Braunschweig. Drei Menschen starben bei einem Unfall auf einem Bahnübergang. Die Deutsche Bahn will Konsequenzen ziehen.
Nach einem tödlichen Unfall an einem mit Halbschranken gesicherten Bahnübergang bei Hannover will die Deutsche Bahn Konsequenzen ziehen. Wie ein Sprecher des Unternehmens mitteilte, soll künftig mehr Aufklärung betrieben werden, um Unfälle zu vermeiden.
Denn: In mehr als 95 Prozent aller Fälle seien Verkehrsteilnehmer verantwortlich für Unfälle an Bahnübergängen, wie ADAC-Sprecherin Alexandra Kruse auf Anfrage unserer Zeitung mitteilt. „Manche Menschen haben scheinbar kein Gefahrenbewusstsein“, so Kruse. Es helfe, sich folgendes vor Augen zu führen: „Ein 1000 Tonnen schwerer Zug in voller Fahrt braucht 1000 Meter Bremsweg.“
Tödlicher Unfall auf Bahnübergang: Deutsche Bahn setzt auf Aufklärung
Am frühen Sonntagmorgen war ein 22-Jähriger in Neustadt am Rübenberge in der Region Hannover trotz geschlossener Halbschranken auf einen Bahnübergang gefahren. Sein Auto wurde von einem Regionalzug erfasst. Der Fahrer und zwei 20 und 22 Jahre alte Frauen, die mit im Auto saßen, kamen ums Leben.
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Die Deutsche Bahn will nun verstärkt auf Kampagnen wie „Sicher drüber“ setzen. An diesem Projekt sind viele Partner, darunter auch der ADAC und die Bundespolizei, beteiligt. Die Bedeutung des Andreaskreuzes und der Sicherungsanlagen seien vielen Verkehrsteilnehmern leider nicht oder nicht richtig bekannt, sagte ein Bahnsprecher.
Deutsche Bahn, Bund und Straßeneigentümer reduzieren Anzahl der Bahnübergänge
„Oft wird darüber diskutiert, wie viele Bahnübergänge beschrankt sind: Und ja, vor allem im ländlichen Raum gibt es immer noch unbeschrankte Bahnübergänge“, sagt ADAC-Sprecherin Alexandra Kruse unserer Zeitung. Allerdings passiere hier viel. Das betont auch die Bahn auf Nachfrage. „Die DB arbeitet seit Jahren mit Nachdruck daran, gemeinsam mit dem Eigentümer der Straße und dem Bund die Zahl der Bahnübergänge zu reduzieren“, teilt eine Bahnsprecherin unserer Zeitung mit.
Vor allem Anlagen, die Unfallschwerpunkte waren, seien beseitigt oder mit besserer Technik ausgestattet worden. In Niedersachsen gebe es noch rund 2000 Bahnübergänge. Laut ADAC sind rund 62 Prozent der Bahnübergänge technisch gesichert.
„Man kann nur an die Verkehrsteilnehmer appellieren, die Verkehrszeichen zu beachten und verantwortungsvoll zu agieren“, betont ADAC-Sprecherin Alexandra Kruse. Infos dazu gibt es zum Beispiel über die Handzettel des Projekts „Sicher drüber.“
Noch kein neuer Ermittlungsstand bei tödlichem Unfall bei Neustadt am Rübenberge
Am frühen Sonntagmorgen war ein 22-Jähriger in Neustadt am Rübenberge (Region Hannover) trotz geschlossener Halbschranken auf einen Bahnübergang gefahren. Sein Auto wurde von einem Regionalzug erfasst. Der Fahrer und zwei 20 und 22 Jahre alten Frauen, die mit im Auto saßen, kamen ums Leben. Die Ermittlungen seien „in vollem Gange“, noch gebe es aber keine Ergebnisse, sagte eine Polizeisprecherin noch am Montag. Nach Polizeiangaben war das Auto trotz geschlossener Halbschranken auf den Bahnübergang gefahren. Eine Unfallkommission sollte zeitnah tagen und die Unfalldaten auswerten.
Ein Unfallschwerpunkt sei der Bahnübergang in Neustadt nicht, sagte die Polizeisprecherin. Im Zeitraum von 2018 bis 2020 habe es dort vier Unfälle gegeben, allesamt mit leichteren Folgen. Auch die Halbschranke habe nicht zu Verwirrung geführt.
Nach Angaben des Bahnsprechers könnte der Großteil der Bahnübergangsunfälle durch richtiges Verhalten vermieden werden. Gemeinsam mit einer Vielzahl an Partnern habe man daher die Kampagne „Sicher drüber“ gestartet.
Zahl der Unfälle an Bahnübergängen ist zurückgegangen
Die Zahl der Unfälle an Bahnübergängen ist dem Sprecher zufolge zwischen 1995 und 2021 allerdings bereits um mehr als drei Viertel gesunken. Demnach gab es im Jahr 2021 insgesamt 139 Unfälle an den Bahnübergängen der Deutschen Bahn, 1995 waren es noch 603 Kollisionen. Die technisch und nicht technisch gesicherten Bahnübergänge wiesen eine vergleichbare Unfallhäufigkeit auf.
In den vergangenen Jahren hat die Bahn nach eigenen Angaben gemeinsam mit den Gemeinden und Eigentümern der Straßen bereits viele Bahnübergänge beseitigt. Alternativ wurden teils Brücken oder Unterführungen gebaut. Seit 1950 wurde die Zahl der Kreuzungen zwischen Schiene und Straße demnach mehr als halbiert. Wenn es bei Anlagen vermehrt zu Unfällen kam, seien diese vorrangig beseitigt beziehungsweise mit Technik ausgestattet worden, sagte der Sprecher.
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Im Jahr 2021 gab es bundesweit noch 15.971 Bahnübergänge, davon rund 2000 in Niedersachsen. Dies sei die niedrigste Zahl an Bahnübergängen in der Geschichte der Deutschen Bahn AG, hieß es von dem Unternehmen.
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dpa