Braunschweig. Die Strafaktion gegen den Iran könnte Rohöl verteuern – und damit auch das bald dringend gebrauchte Heizöl.

Warum wird Heizöl so hoch besteuert?

Das fragt unser Leser
Dietrich Lüders aus Königslutter

Zum Thema recherchierte
Jens Gräber

Der Winter naht, und das Heizen der eigenen vier Wände auf eine gemütliche Temperatur könnte in diesem Jahr teuer werden: Der Heizölpreis hat im August ein Vierjahreshoch erreicht, Experten rechnen nun auch mit einem Anziehen des Gaspreises. Klar, dass sich unser Leser angesichts dessen fragt, warum eine Steuer auf Heizöl sein muss. Kurz ließe sich antworten: Steuern beruhen auf politischen Entscheidungen, sie dienen der Finanzierung des Staates.

Allerdings ist die Steuerlast bei Heizöl gar nicht so hoch, jedenfalls verglichen mit Benzin. Im August entfielen laut Mineralölwirtschaftsverband auf einen Verbraucherpreis von 69 Cent für einen Liter Heizöl 17 Cent Steuern – das sind rund 25 Prozent. Beim Benzin dagegen beinhaltete der Verbraucherpreis von 1,49 Euro pro Liter immerhin rund 89 Cent Steuern – das sind rund 60 Prozent. Der Gesetzgeber hat also schon berücksichtigt, dass Heizöl ein wichtiges Grundbedürfnis deckt – und die Steuerlast niedrig gehalten.

Der weitaus größte Anteil am Heizölpreis für den Verbraucher entfällt auf den Beschaffungs- oder Einkaufspreis. Das ist die Summe, die der Händler selbst für das Öl ausgeben muss. Und die ist seit längerer Zeit fast immer nur gestiegen.

„Am Ölmarkt reden wir jetzt gerade über die Iran-Sanktionen der USA, die Anfang November in Kraft treten sollen“, erklärt Rainer Wiek, Chefredakteur des Energieinformationsdienstes. Dadurch sei viel Unruhe im Markt. Außer Saudi-Arabien habe kaum noch ein Ölproduzent Kapazitäten, um seine Fördermengen zu erhöhen – eine schlechte Nachricht, sollte ab November tatsächlich das Öl aus dem Iran fehlen. Und ein weiterer Faktor habe im Sommer das Heizöl verteuert, so Wiek: die Dürre, die für niedrige Wasserstände in den Flüssen gesorgt hat. „Das hat den Transport erschwert und damit die Preise hochgetrieben.“

Niklas von Perbandt, Rohöl-Analyst bei der Nord-LB, rechnet ebenfalls mit weiter steigenden Ölpreisen. Er verweist auf die Krise in Venezuela, ebenfalls einer der großen Öl-Exporteure. Sie schwele noch, so von Perbandt. Sie sei zwar angesichts anderer Probleme in den Hintergrund getreten, aber nicht gelöst. Auch die Hurrikan-Saison in den USA beginne bald. Schäden an Förderanlagen durch einen Sturm könnten den Ölpreis ebenfalls hochtreiben.

Lauter schlechte Nachrichten also für Besitzer einer Ölheizung. Und von denen achten viele genau auf den Preis, weiß Ingo Hartmann, Geschäftsführer der Greune Mineralölhandel GmbH. „Diesen Sommer war Flaute bei uns. Viele Kunden haben gesagt, das ist uns zu teuer, wir warten“, erzählt Hartmann. Nach dem jüngsten Kälteeinbruch habe es schon die ersten Anrufe von Leuten gegeben, deren Heizöltank leer ist. „Das ist dann unsere Chance, uns von Internethändlern abzusetzen“, sagt Hartmann. Denn die könnten zwar günstigere Preise anbieten, hätten aber oft deutlich längere Lieferzeiten. „Im tiefsten Winter muss man bei uns vielleicht auch mal ein paar Tage warten. Aber sonst schaffen wir auch Lieferungen innerhalb von ein oder zwei Tagen.“ Bei vielen Aufträgen kurzfristig Personal aufzustocken und etwa im Schichtbetrieb Öl auszuliefern, sei für ihn nicht möglich, erklärt Hartmann. „Das geht nicht über Zeitarbeitsfirmen, unsere Fahrer sind Fachkräfte. Und die sind schwer zu kriegen. Wenn hier in der Gegend einer entlassen wird, hat der sofort einen neuen Job.“

Wer nicht mehr viel Heizöl im Tank hat, sollte also lieber nicht zu lange warten. Denn auch Hartmann glaubt: Der Brennstoff könnte noch teurer werden.