeaktion von einer Gruppe von lokalen Unterstützern, die eine spontane Kundgebung in der Wolfsburger Innenstadt starteten. Mit Flyern, Trommeln, Bannern und Redebeiträgen berichteten sie von der Aktion im Westen des Werks. VW soll nach ihrer Ansicht künftig im Wolfsburger Stammwerk Straßenbahnen bauen. Die Unterstützer bewegten sich vom ZOB Richtung Porschestraße.

VW: „Das steht im Widerspruch zu unserer Grundhaltung“

Volkswagen äußerte sich schriftlich zu dem Vorfall. „Aktivisten haben einen Zug mit Fahrzeugen am Rande des VW-Geländes in Wolfsburg besetzt. Die Produktion sowie die Versorgung des Stammwerks sind durch die Aktion nicht beeinträchtigt. Personen kamen nicht zu Schaden. Für Volkswagen steht die Beschädigung von fremden Eigentum und der Eingriff in die Rechte anderer sowie die mögliche Gefährdung der Gesundheit von Beteiligten im Widerspruch mit unserer Grundhaltung, einen kritischen Dialog konstruktiv zu gestalten. Volkswagen ist offen für den kritischen Dialog und lädt regelmäßig Stakeholder-Gruppen und Umweltschutzorganisationen ein und bietet damit eine geeignete Plattform für die inhaltliche, sachliche und friedliche Auseinandersetzung bei kontroversen Standpunkten“, heißt es in der Stellungnahme.

Erste Blockade fand 2019 statt

Es ist nicht die erste Aktion dieser Art. Am 13. August 2019 hatten Klima- und Verkehrswendeaktivisten einen mit VW-Neuwagen beladenen Autozug in Wolfsburg gestoppt, indem sie sich im Gleisbett anketteten und sich auch von einer Eisenbahnbrücke abseilten. Die Räumungsaktion der Polizei zog sich damals über Stunden hin. Wegen Beihilfe zur Nötigung bei dieser Aktion musste sich ein 33-jähriger Flensburger, der auch als Journalist arbeitet, vor dem Strafrichter am Amtsgericht verantworten. Gegen einen Strafbefehl hatte er Einspruch eingelegt. Die Verhandlung endete mit einem Freispruch.

Rund um die VW-Hauptversammlung gibt es ein Klima-Camp

Ursprünglich hatten sich die Verkehrswendeaktivisten in Wolfsburg gegen den Bau einer neuen Fabrik bei Warmenau engagiert. Da dieses Vorhaben vorerst weiter auf Eis liegt, werden die Aktionen nun thematisch breiter gestreut. Wolfsburg ist in diesem Zuge zur Verkehrswendestadt ausgerufen worden. Eine weitere größere Aktion ist bereits terminiert. Im Umfeld der Hauptversammlung von Volkswagen soll vom 5. bis 10. Mai ein Klimacamp in der Innenstadt stattfinden. Daran beteiligt sich auch die Wolfsburger Attac-Aktionsakademie.

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