„Nun wird immer klarer, dass der so knapp unterlegene Kandidat allenfalls eine Nebenrolle in seiner Partei übernehmen wird.“

Ganze 18 Stimmen fehlten Friedrich Merz am 7. Dezember, um Parteichef der CDU zu werden. Nun wird immer klarer, dass der so knapp unterlegene Kandidat allenfalls eine Nebenrolle in seiner Partei übernehmen wird. So übt der 63-Jährige wieder den Aufsichtsratsvorsitz beim deutschen Ableger des Vermögensverwalters Blackrock aus. Folgerichtig werde er in den anstehenden Wahlkämpfen nicht aktiv für seine Partei werben, erklärte Merz kürzlich.

Das ist in zweierlei Hinsicht schlecht für die Union: Sie verzichtet auf einen hervorragenden Redner und auf viel wirtschaftlichen Sachverstand. Als Oppositionsführer glänzte Merz am Rednerpult des Bundestages, ehe ihn Angela Merkel 2002 verdrängte. In seiner sauerländischen Heimat feiert ihn die CDU-Basis seitdem als gefallenen Helden. Ähnliche Sympathiebekundungen erlebt zurzeit Sigmar Gabriel zwischen Harz und Heide. Es ist Merz’ persönliche Tragik, dass ihm ausgerechnet auf dem Hamburger Parteitag keine zündende Rede gelang.

In den Augen vieler CDU-Mitglieder verkörpert Merz überdies ökonomische Kompetenz. Angesichts von Brexit, Trump’schen Handelskriegen und wachsender chinesischer Wirtschaftsmacht wäre der exzellent vernetzte Transatlantiker Merz eine Bereicherung für das Bundeskabinett gewesen. Doch Angela Merkel hat ihren alten Widersacher erneut aufs Abstellgleis geschoben. Ihre Nachfolgerin im Parteivorsitz, Annegret Kramp-Karrenbauer, assistierte ihr dabei höflich.