Braunschweig. Hinter Biber Craft verbirgt sich ein Netzwerk aus handwerklich Begabten. Möbel und Deko sind bald in einem Pop-Up-Laden in der Innenstadt zu sehen.

Schon ein Blick in die Online-Kleinanzeigen zeigt: Die Braunschweigerinnen und Braunschweiger haben tonnenweise Möbel zu verschenken. Damit schöne Stücke nicht auf dem Sperrmüll enden, hat der Braunschweiger Mike Stock vor zwei Jahren das Start-Up-Unternehmen „Biber Craft“ gegründet.

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Das Unternehmen besteht aus einem Netzwerk an handwerklich begabten Menschen, Profis und Laien, die Möbel und Dekoration durch „Upcycling“-Methoden bearbeiten. „Upcycling“, das bedeutet, aus scheinbar nutzlosen Gegenständen mittels handwerklicher Arbeit ein neuwertiges Stück zu schaffen. Im Falle von „Biber Craft“ sind das vor allem Möbelstücke und Deko. Im Team sind neben einem Polsterer auch eine Malerin und ein Tischler. Sie bearbeiten jeweils in ihren Werkstätten die Produkte – Mike Stock, hauptberuflich Vertriebsingenieur, sorgt für den Kontakt zu Kunden und den Verkauf im Internet.

Mike Stock (links) sprach im Podcast „Yes BS“ mit Redakteur Joschka Büchs über die Pläne seines Start-Ups „Biber Craft“.
Mike Stock (links) sprach im Podcast „Yes BS“ mit Redakteur Joschka Büchs über die Pläne seines Start-Ups „Biber Craft“. © Florian Kleinschmidt

In unserem Podcast „Yes BS“ sprach er über die Vorzüge des Trends „Upcycling“. „Wir beuten die Rohstoffe der Welt zu sehr aus. Upcycling ist ein Weg, vorhandene Ressourcen zu nutzen“, erklärt er die Idee hinter seinem Unternehmen. Zunächst hatte er versucht, selbst Möbel zu restaurieren. „Mir fehlte das Werkzeug und die Geduld“, räumt er ein. In den Sozialen Netzwerken fand er Menschen aus der Region, die bereits erfolgreich Möbel und Deko herstellten.

Malerin Bianca bereitet einen alten Stuhl für
Malerin Bianca bereitet einen alten Stuhl für "Biber Craft" auf. © Biber Craft | Biber Craft

„Upcycling“ ist besser als „Recycling“

Statt bei ihnen Möbel in Auftrag zu geben, machte er sie zu Partnern. So entstehen aus Altholz – etwa von abgerissenem Fachwerk – kreative Weinflaschenhalter oder Beistelltischchen oder aus einem alten Sessel ein neuwertiger mit Polstern im Retro-Look. Dabei sucht Stock nicht bloß Möbel, die über Kleinanzeigen zu verschenken sind, sondern übernimmt auch Auftragsarbeiten. „Das sind dann oft besonders hochwertige Möbelstücke, die nur ein bisschen aufgefrischt werden müssen“, sagt er.

Aus einer alten Kommode wurde durch Malerin Bianca von Biber Craft ein einzigartiges Möbelstuck.
Aus einer alten Kommode wurde durch Malerin Bianca von Biber Craft ein einzigartiges Möbelstuck. © Biber Craft | Biber Craft

Stock sieht im „Upcycling“ eine bessere Alternative zum „Recycling“: „Eine Glasflasche zum Beispiel wird beim Upcycling vielleicht zu einer Lampe umgebaut, statt sie, wie beim Recycling, unter hohem Energieaufwand einzuschmelzen.“

Die Upcycling-Möbel erfüllen oft die Stilkriterien für das sogenannte „Shabby Chic“. Bei der Ästhetik geht es darum, dass man den Möbeln ihr Alter ruhig ansehen darf. Besonders gefallen ihm Möbel aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Bei alten Massivholzmöbeln kommt er auch schon mal an die Grenzen seiner Kraft: „Wir mussten einmal einen schönen, alten Sekretär mit Graniteinsätzen aus einem engen Keller hochschleppen. Das war kein Spaß, aber auf das Ergebnis bin ich stolz.“

So lassen sich Möbel selbst aufwerten

Stock schätzt, dass viele Möbel nicht auf dem Sperrmüll landen, weil sie kaputt sind – sondern weil die Besitzer sie oft schlicht nicht mehr sehen können. „Dabei kann es sich schon nach Tapetenwechsel anfühlen, wenn man die Möbel im Zimmer umstellt“, sagt er. Helfe auch das nicht, hat er ein paar Tipps zum Nachmachen für zu Hause parat, um die Stücke aufzuwerten. Einfache Kniffe mit großer optischer Wirkung seien zum Beispiel, die Möbel in einer anderen Farbe zu streichen oder bei Schubladen die Griffe auszutauschen. Die Handwerker bei Biber Craft zersägen auch mal eine Vitrine und machen aus ihr somit eine TV-Kommode oder aus einer Schublade einen neuen Rahmen für den Badezimmerspiegel. Auch Trockenblumen lassen sich selbst herstellen: „Man kann sie zum Beispiel einige Wochen kopfüber aufhängen und so trocknen.“ Leichte Anleitungen gebe es zuhauf im Internet, so Stock.

Aus einem alten Sessel wurde durch die Polsterei Kraftschik ein neuwertiger Retro-Sessel.
Aus einem alten Sessel wurde durch die Polsterei Kraftschik ein neuwertiger Retro-Sessel. © Biber Craft | Polsterei Kraftschik

Das Netzwerk von „Biber Craft“ will er nach und nach erweitern und so auch immer mehr Gegenstände mittels „Upcycling“ aufbereiten. Als nächstes sollen Nähprodukte wie Handtaschen ins Sortiment aufgenommen werden. „Die Idee ist es, immer mehr Gewerke in das Netzwerk aufzunehmen“, sagt Stock.

Physisch anzutreffen ist sein Unternehmen ab Mai in einem Pop-Up-Geschäft am Waisenhausdamm 8. In der dortigen Ladenfläche präsentieren im Rahmen der Initiative „Braunschweigs Pops Up“ vom Arbeitsausschuss Innenstadt (AAI) und der Öffentlichen Versicherung unterschiedliche Unternehmerinnen und Unternehmer ihre Projekte.

Stock stellt dort von Mai bis August die Möbel und Produkte von „Biber Craft“ aus, und will mit seinen Partnern in einer kleinen Werkstatt zeigen, wie Upcycling funktioniert, Workshops und Seminare anbieten. Er teilt sich die Ladenfläche für die Zeit mit der Innenausstatterin Leonie Krieger, die das Designstudio „Formensache“ betreibt.

Mehr Tipps zum Möbel-Aufwerten und mehr über Mike Stock und „Biber Craft“ erfahren Sie in unserem Podcast „Yes BS“, jetzt in der E-Paper-App unter „Podcasts“ und auf Spotify und Apple Podcasts.

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