Hannover. Der Handel klagt über niedrige Umsätze, die Zahl der Neuinfektionen ist gering: Nun sprechen sich einige Politiker für ein Ende der Maskenpflicht aus.

In der niedersächsischen Landesregierung gibt es unterschiedliche Auffassungen über die weitere Notwendigkeit einer Maskenpflicht im Einzelhandel. Während sich Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) am Sonntag für eine baldige freiwillige Regelung zum Tragen eines Mund-Nase-Schutzes beim Einkaufen aussprach, rief Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) zu Vorsicht auf. Nun ist Althusmann zurückgerudert.

„Aus meiner Sicht sollten wir die strikte Maskenpflicht im Einzelhandel in den kommenden Monaten in eine Empfehlung umwandeln, wenn das Infektionsgeschehen dies zulässt“, sagte Wirtschaftsminister Althusmann ähnlich wie andere Länderminister angesichts der derzeit geringen Zahl der Corona-Neuinfektionen der „Welt am Sonntag“. Die Maskenpflicht signalisiere eine Gefahr, die es wegen der im Handel weiterhin bestehenden Abstandsregeln nicht gebe. Althusmann wies auch darauf hin, dass die Geschäfte im Einzelhandel längst noch nicht wieder so liefen wie vor der Corona-Pandemie.

Maskenpflicht in Mecklenburg-Vorpommern soll enden

In der Staatskanzlei stießen die Aussagen Althusmanns nicht auf Zustimmung: „Der Ministerpräsident ist nach wie vor der Auffassung, dass wir sehr vorsichtig sein müssen im Umgang mit dem Corona-Virus. Gerade der Herbst wird nach Prognose vieler Wissenschaftler eine Bewährungsprobe für den Infektionsschutz werden.

Wir dürfen uns deswegen nicht vorschnell in Sicherheit wiegen wegen geringer Infektionszahlen im Sommer“, erklärte Regierungssprecherin Anke Pörksen. Bund und Länder hätten erst vor kurzem an den bestehenden Regelungen insbesondere auch zur Maskenpflicht festgehalten. „Einstweilen werden wir dabei bleiben müssen“, so Pörksen.

Althusmann rudert zurück: „Ich spreche keinesfalls für eine völlige Aufhebung der Maskenpflicht“

Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) hat seine Forderung zu Änderungen bei der Maskenpflicht relativiert. „Ich spreche mich keinesfalls für eine völlige Aufhebung der Maskenpflicht aus“, sagte der Politiker am Montag auf NDR Info. Das wäre viel zu früh. Nach der Sommerpause werde die Landesregierung darüber beraten, wie mit der Maskenpflicht umgegangen werde. Am Montag sagte er dazu im NDR: „Wir müssen äußerst wachsam bleiben, dürfen nicht leichtsinnig werden.“

Eine Entscheidung zu einer Lockerung der Maskenpflicht müsse klug überlegt werden. Er würde gerne die Reisezeit im Sommer abwarten und auch schauen, was im Herbst geschehe, sagte Althusmann. „Sollte eine zweite Welle kommen, müssen wir auch jederzeit womöglich weitere drastische Maßnahmen wieder vornehmen.“

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Ähnlich wie Althusmann stellte Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) ein Ende der Maskenpflicht in Aussicht und kündigte schon einen konkreten Zeitpunkt dafür an: „Wenn das Infektionsgeschehen so gering bleibt, sehe ich keinen Grund, länger an der Maskenpflicht im Handel festzuhalten“, sagte er der „Welt am Sonntag“. Er gehe davon aus, dass die Landesregierung in Schwerin in ihrer Sitzung am 4. August das Ende der Maskenpflicht im Einzelhandel beschließen werde.

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Unklar, ob die Corona-Lage so günstig bleibt

Glawe kündigte Gespräche mit seinen Kollegen in Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein an. „Wir versuchen, für alle norddeutschen Bundesländer eine einheitliche Regelung hinzubekommen. Noch lieber wäre mir ein bundesweites Ende der Maskenpflicht im Handel“, sagte er. Bremen wolle über den Fortbestand der Pflicht im Senat diskutieren, schrieb die Zeitung unter Berufung auf Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke).

Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene sprach sich gegen eine Aufhebung der Maskenpflicht im Einzelhandel aus. „Ich persönlich sehe das als schwierig an“, sagte Martin Exner am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Zwar sei Deutschland derzeit in einer günstigen Lage, allerdings sei unklar, ob die Situation so bleibt.

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