Braunschweig. Beim Braunschweiger Friseur „Be Different“ haben Bedürftige kostenlos die Haare geschnitten bekommen. Die Aktion ist Teil der Initiative „Löwenzahn“.

Jeder kennt es nach einem Friseurbesuch: Das schöne Gefühl, wenn die Frisur wieder sitzt. „Man fühlt sich dann einfach wohl“, sagt Martina Barry, Co-Inhaberin des Friseursalons „Be Different“ in der Wilhelm-Bode-Straße im Östlichen Ringgebiet in Braunschweig.

Um dieses Wohlgefühl auch Menschen mit wenig Geld zu ermöglichen, schnitten Barry und ihr Team am Samstag rund 50 bedürftigen Menschen kostenfrei die Haare.

Unter ihnen sind an dem Tag auch viele Ukrainerinnen, eine Übersetzerin hilft ihnen, ihre Frisurwünsche auszudrücken. Der Andrang ist groß. Unten im Eingangsbereich sitzen zahlreiche Menschen an einem großen Tisch. Thomas Spork hat Brötchen und Aufstrich für sie organisiert. „Ich musste schon mehrfach neue Brötchen holen. Es ist viel los“, freut er sich.

Das Warten auf den kostenlosen Haarschnitt versüßte Thomas Spork und seine Inititative Löwenzahn Kunden wie diesen Frauen mit Getränken, belegten Brötchen und einem netten Plausch.
Das Warten auf den kostenlosen Haarschnitt versüßte Thomas Spork und seine Inititative Löwenzahn Kunden wie diesen Frauen mit Getränken, belegten Brötchen und einem netten Plausch. © regios24 | Stefan Lohmann

„Löwenzahn“ begann mit Idee aus Neapel

Die Aktion ist Teil der Initiative „Löwenzahn“. Spork hat sie gegründet. Sie begann 2018 damit, dass Kunden in teilnehmenden Cafés einen Kaffee für Bedürftige spendieren können. „Die Kunden zahlen den Kaffee und hängen dann den Kassenbon zum Beispiel an eine Magnettafel. Eine bedürftige Person kann dann den Bon herunternehmen und wie einen Gutschein einlösen“, erklärt Spork. Bedürftige und Spender können am „Löwenzahn“-Sticker an der Eingangstür die Teilnehmenden Lokale erkennen.

Initiativen, die „Caffè sospeso“ (zu deutsch „aufgeschobenen Kaffee“) organisieren, gibt es in vielen Städten, auch international. Die Idee soll ursprünglich aus Neapel stammen, wo sie zu Beginn des 20. Jahrhundert etabliert wurde. „Löwenzahn“ ist Teil des Vereins „Weihnachten für alle“, dessen Vorsitzender Spork ist. Der Verein fotografiert in der Vorweihnachtszeit Bedürftige mit einem Zettel mit ihren Weihnachtswünschen darauf. Spenderinnen und Spender können sich wünsche aussuchen, die sie erfüllen.

Initiative hofft auf weitere Teilnehmer

Mittlerweile nehmen an „Löwenzahn“ elf Kaffees und Bars aus Braunschweig, Meine und Wolfenbüttel teil. Auch ein Braunschweiger Kiosk hat sich angeschlossen – und eben der Friseur „Be Different“. Spork, der im Östlichen Ringgebiet wohnt, ist dort seit langem Stammkunde.

Doch da seit der Corona-Krise immer weniger Kunden sich einen Haarschnitt als Spende leisten konnten, beschlossen die beiden Inhaber Benjamin Möllring und Martina Barry mit ihrem Team, die kostenfreien Termine von sich aus anzubieten. „Friseurbesuche sind seit der Corona-Pandemie teurer geworden. Es gibt viele Menschen, die abwägen müssen, ob sie zum Friseur gehen oder sich lieber etwas anderes leisten“, sagt Barry.

Eine Aktion, die Schule machen könnte, wenn es nach Spork geht: „Wir hoffen, dass sich noch mehr Friseure der Initiative anschließen“, sagt er. Prüfen, wer wirklich bedürftig ist und wer nicht, will Spork vorerst nicht. „Erst wenn der Andrang zu groß ist, könnte man das etwa über den Braunschweig-Pass nachweisen können“, sagt er. Mit Svenja Lattermann, die den Instagram-Auftritt der Initiative organisiert, wirbt er um Aufmerksamkeit bei Bedürftigen und Geschäften.

Plakate auf ukrainische finden Anklang

Dass die Aktion im „Be Different“ auch von vielen Ukrainerinnen genutzt wird, liegt auch daran, dass Spork und Lattermann Plakate auf ukrainisch in den Einrichtungen der Diakonie und durch den Verein „Freie Ukraine“ verteilten. Flyer oder aber auch das Brötchenfrühstück für die Bedürftigen speisen sich aus den Spendengeldern des Muttervereins „Weihnachten für alle“. Mit der Öffentlichkeitsarbeit will die Initiative auch Barrieren abbauen: „Es gibt viele Läden, da trauen sich Bedürftige nicht rein“, sagt Spork.

Als nächstes hofft er einen Tierarzt oder eine Tierärztin zu finden, um einen „Tag der Tiergesundheit“ zu organisieren. „Dann könnten Bedürftige ihren Haustiere mit gesundheitlichen Problemen einen Tierarztbesuch ermöglichen“. Im November vergangenen Jahres sind die Gebühren für Tierarztuntersuchungen massiv erhöht worden.

Weitere Informationen zur Initiative „Löwenzahn“ auf der Webseite und auf Instagram

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