Der Ombudsrat der Braunschweiger Zeitung sagt zum Jubiläum: Gerne mehr Anfragen schicken!

Braunschweig

Hat die Formulierung „südländischer Typ“ etwas im Polizeibericht des Lokalteils verloren?

Ist es in Ordnung, im Feuilleton eine schon etwas länger auf den Brettern befindliche Schauspielerin als „bewährtes Bühnenschlachtross“ zu titulieren?

Was ist von einem Foto auf der Wirtschaftsseite zu halten, auf dem ein nichtsahnender Mann deutlich zu erkennen ist, wie er sich im Supermarkt über eine Tiefkühltruhe beugt? Hätte er gefragt werden müssen? Und wie „neutral“ kann, apropos Wirtschaft, der Bericht über das brandneue Modell eines gewissen Autobauers sein?

Der Ombudsrat der Braunschweiger Zeitung beschäftigt sich mit Kritik

Die Liste könnte man fortsetzen. Soll man auch, wobei „man“ eigentlich Sie meint, also die Leserinnen und Leser dieser Zeitung. Fragen dieser Art sind nämlich ein Fall für den Ombudsrat. Leser haben die Möglichkeit, kritische Fragen, kleine und große Beschwerden diesem unabhängigen Gremium vorzulegen. Das Ziel ist klar: Die Redaktion sitzt nicht auf dem hohen Ross. Sie trampelt nicht über Kritik hinweg. Sie möchte die Kritik an der eigenen Arbeit nicht nur aushalten, sondern öffentlich diskutieren und neutral beurteilen lassen.

Das ist der neue Ombudsrat der Braunschweiger Zeitung: Christian Klose, Susanne Pfleger und Hermann Meerheimb.
Das ist der neue Ombudsrat der Braunschweiger Zeitung: Christian Klose, Susanne Pfleger und Hermann Meerheimb. © Archiv: Obi-Preuß/Regios24/Osburg | Jürgen Runo (Grafik)

In den 90er Jahren kam die Idee der Leseranwälte oder Ombudsleute in Deutschland auf. Ein Journalist in Würzburg ging voran. Auch bei unserer Zeitung gibt es derlei schon länger. Ombudsleute wie Heinrich Kintzi, Joachim Hempel oder Tilla Scheffer-Gassel haben dieses Ehrenamt bekleidet, haben der Redaktion gelegentlich einen eingeschenkt – oder die Berichterstattung gegen Unterstellungen verteidigt.

Kunsthistorikerin, Pfarrer und Redakteur schalten sich zusammen

Seit einigen Monaten besteht der Ombudsrat aus der Kunsthistorikerin Susanne Pfleger, dem Pfarrer i. R. Hermann Meerheimb und dem Chefredakteur Christian Klose. Was die Frequenz der öffentlich diskutierten Texte oder Fotos angeht, ist das Trio allerdings noch nicht so recht in Gang gekommen. Ombudsmann Meerheimb sagt dazu: „Ich würde mir durchaus mehr Anfragen wünschen.“ Begründung: „Ich mache diese Arbeit gern.“ Auch seine Kollegin Susanne Pfleger schreibt in einer E-Mail, dass sie sich freue, zwischen den Interessen der Redaktion und der Leserschaft ehrenamtlich vermitteln zu dürfen.

Für Meerheimb ist dabei ein Punkt besonders wichtig: die Unabhängigkeit. Auch Menschen, die sich von Journalisten sozusagen notorisch falsch verstanden fühlten, könnten ihm nicht nachsagen, mit der Journaille unter einer Decke zu stecken. Und wie um diese Unabhängigkeit zu beweisen, spricht Meerheimb auch gleich ein Reizthema an. In einigen Lokalteilen sei die Zeitung dazu übergegangen, nicht mehr sämtliche Gottesdiensttermine in der Zeitung abzudrucken. Als Theologe sei er darauf angesprochen worden. Und er finde diese redaktionelle Entscheidung alles andere als glücklich. „Die Idee der Bürgerzeitung beeindruckt mich“, sagt er, „und es scheint mir sehr wichtig, dass die Zeitung die Stammleser nicht verprellt.“

Kritik ist immer gut, substanzielle Kritik sogar wichtig, sagt Meerheimb – und hofft auf mehr Zuschriften aus der Leserschaft. „Denn wer kritisch an uns schreibt, zeigt, dass es ihm nicht egal ist, was in der Zeitung steht.“ Und das findet er gut, der Ombudsmann.

ombudsrat@bzv.de

75 Jahre Braunschweiger Zeitung

Dieser Text ist Teil unseres großem Themenschwerpunktes zum 75-Jährigen Bestehen der Braunschweiger Zeitung.

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