Für Fuhrmann spricht, dass er in dieser Ausnahme-Krise an wichtigen Entscheidungen festhält. Dazu gehört das Salcos-Projekt.

Nicht viel lamentieren, sondern strategisch handeln und anpacken: Das war die Botschaft von Salzgitter-AG-Vorstandschef Heinz Jörg Fuhrmann auf der ersten virtuellen Hauptversammlung des Stahlkonzerns. Mit chirurgischer Präzision beschrieb er die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise auf das Unternehmen – und die sind dramatisch. Doch ebenso kühl und überlegt wie seine Analyse fiel auch die Prognose des Konzernchefs aus: Wenn alle in dieselbe Richtung arbeiteten, dann sei auch diese Krise zu bewältigen.

Das war mehr als Zweckoptimismus. Fuhrmann strotzt vor Selbstvertrauen und vermittelt, eine klare Vision zu haben. Aktionismus ist nicht sein Ding – zum Glück. Dabei kann der lang gediente Top-Manager auf eine ebenso lange Erfahrung blicken, die den erfolgreichen Umgang mit Krisen beinhaltet.

Bisher hat sich die Strategie Fuhrmanns ausgezahlt. Die Beteiligung am Kupfer-Unternehmen Aurubis und die Ergänzung der Stahlproduktion um den Maschinenbauer KHS wirken stabilisierend. Das Prinzip: Wenn ein Geschäft kriselt, dann kann das andere ausgleichen. Zur Strategie gehört auch die Eigenständigkeit. So kam die Salzgitter AG stets vergleichsweise unversehrt aus rauer See.

Für Fuhrmann spricht, dass er in dieser Ausnahme-Krise an wichtigen Entscheidungen festhält. Dazu gehört das Salcos-Projekt, mit dem der Konzern seine Produktion perspektivisch nahezu CO 2 -frei aufstellen will. In früheren Zeiten wären solchen „Umwelt-Spinnereien“ rasch rasiert worden.

Doch Fuhrmann wäre nicht Fuhrmann, bliebe er frei von unnötigen Spitzen. So macht er für die intensive Klimadebatte eine „medial geschickt initiierte Jugendbewegung“ verantwortlich – gemeint ist wohl die Fridays-for-Future-Bewegung. Na und? Wer, wenn nicht die jungen Menschen haben das Recht, das Denken der „Alten“ zu hinterfragen? Sie sind es, die mit dem Erbe klarkommen müssen.