„Die Partei tut gut daran, die besonnene Chefin jetzt mit allen Flügeln und Kräften zu unterstützen.“

Die CDU hat Anfang 2019 eine Riesenchance. Die Partei hat ihr Führungspersonal runderneuert: Neue Vorsitzende, neuer Generalsekretär, neuer Fraktionschef, neuer Vorstand. Junge Minister im Kabinett, dazu eine erfahrene Kanzlerin, deren Expertise umso mehr in der Bevölkerung gefragt scheint, je stärker sie sich politisch zurückzieht. Die Neuen – Annegret Kramp-Karrenbauer, Paul Ziemiak, Ralph Brinkhaus – sind Teamspieler, politisch erfahren, kampagnenerpobt, gegen Widerstände gewappnet. Alles gut also? Nun, seit Jahresbeginn haben vor allem die Ambitionen von Friedrich Merz in der öffentlichen Diskussion der Partei eine Rolle gespielt. Sollte Merz nach seiner Bewerbung Minister werden? Gibt es einen Automatismus zur Kanzlerkandidatur? Und wenn ja, für wen gilt dieser? Soll Merz in einem Gremium, einer Kommission, oder einem Beraterkreis sitzen? Absurdes Theater. Will die CDU die kommenden Wahlen bestehen, dann müssen jetzt inhaltliche Aufschläge kommen. Besonders das Wirtschaftsprofil der Partei will sie schärfen, Entlastungen für Unternehmen, Steuererleichterungen, Ungerechtigkeiten bei der Rente ausgleichen. Finanzierung in diesem Punkt bislang allerdings unklar. Zudem will sie die Migrationsdebatte, die die Union seit 2015 selbstzerfleischend führt, endlich in sinnvolle Bahnen lenken. Das Werkstattgespräch, das sie im Fe­bruar führen will, ist Chance und Risiko zu gleich. AKK will dem Vorwurf begegnen, die Parteiführung schweige das Thema tot. Deswegen will sie die Basis und die CDU einbinden. Und muss doch damit rechnen, dass sie Erwartungen weckt, die sie nicht erfüllen kann. Die Partei tut gut daran, die besonnene Chefin jetzt mit allen Flügeln und Kräften zu unterstützen. Diskussion ist gut, Streit notwendig, das Profilieren auf Kosten anderer in der eigenen Partei fatal. Die CDU sollte ihre Lehren aus 2018 auch gezogen haben.