Lebenstedt. Tausende Wintersportfans besuchen Salzgitters Eissporthalle jeden Monat. Die Eismeister haben viel zu tun, damit alles glatt läuft.

Pünktlich um 17 Uhr dreht Sascha Krause die Regler an seinem Mischpult hoch und nimmt sein Mikro in die Hand. Aus den Lautsprechern der Eishalle schallt es: „So liebe Eissportfreunde, die Laufzeit ist beendet. Bitte die Eisfläche verlassen. Wir bedanken uns für euren Besuch, kommt gut nach Hause. Bis zum nächsten Mal in der Eissporthalle am Salzgittersee.“ Wenige Sekunden danach beginnt das Gewusel um die Eisfläche. Hunderte Menschen machen sich nach und nach vom Eis, sammeln ihre Schlittschuhe ein, ziehen sich am Rand ihre Schuhe an. Ein paar Kinder wollen noch nicht so wirklich vom Eis. Ein, zwei bestimmte mütterliche Worte locken aber auch die letzten von der Fläche.

Nach dem Ende der Laufzeit in Salzgitters Eishalle beginnt die Vorbereitung für die Superdisco

Kurz nach 17 Uhr ist die Halle leer. Jetzt beginnt für Eismeister Krause und seine Aushilfskräfte der Stress vor der Superdisco. Jeden zweiten Freitag im Monat findet die in der Eishalle statt. Teilweise sind bis zu 1000 Menschen bei der Party auf dem Eis dabei. So viele, wie sonst nur an einem Tag kommen.

Im Kontrollraum: Lukas Novak (links) und Sascha Krause haben alles im Blick. 
Im Kontrollraum: Lukas Novak (links) und Sascha Krause haben alles im Blick.  © FMN | R. Karliczek

Das Eis hat Sascha Krause sozusagen gefunden, wie er heute sagt. Eigentlich ist er gelernter Betriebsschlosser. Denn bei dem Beruf des Eismeisters handelt es sich nicht um einen klassischen Ausbildungsberuf. Man kann ihn also nicht einfach so erlernen. Ähnlich wie bei der Berufsfeuerwehr ist eine abgeschlossene Ausbildung eines handwerklichen Berufs eine wichtige Voraussetzung, um Eismeister zu werden. Krause ist schon seit 2007 Eismeister in Salzgitter. Beworben hat er sich seinerzeit sogar erst nach dem Ende der Ausschreibung. Geklappt hat es trotzdem. Dem Eis ist er seitdem treu geblieben. „Wir sind sozusagen Mädchen für alles in der Eishalle“, sagt Krause mit einem Lachen. Neben der Herstellung und Pflege der Eisfläche kümmert er sich auch um die Überwachung, ist als Ersthelfer bei Verletzungen vor Ort oder schleift auch schonmal Kufen und hilft in der Gastro aus, wenn Not am Mann ist.

Die 18 Quadratmeter große Bühne wird vor der Superdisco auf dem Eis aufgebaut. 
Die 18 Quadratmeter große Bühne wird vor der Superdisco auf dem Eis aufgebaut.  © FMN | R. Karliczek

Eismeister sind in Salzgitters Eishalle für alles zuständig

An einem Freitag wie diesem ist Kruse dazu auch noch Veranstaltungstechniker. Direkt neben der Eisfläche öffnet sich die Tür zu einem Lager. Da drin befindet sich alles, was die Superdisco braucht, die in knapp anderthalb Stunden startet. Eine bewegliche 18 Quadratmeter große Bühne, Lautsprecher, Lichter, eine Nebelmaschine und natürlich das Pult für DJ „Dominic Grains“, der später in der Eishalle auflegt. Angeschlossen wird die ganze Technik über einen Anschluss, der per Kran von der Decke kommt. Lukas Nowak, der im Moment Dual bei der Bäder Sport und Freizeit GmbH studiert, muss den Schalter für den Kran einige Male betätigen, bevor er sich langsam herunterbewegt. „Die Temperatur in der Eishalle macht der Technik immer ein wenig zu schaffen“, erklärt Krause.

Die Eismaschine sorgt für die richtige Eisglätte zum Eislaufen. 
Die Eismaschine sorgt für die richtige Eisglätte zum Eislaufen.  © FMN | R. Karliczek

Eismaschine sorgt für glatte Flächen in Salzgitters Eishalle

Während die Bühne so langsam Gestalt annimmt, fährt ein Kollege von Krause schonmal mit der Eisbearbeitungsmaschine vor. Das Gerät funktioniert laut Krause wie eine Art „Einklingenrasierer“. Es schleift den Eisboden wieder glatt und sammelt dabei den abgeriebenen Schnee. Der landet danach in der Schneegrube neben der Eishalle. Hinter der Klinge wird Waschwasser auf das Eis aufgebracht, um verbliebenen Pulverschnee aufzulösen und tiefe Furchen auszuwaschen. Zum Schluss werden diese mit Warmwasser wieder aufgefüllt. Kostenpunkt für so eine Maschine: ab 50.000 Euro.

Ab 18.30 Uhr ist die Eisfläche prall gefüllt. Denn dann beginnt die Superdisco. 
Ab 18.30 Uhr ist die Eisfläche prall gefüllt. Denn dann beginnt die Superdisco.  © FMN | R. Karliczek

So wird die Eisfläche in der Eishalle Salzgitters hergestellt und gekühlt

Ein wenig versetzt unter der vier Zentimeter dicken Eisfläche schlägt das mechanische Herz der Eishalle. Zwei Maschinen halten den geschlossenen Kühlkreislauf in Gang. Das Kühlmittel nimmt die Hitze der Besucher auf und reguliert die Temperatur des Eises in der Halle. „Es funktioniert ein wenig, wie im Kühlschrank. Die Besucher sind dann die Lebensmittel“, sagt Krause. Ein paar Mal am Tag ist er im Maschinenraum unterwegs, schaut, ob der Druck auf den Ventilen noch in Ordnung ist und es keine anderen Probleme gibt. Direkt unter die Eisschicht kommen die Eismeister nur durch einen kleinen Gang, in dem Decke und das Rohr mit dem Kältemittel zugefroren sind. Das Eis lässt sich dort förmlich abkratzen. Im Winter ist der Gang nur knapp über einen Meter hoch. Im Sommer taut die Decke auch gerne mal komplett ab.

In einem kleinen Gang können die Eismeister den Weg des Kältemittels unter dem Eis überprüfen. 
In einem kleinen Gang können die Eismeister den Weg des Kältemittels unter dem Eis überprüfen.  © FMN | R. Karliczek

Über diesem Gang wird die Technik auf der Bühne gerade angeschlossen. Die Handgriffe sitzen. Nowak verbindet die einzelnen Bühnenteile noch. Ein Licht macht etwas Probleme und muss neu eingestellt werden. Dann ist die Bühne auf dem Eis auch schon fertig. Kurz darauf trifft der DJ ein. Auch die Securityfirma macht sich bereit, die für die Superdisco eingestellt wurde. Nicht, weil es irgendwelche negativen Vorfälle gab. Aber knapp 1000 Besucher seien für Eismeister und Aushilfe allein einfach gar nicht zu kontrollieren.

So geht die Superdisco in Salzgitters Eishalle los

Ab 18.30 Uhr ist Einlass, die ersten Autos fahren schon eine halbe Stunde vorher auf den Parkplatz der Eissporthalle. Pünktlich sein lohnt sich, denn „die Leute stehen auch schonmal bis zur Straße Schlange vor der Eishalle, wenn Disco ist“, berichtet Krause. Besonders in dieser Saison ist die Superdisco in der Eishalle extrem beliebt geworden. Woran das liegt, können Krause und Nowak nicht gesichert sagen. Sie gehen davon aus, dass es ein Mix ist aus neuer Beleuchtung, neuem DJ und dem verbesserten Marketing über die sozialen Medien. Immerhin: Der große Anlauf ist ein absolutes Luxusproblem.

Lukas Nowak verbindet die einzelnen Bühnenteile vor der Superdisco. 
Lukas Nowak verbindet die einzelnen Bühnenteile vor der Superdisco.  © FMN | R. Karliczek

Superdisco in Salzgitter: Das passiert nach 22 Uhr

Kurz nach acht wird die Disco dann noch einmal pausiert. In der Eispause muss das Eis nochmal geschliffen werden. Dann geht die Party bis 22 Uhr weiter. Der Arbeitstag von Krause ist erst gut eine Stunde später vorbei. Denn die Bühne muss noch abgebaut, das Eis präpariert werden. Pünktlich um 11 Uhr beginnen am Samstag nämlich wieder die öffentlichen Laufzeiten.

Übrigens: Für die Superdisco hat das Eis eine Temperatur von -5 Grad. Eiskunstläufer zum Beispiel präferieren -4 Grad, weil das Eis dann weicher ist, während Eishockeyspieler gerne -6 Grad kaltes Eis hätten.