Bleckenstedt. Am 20. Jahrestag des Planfeststellungsbescheids wehren sich Atomkraftgegner um die Schacht Konrad AG weiter gegen das Atommülllager.

Seit 35 Jahren gibt es die AG Schacht Konrad, und sie hat nie locker gelassen in dem Bestreben, über Atomkraft aufzuklären, zu mahnen, Widerstand zu organisieren und vor allem auch zu informieren. Vielleicht wäre ein Jubiläum sonst unbemerkt verstrichen, das des Planfeststellungsbeschlusses zur Einlagerung von Atommüll in dem ehemaligen Erzbergwerk Schacht Konrad. 20 Jahre ist das her, und die ursprüngliche Planung ist sogar noch älter. Sie wird 40. Unter anderem, weil die Planung nicht dem Stand der Technik und Wissenschaft entspreche, sollen die Bauarbeiten dort gestoppt werden, fordert die AG unter dem Schlagwort „#Gameover“.

Ein Sternmarsch mit Treckern, Fahrräder, zu Fuß oder per Auto

Die AG konnte nun rund 500 Menschen (Angabe der AG, die Polizei sprach von 420) mobilisieren, die äußerst friedlich einen Sternmarsch in Richtung Schacht unternahmen, mit Rädern, Treckern, zu Fuß oder per Auto, und schließlich den Schacht mit einer Menschenmenge umzingelten. Es waren Menschen aus allen Schichten, die sich engagierten, ein Zeichen setzten, mit Fahnen, Motto-T-Shirts und Bannern ausgerüstet.

Was die Gegner monieren, fasste Oberbürgermeister Frank Klingebiel so zusammen: „Es fehlt ein wissenschaftsbasiertes Standortauswahlverfahren, der Atommüll soll nicht-rückholbar und nicht-bergbar eingelagert werden, der Langzeitsicherheitsnachweis stammt aus den 1980er-Jahren, geologische Standortdaten wurden nie erhoben, sondern durch Annahmen ersetzt, und der aktuell gültige Grenzwert für die Langzeitsicherheit wird um mehr als den Faktor 10 überschritten.“ Konrad sei für die dauerhafte sichere Lagerung radioaktiver Abfälle gänzlich ungeeignet, rief er der applaudierenden Menge zu und forderte die Bundesregierung und den niedersächsischen Umweltminister auf, für eine sichere Lagerung zu sorgen. Petra Wassmann vom Nabu Niedersachsen kritisierte, die notwendige Schadens- und Risikovorsorge sei missachtet worden.

Gorleben schied bei der Endlager-Suche wegen Widerstands aus

Kerstin Rudek von der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg, die nach 40 Jahren Kampf das Ausscheiden des Salzstocks Gorleben aus der Endlager-Suche erreicht hatte, meinte, Deutschland sei meilenweit von einer bestmöglichen Lagerung von Atommüll entfernt. „Wir haben es satt, dass Probleme verschleppt werden!“ Hans Kasinger vom Landvolk: „Die Landwirte waren mit die frühesten Streiter gegen den Schacht. Und wir kommen wieder!“ Und Brigitte Runge, zweite Bevollmächtigte der IG Metall Salzgitter-Peine: „Wir sind vielleicht immer noch zu nett und nicht laut genug!“ Heiner Baumgarten vom BUND kündigte an, vor der Landtagswahl Politiker zu ihrer Haltung zum Baustopp zu befragen.

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Ist das Gutachten zu Schacht Konrad geschönt?

Die Teilnehmer – unter anderem Landvolk, IG Metall, Betriebsräte, verschiedene Atomgegnergruppierungen, Vertreter von Linken und Grünen und Die Partei sowie Naturschutzverbänden – stehen Seite an Seite gegen Einlagerungen in Schacht Konrad, das machte dieses Treffen einmal mehr klar.

Für Schacht Konrad liegt seit 2002 die Genehmigung für Errichtung und Betrieb eines Endlagers vor. Nach dem Umbau sollen bis zu 303.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktive Abfälle dort eingelagert werden. BUND und Nabu haben 2021 einen Antrag auf Aufhebung des Planfeststellungsbeschlusses beim Umweltminister eingereicht. „Wir werden verhindern, dass es jemals in Betrieb geht“, sagte Ludwig Wasmus von der AG. Und Klingebiel bekräftigte, dass man nicht locker lassen werde: „Wir sind laut, und wir sind viele!“

Mehrere Redner bekräftigten den gemeinsamen Willen des Baustopps zum Endlager Schacht Konrad, unter anderem aus Lüchow-Dannenberg, Wolfenbüttel, von der Stadt Salzgitter, der IG Metall, verschiedenen Betriebsräten, Aktionsgruppen, die per Sternfahrt zum Schacht gefahren waren. Eine Umzingelung des ehemaligen Erzbergwerks gelang mit einer 1242-Meter-Menschenkette. Anlass war das 20-jährige Bestehen des Planfeststellungsbeschlusses für das Atommüllager.
Mehrere Redner bekräftigten den gemeinsamen Willen des Baustopps zum Endlager Schacht Konrad, unter anderem aus Lüchow-Dannenberg, Wolfenbüttel, von der Stadt Salzgitter, der IG Metall, verschiedenen Betriebsräten, Aktionsgruppen, die per Sternfahrt zum Schacht gefahren waren. Eine Umzingelung des ehemaligen Erzbergwerks gelang mit einer 1242-Meter-Menschenkette. Anlass war das 20-jährige Bestehen des Planfeststellungsbeschlusses für das Atommüllager. © Funke NDS | Verena Mai

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