Braunschweig. Tag zwei des Kapitalanleger-Musterverfahrens: Das Gericht kritisiert VW und Ex-Vorstandschef Martin Winterkorn.

Ob es tatsächlich schon die „Bombe“ war, wie Klägeranwalt Andreas Tilp am Ende des zweiten Verhandlungstages meinte, wird sich noch zeigen müssen. Auf jeden Fall hatte es die Aussage von Christian Jäde am Dienstag in sich – und sie zielte gegen VW. Jäde, der als Vorsitzender Richter am Oberlandesgericht Braunschweig das Kapitalanleger-Musterverfahren gegen VW und die Porsche-Holding SE (PSE) leitet, zog scheinbar wie aus dem Nichts den ehemaligen VW-Vorstandschef Martin Winterkorn in die Mitte des Geschehens. Es spreche einiges dafür, dass Winterkorn es versäumt habe, den Abgas-Betrug aufzuklären und frühzeitig darüber zu informieren, sagte Jäde. Winterkorn war nach Bekanntwerden des Abgas-Betrugs im September 2015 zurückgetreten.

Das Musterverfahren wird stellvertretend für 1644 Schadenersatzklagen von Anlegern geführt, die am Landgericht Braunschweig gegen VW und die PSE eingegangen sind. Hinter den Klagen stehen Schadenersatzforderungen von knapp vier Milliarden Euro. Musterkläger ist die Sparkassen-Fonds-Gesellschaft Deka-Invest, die von Tilp vertreten wird.