Braunschweig. Chefredakteur Armin Maus zur Maskenpflicht: Wenn aus eingeschleppten Infektionen keine neue Epidemie werden soll, brauchen wir größtmögliche Vorsicht.

Die Maske nervt. Man bekommt schlechter Luft, das Gesicht wird von Schweiß und Atem feucht, Brillenträger stehen im Nebel und zu allem Überfluss klingt man wie der altgriechische Redner Demostenes bei seinen ersten Sprechübungen mit Kieseln im Mund. Aber ist die Maske verzichtbar? Angesichts der erfreulich niedrigen Infektionszahlen möchte man gerade in unserer Region mit einem klaren Ja antworten. Wenn die Infektionswahrscheinlichkeit so niedrig ist, verliert jede Vorsichtsmaßnahme an Legitimität.

Zum Schutz vor einer neuen Epidemiewelle führt an größtmöglicher Vorsicht kein Weg vorbei

Nur sind wir mit dieser vergleichsweise hohen Sicherheit in Europa und der Welt ziemlich allein. In der Urlaubssaison werden viele Mitbürger mit dem Risikogefälle unliebsame Bekanntschaft machen. Wenn wir verhindern wollen, dass aus einzelnen eingeschleppten Infektionen eine neue Epidemiewelle wird, führt an einem Kurs größtmöglicher Vorsicht weiterhin kein Weg vorbei.

Dass sich Wirtschaftsminister mit diesem Standpunkt deutlich schwerer tun als Gesundheitsminister, ist unübersehbar. Die Folgen der Corona-Krise sind für weite Teile der Unternehmerschaft dramatisch, jede Erleichterung würde dankbar aufgenommen.

Die Maske ist das Symbol dieser Pandemie

Die Frage ist nur: Machen sich Wirtschaftsvertreter, die für Maskenfreiheit eintreten, nicht etwas vor? Gehen die Menschen tatsächlich nicht zum Shopping oder zum Autokauf, weil sie Maske tragen müssen? Oder bleiben sie wegen der Furcht vor Ansteckung zuhause – wie es ihnen die Fachleute nun über Wochen geraten haben? Ist die Maskenpflicht nicht sogar ein stabilisierender Faktor, weil sie der Angst vor einer „Infektion im Vorübergehen“ entgegenwirkt?

Die Maske ist das Symbol dieser Pandemie. Nur sollten wir uns vor dem Trugschluss hüten, mit der Maske würde die Corona-Gefahr verschwinden. Solange wir keinen Impfstoff haben, erweist jeder, der die Maske trägt, sich und seiner Umgebung einen guten Dienst.

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