Wolfsburg. Laut Stadt ist die Nebenwache für die Berufsfeuerwehr im südlichen Stadtgebiet unverzichtbar. Doch offenbar gibt’s Probleme mit der Grundstücksfrage.

Es ist ja nicht so, dass die Stadtverwaltung mit der Planung und dem Baukosten-Desaster für die neue Hauptfeuerwache nicht alle Hände voll zu tun hat. Doch es kommt noch dicker: Schon vor einigen Jahren schwenkte der Rat der Stadt um auf eine Zwei-Wachen-Strategie. An der will die Stadt trotz leerer Kassen und eskalierender Baupreise festhalten. Und das, obwohl der bisher vorgesehene Bauplatz für die Nebenwache im Gewerbegebiet Heinenkamp plötzlich auf der Kippe steht!

Das wurde bekannt, als es am Mittwoch im Bürgerdienste- und Feuerwehr-Ausschuss um die millionenschwere Mehrkosten-Vorlage für die neue Hauptfeuerwache in der Dieselstraße und um den Haushaltsplan für 2023 ging.

Ortsrat Hattorf/Heinenkamp will 2023 kein Geld für Nebenwache

Der Ortsrat Hattorf/Heiligendorf, in dessen Zuständigkeitsgebiet das Gewerbegebiet Heinenkamp liegt, hatte jüngst nämlich beantragt, dass die 50.000 Euro, die in diesem Jahr als Planungskosten für die Nebenwache der Berufsfeuerwehr (BF) vorgesehen sind, für 2023 gestrichen werden sollen.

„Das ganze Thema hat eine gewisse Brisanz, und wir werden noch einmal mit ihnen besprechen, warum wir die zweite Feuerwache brauchen“, kündigte Kämmerer und Feuerwehr-Dezernent Andreas Bauer im Ausschuss an. Er erinnerte an den entsprechenden Ratsbeschluss und verriet, dass es ein frisches Gutachten gebe. Es gebe unterschiedliche Interessenslagen, „aber auch Fakten, die wir jetzt komplett vorliegen haben“.

Bisher war geplant, dass die Nebenwache der Wolfsburger Berufsfeuerwehr im Gewerbegebiet Heinenkamp II, am Kreisel östlich der Landesstraße 294, gebaut wird.
Bisher war geplant, dass die Nebenwache der Wolfsburger Berufsfeuerwehr im Gewerbegebiet Heinenkamp II, am Kreisel östlich der Landesstraße 294, gebaut wird. © regios24 (Archiv) | Anja Weber

Warten, was neues Gutachten für Feuerwehr ergibt

Irene Siemann erklärte für die Grünen, dass diese den Antrag aus dem Ortsrat unterstützen. Man sehe den Bau der zweiten Feuerwache kritisch – „auch, weil wir sehr gute Freiwillige Feuerwehren haben“. Man wolle aber zunächst das Gutachten abwarten.

Ortsratsmitglied Sven Scharenberg von der CDU, stellvertretender Ortsbürgermeister von Hattorf/Heiligendorf, stellte klar: „Keiner aus dem Ortsrat stellt die zweite Wache in Gänze in Frage.“ Doch man habe sich nicht vorstellen können, was mit der relativ kleinen Summe von 50.000 Euro passieren solle.

Stadt will neues Grundstück für zweite Feuerwache untersuchen

Was es damit auf sich hat, erklärte der Dezernent: „Wir brauchen die 50.000 Euro, weil wir uns beim Thema Grundstück umorientieren.“ Das Geld werde auch benötigt, um ein anderes Grundstück auf seine Eignung zu prüfen. Wo das sein soll, sagte Bauer nicht. Bisher war geplant, dass die Nebenwache im Heinenkamp II auf einer städtischen Fläche im Lindenkamp östlich der Landesstraße 294, gegenüber dem Hagebaumarkt, gebaut wird.

Bauer sagte, dass die Stadt Wolfsburg Fahrzeuge für den Katastrophenschutz in Aussicht habe, außerdem gehe es bei der zweiten Wache darum, Lagerflächen zusammenziehen. Zuallererst sei die zweite BF-Wache im Süden der Stadt aber nötig, um kurze Ausrückzeiten sicherstellen zu können.

In diesem Jahr soll zunächst der Neubau der Hauptfeuerwache in der Dieselstraße starten, der deutlich mehr als 100 Millionen Euro kosten wird. Bis dahin läuft der Betrieb der Berufsfeuerwehr über die alte Wache aus dem Jahr 1957.
In diesem Jahr soll zunächst der Neubau der Hauptfeuerwache in der Dieselstraße starten, der deutlich mehr als 100 Millionen Euro kosten wird. Bis dahin läuft der Betrieb der Berufsfeuerwehr über die alte Wache aus dem Jahr 1957. © regios24 | Darius Simka

Wolfsburger Feuerwehr-Chef drängt auf zweite Wache

Feuerwehr-Chef Manuel Stanke sprang dem Dezernenten bei: „Wir haben Ende 2020 eine Zwei-Wachen-Strategie beschlossen. Jetzt eine 180-Grad-Wende – das ist problematisch. Wir müssen diese 50.000 Euro nutzen, um uns ein geeignetes Grundstück anzugucken und Untersuchungen zu machen.“

Stanke betonte auch, dass die Arbeit der Berufsfeuerwehr auf einer zweiten Wache nicht von den Freiwilligen Feuerwehren kompensiert werden könnte. Denn es gehe vor allem um kurze Wege zu Einsätzen in Detmerode und Westhagen, wo es nicht nur etliche Hochhäuser gibt – sondern auch keine Freiwilligen Feuerwehren. Und: „Die Tagesalarmbereitschaft ist zurückgegangen.“ Trotz mehr Homeoffice.

Schnelle Einsatzzeiten wichtig für Detmerode und Westhagen

Für unabdingbar hielt Thomas Schlick von der AfD die zweite Wache und folglich auch die 50.000 Euro Planungskosten. „Die Berufsfeuerwehr kann die Einsatzzeiten nur mit zwei Wachen erreichen. Wir können das nicht mehr aufschieben, an den Einsatzzeiten hängen Menschenleben.“

Sabah Enversen (SPD) sagte: „Wir haben uns auf eine zweite Wache geeinigt. Daher sollten wir hier nicht kürzen, das bringt uns nicht weiter.“ Die Vergangenheit habe bewiesen: „Jede Verzögerung bringt nur eins: Mehrkosten“, sagte er mit Bezug auf die Mehrkosten-Vorlage für die neue Hauptwache, an der schon seit 2012 geplant wird.

Lesen Sie hier weitere Nachrichten aus Wolfsburg:

Rat der Stadt beschloss 2020 zwei neue Feuerwachen

Doch der Ausschuss-Vorsitzende Andreas Klaffehn erklärte für die PUG, dass es sich um eine recht niedrige Summe handele, die man auf 2024 übertragen könne. Ähnlich sah es die CDU, Ausschuss-Vizevorsitzender André Schlichting erklärte: „Wir sprechen über dieses Thema seit 2015. Seitdem ist bekannt, dass die Alarm- und Ausrückzeiten für den Wolfsburger Süden nicht ausreichen.“ Ihm sei unverständlich, dass die Heinenkamp-Fläche wieder verworfen wurde. Personal für die Planung der zweiten Wache sei eh nicht da, daher könne das Geld auf 2024 geschoben werden.

Am Ende setzten sich bei dem Antrag zum Haushalt im Ausschuss CDU, PUG und Grüne/FDP/Volt durch: Die Planungsgelder sollen für 2023 gestrichen werden. Für den so veränderten Teilhaushalt stimmten CDU und PUG, bei Enthaltung der anderen Ausschussmitglieder.

Beim Ratsbeschluss Ende 2020 für beide Feuerwachen hatte man mit Gesamtkosten von 115 Millionen Euro kalkuliert, davon bis zu 80 Millionen für die Hauptwache. Doch die soll nach neuesten Berechnungen nun allein mindestens rund 115 Millionen verschlingen.

Mehr wichtige Nachrichten aus Wolfsburg lesen:

Täglich wissen, was in Wolfsburg passiert: Hier kostenlos für den täglichen Wolfsburg-Newsletter anmelden!

Dieser Artikel wurde aktualisiert.