„Auch der Verbraucher kann helfen: weniger Fleisch, mehr hinschauen, mehr nachfragen.“

Für die staatlichen Kontrolleure ist es ein Armutszeugnis: Wieder mal waren es Tierschutz-Aktivisten, die in Niedersachsen verstörende Zustände in einem Schlachthof durch verdeckte Aufnahmen enthüllten. Verstörend jedenfalls für den, der ein Stück Fleisch möglichst preiswert auf dem Teller haben will und über Details ansonsten lieber nicht so viel wissen will. Der Versuch, Tierschutz-Aktivisten wegen verdeckter Aufnahmen pauschal als halbkriminelle Spinner zu diskreditieren, nimmt sich schon wegen der offensichtlich begrenzten staatlichen Aufklärungs-Schlagkraft mehr als fragwürdig aus. Dass manche der Aktivisten-Kampagnen grenzwertig zugespitzt sind, ändert am Grundproblem nichts: Die Missstände sind da.

Sie liegen zum einen in der Logik eines Systems, für das immer noch das massenhaft verfügbare Billigfleisch in der Kühltheke der einzige Maßstab ist. Die Gewerkschaft NGG hat zu Recht auf den Druck hingewiesen, der in der Branche herrscht. Dass „Tierschutz“ so leicht komplett unter die Räder kommt, ist eine hässliche Folge. Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) hat schnell reagiert. Eine Eigenüberwachung der Betriebe über Kameras kann aber nicht das letzte Wort sein. Der Staat selbst muss sicherstellen, dass geltendes Recht auch eingehalten wird. Dazu braucht es ganz offenbar mehr Kontrollen und besser geschultes Personal. Und auch der Verbraucher kann helfen: weniger Fleisch, mehr hinschauen, mehr nachfragen.