“Doppelschlag bedeutet auch Doppel-Signal: Die deutsche Justiz hat keine Angst vor großen Namen, egal ob Unternehmen oder Top-Manager.“

Doppelschlag binnen einer Woche: Erst verhängte die Staatsanwaltschaft Braunschweig am vergangenen Mittwoch ein Bußgeld über eine Milliarde Euro gegen Volkswagen. Gestern wurde zudem Haftbefehl gegen Audi-Chef Rupert Stadler erlassen. In beiden Fällen geht es um die Aufarbeitung des Abgas-Betrugs. Doppelschlag bedeutet auch Doppel-Signal: Die deutsche Justiz hat keine Angst vor großen Namen, egal ob Unternehmen oder Top-Manager.

Gut so und ganz wichtig für das Rechtsempfinden in Deutschland. Denn das Vorgehen der Justiz widerlegt viele wilde Verschwörungstheorien ­– auch wenn die Entscheidungen erst zwei Jahre und neun Monate nach Bekanntwerden des Betrugs getroffen wurden und damit ziemlich spät.

Beide Fälle müssen dennoch zwingend getrennt voneinander bewertet werden. Durch das Akzeptieren des Bußgeldes hat VW Verantwortung übernommen und kann zumindest unter dieses Kapitel einen Schlussstrich ziehen. Auch das ist ein gutes und wichtiges Signal.

Die Aufarbeitung der Rolle Stadlers im Abgas-Betrug steht dagegen erst am Anfang. Seine Verhaftung ist keineswegs gleichzusetzen mit einer Verurteilung. Und bis der Richterspruch fällt, gilt selbstredend die Unschuldsvermutung.

Die nun erhobenen Vorwürfe gegen den Top-Manager wiegen allerdings schwer. Es seien Hinweise gefunden worden, dass er geplant haben könnte, Zeugen oder andere Beschuldigte zu beeinflussen. Erhärtet sich dieser Verdacht, lässt der Vorgang tief blicken.

Stadler wird also gute Argumente finden müssen, um die Vorwürfe zu widerlegen. Gelingt ihm das, steht ihm die Rehabilitation zu. In jedem Fall sollte er sich kooperativ und konstruktiv zeigen, nicht nur um weiteren Schaden von seiner Person abzuwenden, sondern auch von Audi und dem gesamten Volkswagen-Konzern.

Im Idealfall werden durch die Personalie Stadler endlich Vorgänge bei Audi und VW aufgedeckt und bekannt, die es zulassen, Verantwortliche zu benennen. Darauf warten Mitarbeiter und Öffentlichkeit am sehnlichsten.