Wolfsburg. Am Jugendhaus Ost hat ein Leser die Kleberei entdeckt. Die Polizei weiß von nichts. Auf Instagram taucht ein Video auf. Steckt ein Ei-Team dahinter?
Das ist ja ein dickes Ei! Von der Öffentlichkeit bisher weitestgehend unbemerkt ist an einer Gebäude-Fassade am Rande der Innenstadt ein Kunststoff-Ei angeklebt worden. Ein Leser entdeckte das Werk im Vorbeifahren und informierte die Redaktion. Nun hat auch Wolfsburg seinen ersten Spiegelei-Fall! Und es gibt eine erste Spur, wer dahinter stecken könnte.
Schon seit Wochen halten ein oder mehrere Unbekannte die Braunschweiger in Atem – gefühlt die ganze Löwenstadt rätselt, was es mit den an Häusern und anderen Bauten angebrachten überdimensionalen Styropor-Spiegeleiern auf sich hat. Jüngstes Ziel der Klebereien wurde am Montag das Medienhaus in Braunschweig, Sitz unserer dortigen Redaktion. Auch in Meinersen im Landkreis Gifhorn ist schon ein Spiegelei aufgetaucht.
Spiegelei-Fundort in Wolfsburg ist nicht das Gelbe vom Ei
Doch schon mindestens seit vergangenem Freitag, 24. Februar, gibt’s auch in der VW-Stadt ein solches Spiegelei. Die Stelle, wo das Gebilde klebt, ist allerdings nicht unbedingt das Gelbe vom Ei: Es prangt am Jugendhaus Ost am Walter-Flex-Weg und ist halb hinter Gestrüpp versteckt. Um es in Szene zu setzen, musste sich unser Fotograf also auf Eier-Suche begeben – und das, obwohl es bis Ostern noch lange hin ist.
Entdeckt hat das Wolfsburger Spiegelei unser Leser Sören aus Braunschweig am Freitag auf der Fahrt zur Arbeit und hat es aus dem Auto heraus fotografiert, schreibt er in einer Mail an die WN-Redaktion. Unterwegs zu seiner Arbeitsstätte pendele er stets an den Eiern vorbei. Er hat in der Nachbarstadt schon einige entdeckt und auf Twitter gepostet.
Leser vermutete zunächst Rache-Aktion von Eintracht-Fans
Schon am 21. Januar fragte Sören auf seinem Twitter-Account: „Was haben diese aus Styropor gebastelten und an einigen Brücken in Braunschweig geklebten ,Spiegeleier’ zu bedeuten???“ Wenig später griff unsere Braunschweiger Redaktion das Thema auf.
„Ich selber hatte erst Eintracht-Fans als Vermutung“, schreibt unser Leser, da alle von denen angebrachten Styropor-Löwen und anderen Dinge wie Wappen an ähnlichen Stellen in der Stadt abgekratzt, gestohlen oder demontiert worden seien. „So was wie eine Rache-Aktion“, meint Sören. „Mit Eiern an die Wand...“
Lesen Sie hier mehr zum Thema:
- Pro und Contra in Braunschweig- Ist das Kunst oder kann das weg?
- Braunschweiger Spiegeleier- Streetart-Experte ordnet Kunst ein
- Braunschweiger Spiegeleier- Was steckt dahinter?
- Überall in Braunschweig kleben Spiegeleier
Alle „Spiegeleier“an den Fassaden von Braunschweig
Herumgeeiere erinnert an Street-Art-Künstler Banksy
Doch nun, da auch in Wolfsburg das erste Spiegelei aufgetaucht sei, mache diese Theorie keinen Sinn mehr. Oder eiert in der VW-Stadt ein Trittbrettfahrer herum? „Jedenfalls superlustig, dass alle so darauf abfahren“, findet Sören. Und versichert: „Ich selber habe damit zu 100 Prozent nix zu tun!“
Spontan stellt sich die Frage: Ist das Kunst oder kann das weg? Kunst im öffentlichen Raum ist auch in Wolfsburg allgegenwärtig: Zwei prominente tierische Beispiele sind die weiße Giraffe von Sina Heffner am Planetarium und der schillernd blaue Pfauenbrunnen von Paul-Kurt Bartzsch am Nordkopf. Der Brite Banksy versteht sich auf Streetart: Hat der Künstler – oder ein Fan als Nachahmer – dem Ost in Guerilla-Manier per Spiegelei seinen künstlerischen Stempel aufgedrückt?
Lesen Sie hier weitere Nachrichten aus Wolfsburg:
- Einsatz in der Wolfsburger Autostadt- Rettung in 17 Metern Höhe
- Jetzt wird Wolfsburgs neuer Bahnhof geplant
- Firma Schnellecke will am Wolfsburger Stammsitz wachsen
- GTI-Treffen- Vom Wörthersee vor das Wolfsburger VW-Werk
- Inflation trifft Wolfsburger XXL-Bauprojekt mit voller Wucht
Wie an die Wand geklatscht – eine Protestaktion?
Allerdings könnte auch eine Protestaktion dahinter stecken. Das Werfen von Eiern ist als Symbol für Ablehnung und Kritik weit verbreitet. Und das Spiegelei am Jugendzentrum sieht nicht gerade nach einem zum Verzehr in die Pfanne gehauenen Exemplar aus. Eher so, als ob es einer an die Wand geklatscht hätte.
Eine Anfrage bei der Wolfsburger Polizei brachte keine Aufklärung. „Uns ist dazu nichts bekannt. Es ist bisher auch keine Strafanzeige eingegangen“, sagte Polizeisprecher Thomas Figge am Dienstag.
Stadt Wolfsburg hat erst einmal keine Pläne mit dem Ei
Eigentümer des Jugendzentrums ist die Stadt Wolfsburg. Also auch da eine Anfrage. „Das Spiegelei wurde heute auch von den Mitarbeitenden des Ost entdeckt“, berichtete Jan-Niklas Schildwächter von der Stadt-Pressestelle am Dienstag. Aber: „Wer diese Aktion durchgeführt hat und welche Bedeutung sie hat, weiß auch die Stadt Wolfsburg nicht. Erst einmal ist nichts weiter mit dem Spiegelei geplant.“
Keine Rede von einer Anzeige wegen Sachbeschädigung oder Hausfriedensbruchs. Obwohl das Jugendzentrum eingezäunt ist – wenngleich der Zaun seine besten Jahre lange hinter sich hat und stellenweise leicht zu überwinden ist.
Instagram-Video mit einem Spiegelei huckepack
Im Laufe des Dienstags dann doch noch etwas Neues: Auf Instagram stieß unsere Redaktion auf ein Reel. Gepostet ist das Kurzvideo von „das_ei_team“. Das Profilbild des Kanals gleicht dem Graffiti-Tag, das auch beim Ei in Meinersen auftauchte. Dort klebte das Ei an einer mit Graffiti besprühten Autowerkstatt, an der Fassade prangte außerdem das Graffiti-Tag.
Zum Lied „Allein gegen Alle“ des Rappers LGoony ist in dem Kurzfilm zu sehen, wie eine dunkel gekleidete Person an einem Gebäude mit Graffiti an den Wänden mit einem Spiegelei huckepack eine Leiter hochklettert und dann auf dem Dach in der Dunkelheit verschwindet.
Ist das Video am Jugendhaus Ost in Wolfsburg entstanden? Zumindest die Sprühereien an den Gebäudewänden und die große Ähnlichkeit mit dem in mehreren Metern Höhe an die Fassade geklebten Ei lassen diesen Schluss zu. Auffällig: Kein Ei gleicht dem anderen in Braunschweig, Gifhorn und nun Wolfsburg, inzwischen insgesamt elf Stück. Doch das Wolfsburger Spiegelei sieht irgendwie anders aus – schöner, glatter, plastischer. Stammt es von einem anderen kreativen Huhn als die übrigen?
Es ist mysteriös. Noch.
Hinweise auf weitere Spiegeleier in Wolfsburg nimmt die Redaktion per E-Mail unter redaktion.wolfsburg@funkemedien.de entgegen.
Mehr wichtige Nachrichten aus Wolfsburg lesen:
- Schützenfest-Experiment in Fallersleben – erste Bilanz
- Trauungen und Co.: Stadt Wolfsburg plant Gebühren für Parks
- Spendenlauf: VW-Beschäftigte joggen durch das Stammwerk
- Patricia Kelly entfacht in Wolfsburg eine Party
- Raub in Wolfsburg: Täter bedrohen Fahrrad-Eigentümer
Täglich wissen, was in Wolfsburg passiert: Hier kostenlos für den täglichen Wolfsburg-Newsletter anmelden!