Braunschweig. Höhere Personal-, Lebensmittel- und Energiekosten sind der Grund, weshalb Caterer und Träger die Preise deutlich erhöhen.

In vielen Familien ist es finanziell eng geworden, seitdem die Lebensmittel- und Energiepreise deutlich gestiegen sind. Nun müssen sich Eltern auch noch auf ein teureres Mittagessen in Krippen, Kindergärten, Schulen und Schulkindbetreuung einstellen.

Beispiel: Ab Oktober wird die Awo das Essen in ihren Kita-Einrichtungen von monatlich 65 Euro auf 85 Euro pro Kind anheben – eine Steigerung von gut 30 Prozent.

Die Awo versorgt als freier Träger knapp tausend Kinder in Braunschweig mit Mittagessen. Im Schreiben an die Eltern heißt es: „Nach drei Jahren konstanter Essenspreise haben unsere Lieferanten nun ihre Preise um bis zu 35 Prozent erhöht.“ Die Kostensteigerungen im Lebensmittelbereich, für Energie, Transport und Instandhaltungen sowie die Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns seien die Ursache.

„Die Preissteigerung ist leider unvermeidbar“

Der Träger verweist darauf, dass Kinder aus einkommensschwachen Familien das Verpflegungsgeld aus dem Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) finanziert bekommen.

Das Essen wird in vielen Krippen, Kindergärten und Schulen deutlich teurer.
Das Essen wird in vielen Krippen, Kindergärten und Schulen deutlich teurer. © dpa | Jens Büttner

Auf Nachfrage der Redaktion heißt es: „Die Essenversorgung der Kinder wird weiterhin höchsten Qualitätsansprüchen genügen. Daher ist eine Preissteigerung leider unvermeidbar.“ Trotz der zusätzlichen Belastung der Familien zeigten viele Eltern Verständnis für die Preiserhöhung, „da auch sie die Preissteigerungen bei Lebensmitteln täglich spüren“, so Awo-Sprecher Falk Hensel vom Bezirksverband Braunschweig.

Die freien Träger der Einrichtungen können über die Höhe der Essensentgelte in den Kitas grundsätzlich selbst entscheiden.

„Für Familien sehr belastend“

Der Evangelisch-Lutherische Propsteiverband Braunschweiger Land als Träger von 29 Kitas hat bereits in einigen Braunschweiger Einrichtungen die Essenspreise erhöht, im November folgen weitere Kitas. Die bisherigen Preise für die Verpflegung der Kinder sei nicht mehr kostendeckend, erklärt Helmut Achatz von der Geschäftsführung. Die Gründe sind die gleichen wie bei der Awo. Konkrete Zahlen nennt Achatz nicht: Die Preise seien von Standort zu Standort unterschiedlich aufgrund unterschiedlicher Gegebenheiten vor Ort: einige Einrichtungen kochten beispielsweise selbst, ander werden von einem Caterer beliefert.

„Wir sind uns bewusst, dass die Erhöhungen für die Familien in der derzeitigen Situation mit steigenden Preisen in nahezu allen Lebensbereichen zusätzlich sehr belastend sind“, erklärt Achatz: Doch aufgrund „der fehlenden finanziellen Spielräume beim Kita-Verband müssen wir diese Erhöhungen den Familien bedauerlicherweise zumuten“.

In Schulen wird das Mittagessen pro Tag wohl rund einen Euro teurer

Die Propstei suche nach Wegen, wie besonders belastete Familien finanziell unterstützt werden können.

Bezüglich der Essensentgelte in den städtischen Kindertagesstätten – die Stadt ist mit 33 von insgesamt 143 Einrichtungen der größte Kita-Träger in Braunschweig – prüft die Verwaltung derzeit noch, ob eine Erhöhung erforderlich werden wird. Letztmalig seien die Essensentgelte Anfang 2021 auf 53,20 Euro pro Kind und Monat angehoben worden, so Stadtsprecher Adrian Foitzik. Im Jugendhilfeausschuss war zuletzt intensiv diskutiert worden, in absehbarer Zeit in allen städtischen Kitas auch ein Frühstück anzubieten.

Nicht nur Krippen, Kindergärten und Schulkindbetreuung sind von höheren Essenspreisen betroffen – auch in den Schulen schlagen die höheren Lebensmittel-, Energie- und Personalkosten durch.

„Es liegen Anträge auf Erhöhung der unterschiedlichen Caterer vor“, bestätigt Stadtsprecher Foitzik auf Anfrage. Für die Prüfung der beantragten Preisanpassungen seien die jeweiligen Verträge mit den einzelnen Caterern maßgebend. Genaue Zahlen gibt es deshalb nicht, Foitzik sagt aber: „Die Erhöhungen bewegen sich alle in einem ähnlichen Bereich pro täglichem Mittagessen von zirka einem Euro.“

Stadtelternrat der Kitas kritisiert die Preissteigerung

Der Stadtelternrat der Kitas kritisiert die Preissteigerung. „Bei Familien, die die knapp über der BuT-Fördergrenze liegen, zählt jeder Euro. Viele fangen an, zur Tafel zu gehen, weil es anders nicht mehr geht“, sagt Beatriz Martínez Muñoz vom Vorstand. Das könne nicht die Lösung sein: „Subventionen vom Staat wären wichtig“, fordert sie. Die geplante Kindergelderhöhung reiche bei weitem nicht aus, die Preissteigerungen abzufangen.

„Ohnehin sind viele Eltern mit der Essensversorgung unzufrieden: Viele wünschen sich regionale, frische und saisonale Produkte sowie eine gesunde Zwischenmahlzeit für die Kinder“, sagt die Elternvertreterin. Es sei auch nicht nachvollziehbar, warum die Kosten für die Verpflegung so unterschiedlich ausfalle: „In manchen Kitas kostet das Essen rund 50, in anderen 80 Euro.“

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