Essen. Nach dem überraschenden VfL-Rückstand treffen Vivien Endemann, Marina Hegering sowie Ewa Pajor zum Sieg des VfL, der Platz 1 zurückholt.

Es war der erwartet schwierige Pflichtspiel-Start in 2024, aber die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg haben ihn gemeistert und vor 3842 Zuschauern einen 3:1 (0:0)-Erfolg bei der SGS Essen eingefahren. Nachdem die Gastgeberinnen völlig überraschend in Führung gegangen waren drehten die Ex-Essenerinnen Vivien Endemann und Marina Hegering sowie Ewa Pajor die Partie binnen 14 Minuten und holten sich zum Abschluss des letzten Hinrunden-Spieltags die Bundesliga-Tabellenspitze zurück.

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Den Wolfsburgerinnen fehlten wie erwartet Kathrin Hendrich, Camilla Küver, Kristin Demann und Winter-Zugang Diana Nemeth. Auf der Bank nahm erstmals U20-Talent Karla Brinkmann Platz, die Coach Tommy Stroot bereits mit ins Winter-Trainingslager nach Portugal mitgenommen hatte.

Die Platzbedingungen in Essen hatten mit Bundesliga wenig zu tun

Apropos Portugal: Von den traumhaften Trainingsbedingungen in Almancil oder wie bei den vier Testspielen in Portugal und auf dem A-Platz vor der VW-Arena war der Platz im Stadion an der Hafenstraße weit entfernt. Vielmehr sendete man aus Essen mit dem mit viel Sand präparierten „Rasen“ eine Bewerbung für das schlechteste Grün in der Liga. Nicht einmal der ebenfalls schlimme, weil vielbespielte Platz im Wolfsburger AOK-Stadion zeigte sich vor Weihnachten in einem solch schlechten Zustand. „Wir wussten im Vorfeld schon, dass der Platz so schlecht ist wie noch nie“, sagte die frühere SGS-Spielerin Hegering.

Dominique Janssen (links) und der VfL Wolfsburg taten sich am Montagabend im Auswärtsspiel bei der SGS Essen schwer.
Dominique Janssen (links) und der VfL Wolfsburg taten sich am Montagabend im Auswärtsspiel bei der SGS Essen schwer. © Sport | Mirko Kappes

Dementsprechend schwer tat sich der bei den vier Test-Siegen so spielstarke VfL auch am Montagabend. Die Wolfsburgerinnen waren um Spielkontrolle bemüht, aber immer wieder versprangen die Bälle, ihr Direktspiel klappte allenfalls bis zum Sechzehner, der letzte Pass war immer und immer wieder zu ungenau. Zudem legte die SGS einen extrem leidenschaftlichen Auftritt hin, stand hinten kompakt, ohne sich um den eigenen Strafraum einzuschnüren.

Wolfsburg kontert Essens überraschende Führung

Heraus kam eine erste Hälfte, in der die Gäste in puncto Ballbesitz (72:28 Prozent) und Torchancen (8:1) hoch überlegen waren. Und trotzdem ging es torlos in die Halbzeit. Die besten Gelegenheiten hatten Dominique Janssen mit einem 23-Meter-Freistoß, der das Tor knapp verfehlte, sowie Alexandra Popp in der Nachspielzeit der ersten Hälfte, als sie sich nach einer Vorlage von Ewa Pajor um die eigene Achse drehte, ihr Flachschuss das Ziel aber denkbar knapp verfehlte.

Sie wissen in Wolfsburg natürlich, dass sich das rächen kann – und so kam es zunächst auch gegen das Überraschungsteam der Liga, wie Stroot die SGS zuvor titulierte. Bei Essens überraschendem Führungstreffer durch Lilli Purtscheller sahen mit Lynn Wilms, die sich den Ball von Lena Ostermeier hatte abluchsen lassen, als auch Nuria Rabano, die gegen die österreichische Torschützin nicht richtig hinging, nicht gut aus.

Nur kurz nach der überraschenden SGS-Führung stellte die Ex-Essenerin Vivien Endemann in dieser Szene auf 1:1. Danach drehte der VfL die Partie komplett.
Nur kurz nach der überraschenden SGS-Führung stellte die Ex-Essenerin Vivien Endemann in dieser Szene auf 1:1. Danach drehte der VfL die Partie komplett. © imago | BEAUTIFUL SPORTS/Wunderl

Eminent wichtig war, dass der VfL eine schnelle Antwort fand. Endlich einmal kam eine Pajor-Flanke in die Mitte durch, wo die Ex-Essenerin Endemann am zweiten Pfosten nur fünf Minuten später auf 1:1 stellte. So zäh es in Durchgang 1 war, so packend war es jetzt. „Nach dem Rückstand die Ruhe zu bewahren und in den Aufgaben zu bleiben, davor habe ich Respekt. Das ist alles andere als einfach auf dem Platz“, lobte Stroot sein Team.

Stroot lobt Hegering-Hammer: „Das Tor war herausragend“

Das drehte die Partie schließlich – dank einer klasse Einzelaktion. Hegering fasste sich aus mehr als 30 Metern ein Herz, und der stramme Schuss der Nationalverteidigerin schlug oben im Eck ein. Ein absoluter Traumtreffer! Gar der Marke „Tor des Monats“? „Das glaube ich nicht“, sagte Hegering bescheiden. „Er sollte natürlich aufs Tor, dass er so kommt, war aber schon schön.“ Ihr Trainer lobte dagegen: „Das Tor war herausragend, von der Qualität, aber auch von dem Moment.“

Nur drei Minuten später legte Pajor nach einem tollen Solo, bei dem sie Jacqueline Meißner stehen ließ, nach und stellte auf 3:1. Das ließen sich die Gäste nicht mehr nehmen und holten damit die Tabellenspitze von Bayern München (Samstag 1:0 gegen Hoffenheim) zurück. Hegerings Fazit: „Dass es nicht das allerbeste Spiel war, ist klar. Für das erste Pflichtspiel können wir aber sehr gut damit leben.“

Der Bundesliga-Spitzenreiter aus Wolfsburg ist als nächstes am Sonntag (14 Uhr) bei Bayer Leverkusen gefordert. Zudem wurde das DFB-Pokal-Viertelfinale des VfL bei der TSG Hoffenheim wie auch die drei weiteren Partien auf Dienstag, 5. März, um 18.30 Uhr terminiert.

Spiel kompakt:

SGS Essen: Winkler – Sterner (85. Joester), Meißner, Pucks, Ostermeier – Piljic, Rieke (85. Potsi) – Purtscheller (78. Enderle), Kowalski (85. Pfluger) , Elmazi (59. Berentzen) – Maier.

VfL Wolfsburg: Frohms – Wilms (58. Wedemeyer), Hegering, Janssen, Rabano – Lattwein, Oberdorf (70. Hagel), Huth (78. Jonsdottir) – Endemann (70. Brand), Popp (78. Kalma), Pajor.

Tor: 1:0 Purtscheller (51.), 1:1 Endemann (56.), 1:2 Hegering (66.), 1:3 Pajor (69.).

Gelbe Karten: Rieke, Maier / -.

Schiedsrichterin: Katrin Rafalski (Baunatal).

Zuschauer: 3842 im Stadion an der Hafenstraße.