Braunschweig. Nach mehr als 30 Jahren ist für das Schreibwarengeschäft „Kunterbunt“ in Braunschweig-Stöckheim Schluss. Das sind die Hintergründe.

Früher sei es eine wunderbare Zeit gewesen, sagt Monika Vollmer. Vor allem, als die Inhaber der Geschäfte in der Stöckheimer Ladenzeile in der Leipziger Straße eine starke Gemeinschaft gebildet hätten. Als der Zusammenhalt zu spüren war.

Mittlerweile haben sich die Reihen gelichtet. Und so wird es weitergehen. Denn gemeinsam mit ihrem Mann Ulrich zieht nun auch Monika Vollmer zum Monatsende einen Schlussstrich. Damit geht die mehr als drei Jahrzehnte dauernde Geschichte ihres Schreibwarengeschäfts Kunterbunt zu Ende.

Ulrich Vollmer: „Wir haben drei Generationen mit Material für die Einschulung versorgt“

Kunterbunt, das ist für viele Menschen im gesamten Süden Braunschweigs nicht irgendein Geschäft. Es ist nicht nur ein Ort, in den man hinein huscht, um eine Zeitung zu kaufen oder eine Paketretoure abzugeben. Es haften Emotionen an dem Laden.

„Wir haben drei Generationen mit Material für die Einschulung versorgt“, sagt Ulrich Vollmer. Früher, da hätten sich im Sommer die Kartons voll mit Bestellungen gestapelt. Bis zu 200 seien es gewesen. Und zuletzt? 50 vielleicht, sagt der 70-Jährige – online sei eben doch für viele bequemer.

Nach mehr als 30 Jahren geht ein Stück Tradition: Das Schreibwarengeschäft Kunterbunt schließt Ende März.
Nach mehr als 30 Jahren geht ein Stück Tradition: Das Schreibwarengeschäft Kunterbunt schließt Ende März. © Henning Thobaben

Normalerweise hätte das Ehepaar noch das eine oder andere Jahr drangehängt. Doch die Corona-Zeit hat ihre Spuren hinterlassen. Nicht alle Kunden sind zurückgekehrt.

Ein Schreibwarengeschäft, in dem auch schon mal getanzt wurde

Und jetzt die Inflation. „Letztlich können wir froh sein, dass wir alles zu einem guten Ende geführt haben und nicht Insolvenz anmelden mussten“, sagt Ulrich Vollmer, der hauptberuflich lange im Bereich Gebäudereinigung gearbeitet hatte.

Seinen Stempel drückte er dem Laden dennoch auf: Die für Ladenverhältnisse relativ laute Radiomusik brachte so manchen Kunden in Bewegung. „Es gab Kunden, die im Laden getanzt haben“, erzählt der Oldtimer-Fan.

Das Gesicht des Ladens war aber stets Monika Vollmer. Als Ladeninhaberin begonnen hatte sie 1986 mit dem Geschäft „Schuh-Moni“. Gemeinsam mit Geschäften wie dem damaligen Textilhaus Kaatz, dem Kosmetik-Stübl oder dem Friseursalon Felice organisierte die heute 69-Jährige Modeschauen im Stöckheimer Gemeindehaus.

Damit endet nun erneut ein Stück Stöckheimer Ladentradition

Rund vier Jahre später eröffnete sie Kunterbunt und verwirklichte sich hier ebenso kreativ. Bei überregionalen Dekorationswettbewerben sahnte sie Preise ab. Die Lesungen mit Autor Achim Bröger sind ihr in guter Erinnerung geblieben, ebenso die Weihnachtsmärkte. „Und natürlich die vielen Gespräche mit Kunden – ob über die Kartoffelernte oder den letzten Arztbesuch“, sagt sie.

Wegen Differenzen mit dem früheren Vermieter waren sie und ihr Mann vor gut drei Jahren in die kleineren Räumlichkeiten des früheren Schlachters Roloff gezogen – hier endet nun Ende des Monats ein Stück Stöckheimer Ladentradition.

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