Braunschweig. Im kleinen Paradies hinter dem Kiosk-Pavillon, neben Oker und Celler Straße, ist Etem Yenerol der Zeremonienmeister ganz besonderer Grillabende.

Vorn ist es ein ganz normaler Kiosk: Getränke, Zigaretten, Süßigkeiten, Zeitung – was man am Kiosk so kauft. Hinten ist es ein kleines Paradies im Grünen: Tische und Stühle etwas wacklig unter hohen Laubbäumen, im Hintergrund fließt die Oker, nebenan der Verkehr der Celler Straße.

Vorn heißt es etwas hochtrabend „Pavillon am Petritor“, hinten „Merhaba – Bistro, Café, Biergarten“.

Der Chef ist von beiden Seiten derselbe: Etem Yenerol betreibt seit 1999 den Petritor-Kiosk, 2008 entschloss er sich zum rückseitigen Anbau und zur Eröffnung des „Merhaba“.

So weit, so unspektakulär.

Schnell reservieren! Die 17 Tische sind schnell vergeben

Interessant wird es während der Draußen-Saison jeweils dienstags oder mittwochs. Dann checkt Etem Yenerol die Wettervorhersage, sein Bauchgefühl und Nachfragen seiner Gäste. Und wenn alles passt, schreibt er draußen auf einer Stelltafel eine Ankündigung. Beispielsweise: „Wir Grillen. Freitag. Lachsfilet + Kartoffel + Rucola. 19,90 Euro.“

Regelmäßige Merhaba-Geher wissen dann, was zu tun ist: Schnell reservieren, denn bei 17 Tischen draußen kann man schon mal zu spät kommen.

Der Chef des Merhaba hat einst die Hotelfachschule besucht

Selten hat der Satz „Hier kocht der Chef“ so gestimmt wie bei Etem und seinem Grill: Der ist natürlich ein Profi-Gerät, aufgebaut in einem soliden Pavillon an der Oker-Uferböschung, und zugänglich nur für den Chef. Etem Yenerol stammt aus Istanbul, und weiß von daher schon, wie man richtig grillt. Außerdem hat er einst die Hotelfachschule in Bad Wiessee besucht und vor seiner Kiosk-Karriere reichlich Gastroerfahrung gesammelt. Das Ergebnis: zum Fingerlecken.

Lachs, Salat, Brot, dazu das eine oder andere Glas Rosé – ein abendlicher Start ins Wochenende könnte freudloser ausfallen. Hinzu kommt die Atmosphäre: Man sitzt ein bisschen wie beim Nachbarn im Schrebergarten, alles wirkt leicht improvisiert, gegessen wird, was auf den Tisch kommt, und mit den Gästen am Nebentisch ist man schnell in ein Gespräch über Gott und die Welt verwickelt. Oder man träumt unter eigenwilligen Lampions und ein paar Weinranken vor sich hin.

„Merhaba“ am Braunschweiger Petritor: Hier grillt der Chef

Der Pavillon am Petritor und sein Eigentümer Etem Yenerol.
Der Pavillon am Petritor und sein Eigentümer Etem Yenerol. © Erwin Klein | Erwin Klein
Anbau, Kiosk und Eintracht-Vogelhäuschen.
Anbau, Kiosk und Eintracht-Vogelhäuschen. © Erwin Klein | Erwin Klein
Lachsfilet, Kartoffeln, Salat: Gegessen wird, was auf den Tisch kommt.
Lachsfilet, Kartoffeln, Salat: Gegessen wird, was auf den Tisch kommt. © Erwin Klein | Erwin Klein
Etem Yenerol bei der Arbeit. Hier darf nur der Chef ran.
Etem Yenerol bei der Arbeit. Hier darf nur der Chef ran. © Erwin Klein | Erwin Klein
Gemütlichkeit unter Laubbäumen – ein bisschen wie beim Nachbarn im Schebergarten.
Gemütlichkeit unter Laubbäumen – ein bisschen wie beim Nachbarn im Schebergarten. © Erwin Klein | Erwin Klein
Hier kommt der Fisch!
Hier kommt der Fisch! © Erwin Klein | Erwin Klein
Im Innern: Familien-Foto und signierte Meistermannschaft.
Im Innern: Familien-Foto und signierte Meistermannschaft. © Erwin Klein | Erwin Klein
Der Pavillon 1952: Selbst schon ein Stück Stadtgeschichte.
Der Pavillon 1952: Selbst schon ein Stück Stadtgeschichte. © Privat | Privat
Gemütlichkeit unter Laubbäumen – ein bisschen wie beim Nachbarn im Schebergarten.
Gemütlichkeit unter Laubbäumen – ein bisschen wie beim Nachbarn im Schebergarten. © Erwin Klein | Erwin Klein
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Es begann mit einem kleinen Grill und nur unter Freunden

Etem Yenerol ist der Zeremonienmeister dieser Grillabende. Er strahlt, wenn es seinen Gästen gut geht, erkundigt sich, fragt nach, rückt auf Verlangen sogar Rezepte raus.

Die Idee zu diesen Abendveranstaltungen entstand von ein paar Jahren. Zuerst vorsichtig, mit einem kleineren Grill und nur unter Freunden, jetzt etwas regelmäßiger, geplanter („freitags Fisch, samstags Fleisch“) und immer noch unter Freunden.

Drinnen hängen historische Fotos der Celler Straße

Daneben ist das Merhaba auch sonst ein Sommer-Platz zum entspannten Genießen. Die Karte ist sehr übersichtlich, das Köfte erstklassig, Getränke kommen zügig. Wenn es mal regnet, gibt es ein paar Plätze unter Planen und im Innern: Dort hängen neben der Eintracht-Meistermannschaft (signiert!) auch historische Fotos der Celler Straße. Kiosk-Geschichte. Der Petri-Pavillon wurde Ende der 30er Jahre gebaut, er ist inzwischen selbst ein Stück Stadtgeschichte.

Ausnahmsweise durfte ich einmal innen durchgehen: eine winzige Küche, ein schmaler Durchgang, gestapelte Getränkekisten, ein kleines Fenster nach draußen. Geöffnet von 7 bis 23 Uhr, am Wochenende etwas später. Getränke, Zigaretten, Süßigkeiten. Und hinten das kleine Paradies.

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