Braunschweig. Auch in unserer Region hat es im ersten Halbjahr 2022 sehr wenig geregnet. Alles erinnert an das Dürre-Jahr 2018.

Ausnahmen bestätigen die Regel. Das gilt auch für das Wetter. Der Montag war so ein Tag, als unwetterartiger Starkregen nicht nur Braunschweig, sondern auch in anderen Regionen Niedersachsens Hauskeller, Unterführungen und Parkgararagen flutete und Feuerwehrkräfte im Dauereinsatz waren.

Die Regel sieht derzeit anders aus. Trockenheit über Wochen, die Hitze steht. Insbesondere für Quedlinburg in Sachsen-Anhalt stellt der Deutsche Wetterdienst (DWD) diesen Umstand fest. Die Stadt am Rand des Harzes gilt als Deutschlands trockenster Ort. Hier müssen die Wälder noch trockener, die Ackerböden noch staubiger und Wiesen und Felder noch ausgedörrter von Sonne und lang anhaltender Hitze sein als in unserer Region.

Während am bayerischen Schliersee in den ersten sechs Monaten des Jahres schon über 1000 Liter auf den Quadratmeter fielen, hat die sachsen-anhaltinische Unesco-Welterbestadt im gleichen Zeitraum nur 161 Liter gesehen. Absoluter Minimalwert bis Ende Juli.

Auch in unserer Region zeigen die Messstationen Tiefststände beim Niederschlag an, vergleichbar mit denen im Jahr 2018. Das belegen Daten, die der DWD für unsere Zeitung zusammenstellte. „Seit September letzten Jahres waren fast alle Monate in Deutschland zu trocken“, erklärt DWD-Meteorologe Robin Klink vom Seewetteramt Hamburg. Im Zeitraum April bis Juli sei 2022 das trockenste Jahr seit der Wetteraufzeichnung gewesen, mit einer Ausnahme: 2018.

Die Grafik zeigt gemessene Niederschlagswerte an ausgewählten Messstationen.
Die Grafik zeigt gemessene Niederschlagswerte an ausgewählten Messstationen. © Jürgen Runo | Jürgen Runo

Die jetzt erhobenen Zahlen orientieren sich laut Klink am sogenannten vieljährigen Mittel. Es handelt sich dabei um Messstrecken. Die Zeitreihen umfassen jeweils 30 Jahre. Während in Braunschweig Niederschlagsmengen von 362 (Mittel der Jahre 1961-1990) beziehungsweise 347 Litern pro Quadratmeter (Mittel der Jahre 1991-2020) gemessen wurden, stellten die Klimaforscher für das Jahr 2022 mit 263 einen Wert deutlich darunter fest. Besonders auffällig auch die Lage in Bad Harzburg im Kreis Goslar. Hier fielen zwischen Januar und Juli teilweise 200 Liter weniger auf den Quadratmeter als im Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990. Am geringsten war das Regen-Minus noch im Kreis Wolfenbüttel.

Für Salzgitter, Gifhorn und Peine lagen nur unvollständige Datensätze für 2022 vor. Eine Vergleichbarkeit mit dem langjährigen Mittel war daher nicht gegeben.

Dass insbesondere ostdeutsche Bundesländer immer wieder von Waldbränden heimgesucht werden, scheint kein Zufall zu sein. Fehlender Niederschlag könnte hier die wesentliche Grundlage dafür sein, dass – im wahrsten Sinne des Wortes – der Funken schnell überschlagen kann. So teilte der DWD unserer Zeitung mit, dass sich neun der zehn trockensten Kommunen in Deutschland im Osten des Landes befinden, teilweise in unmittelbarer Nähe zu unserer Region. Das hätte die Auswertung der jeweiligen Messstationen für das erste Halbjahr 2022 ergeben. Allein sechs Ortschaften liegen in Sachsen-Anhalt (Quedlinburg, Hecklingen/Groß-Börnecke, Elbe-Parey, Magdeburg, Staßfurt-Atzendorf, Burg-Blumenthal), zwei in Brandenburg, eine in Mecklenburg-Vorpommern.

Auch eine niedersächsische Gemeinde hat es als zehnte in die Top Ten geschafft. Es ist Berge im Kreis Osnabrück. Hier fielen 181,7 Liter Regen auf dem Quadratmeter.