Braunschweig. Wolfsburg und Braunschweig bilden eine von bundesweit sechs Modellregionen. Der Kreis Helmstedt ist in einem weiteren Schritt dabei.

Die Potenziale des neuen Mobilfunkstandards 5G sollen in Deutschland anschaulich und praxisnah entwickelt, erprobt und demonstriert werden. So steht es etwas verschwurbelt im Beschluss des Haushaltsausschuss des Bundestags vom Mittwoch. Und unsere Region marschiert vorneweg: Die Städte Braunschweig und Wolfsburg bilden eine von bundesweit sechs Modellregionen, werden besonders gefördert. Der Haushaltsausschuss gab am Mittwoch die notwendigen Gelder in Höhe von 44 Millionen Euro frei. Alleine zwölf Millionen Euro fließen in unsere Region.

Das Kürzel 5G steht für die fünfte Mobilfunkgeneration. Die Übertragung ist etwa 100 Mal schneller als der aktuelle Standard 4G, auch LTE genannt . Die weiteren Modellregionen befinden sich in Hamburg, Aachen und Kaiserslautern sowie in der Lausitz und in Nordbayern.

In unserer Region war der Jubel groß. Schließlich handelt es sich bei 5G um eine digitale Infrastruktur, die entscheidend ist für den künftigen wirtschaftlichen Erfolg.

Braunschweigs Bundestagsabgeordneter Carsten Müller (CDU) etwa sprach von einer „Pionierregion“. Er sagte: „Die Entwicklung und Erprobung innovativer 5G-Projekte wird unserer Region mit Blick auf die Mobilfunkzukunft in eine deutschlandweite Spitzenposition bringen. Das stärkt uns auch als Verkehrskompetenzregion.“

Braunschweig und Wolfsburg haben mit ihrem Konzept „5G Reallabor in der Mobilitätsregion BS-WOB“ offensichtlich überzeugt. Der Bundestagsabgeordnete Falko Mohrs (SPD) bezeichnete den Beschluss des Haushaltsausschusses gar als einen „Meilenstein für die Mobilität der Zukunft in unserer Region“. 5G sei von zentraler Bedeutung für die zukünftige Entwicklung in ganz Deutschland. „Wir wollen bei dieser Entwicklung vorne dabei sein“, sagte Mohrs.

Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) wertete die Förderung für Braunschweig und Wolfsburg als Signal dafür, dass das Land auf dem richtigen Weg sei. „Immer mehr kristallisiert sich heraus, dass Niedersachsen zu einem 5G-Land wird“, sagte er.

Wolfsburgs Oberbürgermeister Klaus Mohrs (SPD) nahm Minister Althusmann gleich in die Pflicht und forderte – parallel zum Geld vom Bund – auch Mittel vom Land ein. Er sagte: „Ich freue mich über die Unterstützung des Bundes. Jetzt ist das Land Niedersachsen am Zug, das uns bereits zugesichert hat, den Transformationsprozess in unserer Region ebenfalls zu fördern. Ein gemeinsames 5G-Projekt mit Braunschweig ist dafür prädestiniert.“

Ähnlich äußerte sich dazu auch der Sohn von Wolfsburgs OB. Falko Mohrs sagte: „Beim Wirtschaftsempfang der Stadt Wolfsburg hatte Althusmann gesagt, dass er die 5G-Aktivitäten in der Region unterstützen will. Es wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, das zu realisieren.“

Der Oberbürgermeister von Braunschweig, Ulrich Markurth (SPD), betonte wie sein Amtskollege aus Wolfsburg die Bedeutung des Projektes: „Die Umsetzung im urbanen Raum der Stadt Braunschweig bietet die Chance, dass unsere Forschungseinrichtungen und Unternehmen innovative Lösungen entwickeln und neue Anwendungen testen können.“

Die Einrichtung eines 5G-Netzeswürde die bereits aufgebaute und geplante Infrastruktur wie etwa das öffentliche WLAN und die des DLR-Testfeldes AIM ideal ergänzen und damit einen wichtigen Impuls für Aktivitäten im Bereich „Smart City“ leisten, so Markurth.

Auch Volkswagen äußerte sich. VW-Personalvorstand Gunnar Kilian sagte laut einer vom Landesbeauftragten Matthias Wunderling-Weilbier (SPD) verbreiteten Pressemitteilung: „Für die Transformation von VW zum führenden Anbieter von Elektromobilität, von vernetztem und automatisiertem Fahren ist 5G von entscheidender Bedeutung. Hier in der Region wird die Zukunft der Mobilität von VW entwickelt und erprobt.“ Es gehe dabei nicht nur um technologisches Know-how und technologischen Vorsprung, sondern auch um hochwertige Arbeitsplätze.

Auch VW-Gesamtbetriebsratschef Bernd Osterloh begrüßte die Entscheidung, unsere Region zur 5G-Modellregion zu küren.

Osterloh sagte: „Gerade unsere Region steht mit einem starken Schwerpunkt auf Automobilwirtschaft vor den denkbar größten Herausforderungen. Wissen schafft Arbeit!Wenn wir hier neue Technologien erproben, profitieren nicht nur die Beschäftigten unserer Region davon. “

Das Konzept sieht drei Phasen vor. Zuerst wollen die Akteure die Großstädte Wolfsburg und Braunschweig mit 5G versorgen, dann den ländlichen Raum. „Die geplante 5G-Region ist nicht nur Heimat bekannter Automobilhersteller und Zulieferer, sondern darüber hinaus auch Wissenschaftsregion mit dem Schwerpunkt Mobilität“, heißt es im Konzept. Die Mobilität spielt eine große Rolle.

Schritt 1: Das Reallabor Wolfsburg

Wolfsburg soll stufenweise zu einem „offenen Reallabor“ entwickelt werden. Die Stadt dient als eine Art 5G-Testfeld. Durch das vorhandene stadtweite Glasfasernetz und das stadteigene moderne Rechenzentrum sind bereits heute die notwendigen Voraussetzungen für einen schnellen 5G-Ausbau in Wolfsburg erfüllt. Die vergleichsweise hohe Neuwagenquote sowie gezielte Aktivitäten der Stadt Wolfsburg zum Aufbau der Elektromobilität bieten laut Konzept „eine ideale Basis zur Erprobung von Anwendungsfällen der zukünftigen Mobilität“.

Erste Ausbaugebiete des „Reallabors Wolfsburg“ sind bereits bekannt: Im Gebiet um den Bahnhof werden Anwendungsfälle sowohl für den Schienen- als auch den Straßenverkehr realisiert. Durch die in der unmittelbaren Nähe zum Bahnhof geplanten Großbaustelle besteht die Möglichkeit, den Anwendungsfall einer so genannten digitalen Baustelle umzusetzen.

In den Steimker Gärten – einen neu errichteten, modernen Stadtquartier – werden vor allem Anwendungen aus dem Bereich „Smart City“ getestet. Es geht darum, ein 3D-Stadtmodell inklusive eines Verkehrsmodells zu erzeugen.

Schritt 2: 5G-Ausbau in der Stadt Braunschweig

Braunschweig soll zu einer Modellstadt für den nationalen 5G-Ausbau wird. Die Erfahrungen, die mit 5G in Wolfsburg gemacht werden, sollen dazu als Grundlage dienen. Braunschweig entwickelte sich bereits durch die verschiedenen wissenschaftlichen Institute früh zu einem starken Forschungsstandort für den Bereich automatisiertes und autonomes Fahren.

Noch heute kann auf eine breite Infrastruktur der mobilen Kommunikationstechnik, beispielsweise entlang des städtischen Straßenrings, zurückgegriffen werden.

Auch Braunschweig besitzt wie Wolfsburg bereits ein gut ausgestattetes Glasfasernetz, so dass durch die derzeitigen und neu zu planenden Antennenstandorte mit geringem Aufwand ein 5G-Netz entstehen kann.

Schritt 3: Aufbau von 5G im ländlichen Raum

In den Gebieten zwischen den beiden Großstädten Braunschweig und Wolfsburg soll schließlich der Nutzen von 5G im „ländlichen und halbstädtischen Raum erprobt und mit den Erfahrungen aus dem urbanen Raum abgeglichen werden" , heißt es im Konzept.

Speziell entlang der A39, die quer durch unsere Region verläuft, soll sich die 5G-Technologie effizient ausbauen lassen. Hier befindet sich das „Testfeld Niedersachsen für automatisierte und vernetzte Mobilität“. Im Landkreis Helmstedt gibt es entlang der A39 die nötige Infrastruktur, wie beispielsweise ein Stromnetz.