Braunschweig. Sprecher des Stadtschülerrats für Einbrecher im eigenen Büro gehalten. Zwei Dezernenten der Stadt wollen jetzt Klarheit.

Der Vorgang sorgte in Braunschweig für Aufsehen und Entrüstung. Der Wachdienst hielt den Sprecher des Braunschweiger Stadtschülerrates, Atakan Koçtürk (22), in seinem eigenen Büro in den Stiftsherrenhäusern in der Innenstadt, für einen Einbrecher und rief die Polizei.

Atakan Koçtürk ist Vorstandssprecher des Stadtschülerrats in Braunschweig.
Atakan Koçtürk ist Vorstandssprecher des Stadtschülerrats in Braunschweig. © Bernward Comes

Koçtürk präsentierte dem Wachdienst den Schlüssel, den er regulär von der Stadt Braunschweig ausgehändigt bekommen hatte. Vergeblich.

Doch steckt hinter dem Rauswurf auch ein rassistisches Motiv? Der Sicherheitsmann soll laut Koçtürk gesagt haben, dass er sich nicht vorstellen könne, dass ein Türke Sprecher des Stadtschülerrats sei.

Geschäftsführer der Sicherheitsfirma wurde „zu einem kurzfristigen Gespräch aufgefordert, um den Sachverhalt weiter aufzuklären“

„Die Sicherheitsfirma hat sich heute schriftlich gegenüber der Stadtverwaltung zu dem … Vorfall geäußert. Darin gibt sie an, dass ihr Mitarbeiter die vom Sprecher des Stadtschülerrats geschilderten rassistischen Äußerungen nicht getätigt habe“, heißt es jetzt in einer Pressemitteilung der Stadt Braunschweig.

Da mit den geschilderten rassistischen Äußerungen allerdings ein gravierender Sachverhalt im Raum stehe, so die Stadt Braunschweig, habe die Stadtverwaltung nach Erhalt des Schreibens der Sicherheitsfirma jetzt den Geschäftsführer kontaktiert und „zu einem kurzfristigen Gespräch aufgefordert, um den Sachverhalt weiter aufzuklären“.

Das Gespräch würden von städtischer Seite aus die zuständigen Dezernenten Tobias Pollmann und Holger Herlitschke führen.

Im Übrigen, so die Stadtverwaltung, werde Schülersprecher Atakan Koctürk bei einem Termin im Fachbereich Schule seinen Schlüssel zurückerhalten, dazu werde ihm der Transponder ausgehändigt – und ein Schreiben, das ihn als Mitglied des Stadtschülerrats ausweise. Berufsschüler Koctürk vertritt die Interessen von rund 35.000 Schülern und Schülerinnen in Braunschweig.

Es sei zudem vorgesehen, so die Stadt weiter, dass alle anderen Mitglieder des Stadtschülerrates ein solches Nachweisschreiben ebenfalls kurzfristig erhielten.

Die Mitglieder des Stadtschülerrats erhalten Nachweise, mit denen sie sich ausweisen können

Zuvor hatte die Stadt erklärt, der Sprecher des Stadtschülerrats sei berechtigt gewesen, auch am Wochenende das Gebäude in den Stiftsherrenhäusern zu betreten. Allerdings habe die Verwaltung es versäumt, dies der Sicherheitsfirma im Vorfeld mitzuteilen. Mitglieder des Stadtschülerrats sollten künftig Nachweise erhalten, mit denen sie sich ausweisen könnten.

Der Fall hat zu heftigen Diskussionen geführt. Auch die Politik reagierte auf die Anschuldigungen des Schülers. Christos Pantazis, Bundestagsabgeordneter der SPD, nimmt Stellung: „Ich bin schockiert und entsetzt über derartige Vorkommnisse in Braunschweig. Diese rassistischen Äußerungen gegenüber Menschen widersprechen dem Wesen der Stadt Braunschweig und unseren Werten.“

Auch die Ratsfraktion der Grünen schaltete sich ein. Bürgermeisterin Cristina Antonelli-Ngameni zeigte sich bestürzt: „Unseres Erachtens handelt es sich eindeutig um einen rassistischen Vorfall, der völlig inakzeptabel ist. Die deutliche Reaktion der Stadt Braunschweig begrüßen wir daher sehr.“

Es sei gut und richtig, dass die Verwaltung den Vorfall schnellstmöglich lückenlos aufklären und die erforderlichen Konsequenzen ziehen wolle. Die Dunkelziffer sei hoch: Längst nicht alle Vorfälle dieser Art würden bekannt.

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