Wolfsburg. Der Hochbau-Leiter erklärt im Feuerwehr-Ausschuss auch, wie viel Aufwand für den Bau der neuen Hauptfeuerwache betrieben werden muss.

Es ist ein Kostenschock, der in seiner Alternativlosigkeit tief sitzt: Die 2021 schon mit insgesamt 90 Millionen Euro beschlossene neue Hauptfeuerwache wird wegen heftiger Baukosten-Steigerungen noch einmal exorbitant teurer. Das Schlimme: Das wichtige Bauprojekt der Superlative kann nicht abgespeckt werden, das Einsparpotenzial ist gleich null!

Daher ging der Blick im Bürgerdienste- und Feuerwehr-Ausschuss am Mittwoch im Wesentlichen nach vorn. Und am Ende gab es ein einstimmiges Ja für die Mehrkosten-Vorlage, bei einer Enthaltung.

Wolfsburger Kämmerer ist froh, dass es ohne Generalunternehmer geht

Die Frage nach Möglichkeiten zu Einsparungen stellte sich in der Sitzung gar nicht. Wohl auch deshalb nicht, weil Finanz- und Feuerwehrdezernent Andreas Bauer zusammen mit Hochbau-Geschäftsbereichsleiter Christian Brinsa die Gründe für die Kosten-Eskalation zuvor bereits in den Fraktionen erläutert hatte.

„Für mich als Kämmerer ist es schmerzhaft, noch einmal solche Beträge aufrufen zu müssen, aber wir haben gar keine andere Möglichkeit“, bekannte Bauer. Und betonte: „Ich bin froh, dass wir dieses große Projekt im eigenen Hause koordinieren. Das ist ein ganz großes Plus.“ Er wolle sich gar nicht vorstellen, was für Kosten fällig würden, wenn ein Generalunternehmer beauftragt würde.

So sah der ursprüngliche Entwurf für die neue Hauptfeuerwache aus. Die Pläne von 2017 wurden längst überarbeitet, um Kosten zu sparen. 
So sah der ursprüngliche Entwurf für die neue Hauptfeuerwache aus. Die Pläne von 2017 wurden längst überarbeitet, um Kosten zu sparen.  © Archiv | © GATERMANN + SCHOSSIG

Vor zwei Wochen informierte Stadt über Kosten-Explosion für Feuerwache

Vor zwei Wochen hatte die Stadtverwaltung die Katze aus dem Sack gelassen und über die spätestens seit Januar absehbare Kosten-Explosion informiert. Sie basiere fast ausschließlich auf der bereits eingetretenen und noch zu erwartenden extremen Baupreissteigerung, hatte die Verwaltung erklärt. „Einen großen Anteil daran hat vor allem der Preisanstieg bei Baumaterialien. Preistreibend auf den Baustellen wirken sich vor allem die gestiegenen Energiepreise und die Materialknappheit aus.“ Auch die stark steigenden Lohnkosten sowie der Fachkräftemangel lösten weiter steigende Baukosten aus.

Wie berichtet, geht die Stadt für das Bauprojekt in der Dieselstraße je nach Szenario von Mehrkosten zwischen 13 und 24 Millionen Euro aus. Insgesamt ergeben sich so je nach Variante Gesamtkosten zwischen 113 und 124 Millionen Euro.

Allerdings will die Verwaltung auf Sicht fahren und aufgrund der unsicheren Marktlage zunächst nur mit 15 Millionen Euro zusätzlich planen, verteilt zu je 5 Millionen Euro auf die Haushaltsjahre 2025 bis 2027. 2024 soll der Rat der Stadt je nach Lage weitere Gelder bereitstellen. Brinsa äußerte sich verhalten optimistisch bezüglich der Auftragsvergaben. Es gebe inzwischen wieder mehr Angebote, die Zuversicht gäben.

Während der Betrieb noch in der alten Wolfsburger Feuerwache in der Dieselstraße läuft, wird dahinter schon alles für die neue Hauptwache der Berufsfeuerwehr vorbereitet.
Während der Betrieb noch in der alten Wolfsburger Feuerwache in der Dieselstraße läuft, wird dahinter schon alles für die neue Hauptwache der Berufsfeuerwehr vorbereitet. © regios24 | Darius Simka

Neue Hauptfeuerwache erhält Sicherheitskonzept des LKA

Auch durch Planungsänderungen in der Projekt-Lenkungsrunde sind Mehrkosten von 2 Millionen Euro aufgelaufen, die der Hochbau-Leiter als „absolut vertretbar“ bezeichnete:

• Das Hauptdach des Gebäude-Nordriegels soll als Sicherheits- und Gründach gebaut werden.

• Die Dachentwässerung soll außenliegend erfolgen.

• Die Brandmeldeanlage soll flächendeckend verbaut werden.

• Um die Feuerwehrleute zu schützen, wird ein Sicherheitskonzept des Landeskriminalamts mit Verbesserungen am Gebäude realisiert. Unter Bezug auf die jüngsten Attacken auf Einsatzkräfte an Silvester sagte Brinsa: „Inzwischen gibt es Menschen, die versuchen, in Feuerwehren einzubrechen.“

• Die Parkdeck-Überdachung und die Brücke Süd werden für eine Photovoltaik-Anlage vorgerüstet.

• Nach dem Prinzip der Schwammstadt werden Baumrigolen und Tiefbeete angelegt.

• Um das Schlafen während der 24-Stunden-Dienste auch bei Hitze erträglich zu machen, erhalten die Schlafräume eine Kühldecke.

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Ein halbes Jahr Probebetrieb für neue Feuerwache

Der Hochbau-Chef nutzte die Gelegenheit auch, um im Galopp und dennoch anschaulich die Komplexität des millionenschweren Bauvorhabens und den Sachstand der Arbeiten zu präsentieren. „Wir werden im Mai mit der Baustelleneinrichtung starten, Beginn des Rohbaus ist im Juni“, kündigte er an.

Bis März 2026 soll die neue Hauptfeuerwache fertig sein – aber nur baulich, denn dann soll es zunächst ein halbes Jahr Probebetrieb geben, also bis September 2026. „Wir wollen 72 Stunden völlig autarke Feuerwehr austesten“, erklärte Brinsa. Für den Probebetrieb gebe es ein eigenes Planungsteam. Zum Stand der Abbrucharbeiten sagte Brinsa, dass diese bis April abgeschlossen sein sollen. Der Rückbau einer alten Tankstelle habe Schwierigkeiten gemacht, sei inzwischen aber zu 95 Prozent erledigt.

Kampfmittelräumdienst legte alte Splitterbombe frei

Weil das Gelände, auf dem früher auch die Wolfsburger Abfallwirtschaft und Straßenreinigung ansässig war, auf Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg untersucht werden muss, wurde für den Fall eventueller Druckwellen sogar eine massive Schutzwand errichtet: aus Containern, mit Wasser gefüllt.

Die Kampfmittelsondierungen sollen ebenfalls im April beendet werden, aktuell sind laut Brinsa 35 Prozent der Fläche untersucht. Die Experten vom Kampfmittelräumdienst wurden sogar schon fündig: Sie legten eine Splitterbombe frei, 25 Zentimeter lang und 9 Kilo schwer, „mit einer Sprengkraft von zirka 3 Kilo TNT“, verriet der Hochbau-Chef. Sie konnte ohne Sprengung abtransportiert werden.

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