Braunschweig. Die Füllstände sind teilweise noch über 70 Prozent – Wasserwerke-Sprecher: Die Versorgung der Bevölkerung ist für dieses Jahr gesichert

Deutschland ächzt unter der Hitze. Die Böden sind knochentrocken. Die denkbar schlechteste Folge: Waldbrände, zuletzt nahe des Ortes Schierke im Harz oder in Mooren wie im Kreis Gifhorn. Auch führt die Trockenheit immer öfter dazu, dass die Behörden die Bevölkerung bitten müssen, mit dem kostbaren Gut Wasser sparsamer umzugehen. Zuletzt ordnete die Stadt Braunschweig an, die Bewässerung von Gärten nur noch zu bestimmten Zeiten des Tages durchzuführen. Auch der Kreis Peine ändert seine Beregnungsvorschriften.

Läuft unsere Region auch bei der Trinkwasser-Versorgung auf eine Wasserknappheit zu? Die Harzwasserwerke in Hildesheim, die die Wasserwirtschaft an den Talsperren im Harz managen, beruhigen. „Dieses Jahr sind wir bei den Füllständen noch auf der sicheren Seite“, erklärt Pressesprecher Norman Droste. Er verweist auf zwei „kurzzeitige Hochwasser-Ereignisse“ im Februar. „Auch wenn es seit März zu trocken war, hat die Regenmenge des Februars ausgereicht, um die Granetalsperre, die Eckertalsperre und die Sösetalsperre mit genügend Wasser zu versorgen.“ Diese drei Talsperren sind für die Trinkwasserversorgung der gesamten Region Braunschweig zuständig.

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Die größte unter ihnen, die Granetalsperre, ist mit einem Volumen von rund 34 Millionen Kubikmetern noch zu fast 74 Prozent gefüllt. Die Eckertalsperre liegt mit knapp über 9 Millionen Kubikmeter bei etwa 69 Prozent. Deutlich niedriger ist der Stand bei der Sösetalsperre. Sie ist zu etwas mehr als 50 Prozent gefüllt, was 13,1 Millionen Kubikmetern Stauinhalt entspricht. Die Gründe, warum der Füllstand an der Söse niedriger ist, können mannigfaltig sein, sagt Sprecher Droste. Allgemein hätten klimatische Verhältnisse vor Ort, Niederschlagsmengen oder der Verdunstungsgrad, enorme Auswirkungen. Die Sösetalsperre ist für die Versorgung der Region und Stadt Göttingen eine wichtige Trinkwasserquelle.

Unterwasserabgabe an Flüsse

Trotz heute ausreichend hoher Füllstände seien die Anzeichen für immer trockenere Sommer in Deutschland auch an den Talsperren abzulesen, sagt Sprecher Droste. In diesem Jahr liege man sechs bis zehn Prozent unter dem Mittelwert der vergangenen Jahre. Noch extremer seien die Verhältnisse aber 2018 gewesen. In diesem Jahr hätte man aufgrund des geringen Füllstandes schon Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung einleiten müssen. „Soweit ist es in diesem Jahr nicht gekommen“, so der Sprecher. Aufgrund des geringen Zuflusses durch Regenwasser werde derzeit auch Wasser aus der Innerste- und der Okertalsperre in die Granetalsperre geleitet, erklärten die Wasserwerke. „Die geringen Mengen, die derzeit an Niederschlag fallen, schaffen es gar nicht bis zu den Talsperren. Das versickert auf dem Weg im Boden, der dennoch keine Reserven aufweist“, beschreibt Droste die Situation. Generell müssten Talsperren nicht nur die Trinkwasser-Versorgung in der Region sicherstellen, sondern auch behördliche Auflagen erfüllen. Eine sei die sogenannte Unterwasserabgabe. Diese sieht die ganzjährige Abgabe von Wasser unterhalb der Talsperren an umliegende Flüsse vor. „Das passiert nicht nur mit Blick auf die Natur, sondern auch weil dort ansässige wirtschaftliche Industrie oder Klärwerke darauf angewiesen sind“, so Droste.

Nach Angaben der Harzwasserwerke hätten Talsperren unzweifelhaft einen Vorteil gegenüber der Entnahme von Grundwasser, wenn es um die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung gehen würde. „Sie können Wasser unmittelbarer speichern“, erklärt Drostes Kollegin, Marie Kleine.

Wie ist die Lage woanders?

Gerüchte darüber, dass die Stadt Hannover in diesem Sommer auf zusätzliche Wassermengen aus dem Harz zurückgreifen wolle, kann sie nicht bestätigen. Man habe Verträge mit Anbietern, die kleine Teile von Region und Stadt Hannover abdeckten. „Diesen Vereinbarungen kommen wir natürlich nach. Wir können aber nicht einfach irgendwo einen Hahn aufdrehen, und dann fließt mehr Wasser.“ Dann liefe man Gefahr, Verträge mit anderen Kunden wie der Stadt Braunschweig, nicht erfüllen zu können.

Überall in Deutschland, wo die Wasserversorgung über die Entnahme von Grundwasser geregelt werde, sei die Lage angespannt. Das könne man auch über die Situation in Hannover sagen. Dort wird die Bevölkerung zum Großteil über das Fuhrberger Feld versorgt, dem größten Wasserschutzgebiet Niedersachsen.