Braunschweig. Ein Spiegelei ist an der Fassade des Medienhauses in Braunschweig aufgetaucht. Nun zeigt ein Video die Künstler in Aktion an anderer Stelle.
Eieralarm! Am Montagmorgen haben nun auch wir ein Spiegelei an der Fassade des BZV Medienhauses in Braunschweig entdeckt. Dort sitzt auch die Redaktion der Braunschweiger Zeitung. Obwohl uns das Ei quasi direkt vor die Nase gesetzt, beziehungsweise geklebt worden ist, hat niemand den Künstler beim Kleben erwischt oder auch nur einen Hinweis geben können.
Update 28. Februar: Am Abend stieß unsere Redaktion dann auf ein Instagram-Video , das die Künstler in Aktion zeigt. Dort ist zu sehen, wie eine in schwarz gekleidete Person eines der Spiegeleier auf dem Rücken trägt und über eine Leiter auf das Dach eines Hauses klettert. Es handelt sich augenscheinlich um jenes Exemplar, das gestern am Jugendhaus Ost in Wolfsburg entdeckt worden ist. Der Instagram-Account trägt den Namen „das_ei_team“. Das Profilbild des Kanals gleicht dem Graffiti-Tag, das auch beim Ei in Meinersen auftauchte.
Es ist mittlerweile bereits das elfte Ei, das entdeckt wurde und von denen wir wissen. Seit Ende Januar rätselt ganz Braunschweig, wer hinter den Spiegeleiern steckt, die an zahlreichen Fassaden und Pfosten in der Stadt und im Umland kleben. Mittlerweile gibt es Eier in der ganzen Stadt verteilt, egal ob am Westbahnhof, in Gliesmarode, in der Innenstadt am Steinweg oder im Norden am Schwarzen Berg gegenüber des Stadions. Inzwischen tauchten auch Eier außerhalb der Stadt auf, zum Beispiel in Meinersen – und eben auch in Wolfsburg.
Ei gegenüber des Eintracht-Stadions: Anzeige erstattet
Wir, die Ermittlungsgruppe in der Redaktion, „CS-Ei“ oder auch „Detekt-ei“ genannt, sind mittlerweile nicht mehr die einzigen, die ermitteln. Waren die Reaktionen auf die Eier bisher von fröhlichem Rätselraten über den Künstler oder die Künstlerin sowie von wohlwollenden Interpretationen geprägt, kommt nun die Polizei ins Spiel: Eine Wohnbaugenossenschaft hat Anzeige gegen Unbekannt erstattet: Im Falle des Eis an der Fassade eines Mehrfamilienhauses Im Roggenkamp ermittelt die Polizei nun wegen Sachbeschädigung. Doch auch die Beamten haben noch keine Spur des Künstlers finden können. Wie hoch der Schaden durch den Eingriff ist, konnte uns die Polizei nicht mitteilen. Nicht bekannt ist ebenso, ob das Ei an dem Mehrfamilienhaus entfernt werden soll.
Alle „Spiegeleier“an den Fassaden von Braunschweig
Was hat das Ei am BZV Medienhaus zu bedeuten?
Ende letzter Woche baten wir den Kunsthistoriker und Streetart-Experten Dr. Ulrich Blanché um eine Interpretation der Eier. Laut Blanché lassen die Kunstwerke viele Interpretationsmöglichkeiten zu. Eine mögliche Interpretation sei, dass die Styropor-Eier an im Protest geworfene rohe Eier erinnern sollen. So war etwa der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl 1991 bei einem Auftritt in Halle wegen seiner Ostpolitik mit rohen Eiern beworfen worden.
Eine andere Interpretationsmöglichkeit sei, dass die Eier als Spiegeleier zu betrachten sind, welche die Stadt zur Bratpfanne machen. Dr. Blanché gab zu bedenken, dass auch jegliche Reaktionen auf die Eier – unsere Berichterstattung eingeschlossen – zum Gesamtkunstwerk der Eier als „Performance“ gehören. Ist das Ei, das heute am Medienhaus entdeckt wurde also ein Protest gegen unsere Zeitung? Ein „Dank“ für die intensive Berichterstattung über die Eier?
Und was sagt eigentlich die BZ-Chefredaktion dazu? „Hmmh, normalerweise gibt es bei mir Spiegelei nur in der Pfanne, und es gehört nicht an unsere Fassade! Ich muss aber auch zugeben, dass es mich tatsächlich ein wenig zum Schmunzeln bringt. Und unser Team natürlich zu einer Investigativ-Recherche – im wahrsten Sinne des Wortes – anheizt, um das Geheimnis zu lüften…“, so BZ-Chefredakteurin Kerstin Loehr mit einem Augenzwinkern.
Für die Vermieterin des Medienhauses sagte Alexandra Staake, Vorstandsvorsitzende der Jochen Staake Stiftung, auf Anfrage der Redaktion: „Natürlich greift so etwas in das Eigentumsrecht ein und ist nicht zu begrüßen. Wir finden es aber auch nicht unsympathisch und durchaus auch originell und sind selbst gespannt, was dahintersteckt.“
Binnen fünf Wochen hat der oder die Unbekannte bereits mindestens das zehnte Ei geklebt. Das macht im Schnitt zwei Eier pro Woche. Hielte der Künstler diese Produktivitätsrate durch, würden in Braunschweig zum Ende des Jahres fast hundert Eier kleben.
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red