Braunschweig. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig geht von der Ermordung von Maddie McCann durch den 43-Jährigen Verdächtigen aus. Er sitzt zurzeit in Kiel in Haft.

Drei Monate nach dem neuen Zeugenaufruf im Fall Maddie hoffen die Ermittler weiter, einen entscheidenden Beweis gegen einen 43-jährigen Verdächtigen zu finden. „Nach den uns vorliegenden Erkenntnissen gehen wir von der Ermordung des Mädchens durch den Beschuldigten aus“, sagte Hans Christian Wolters von der Staatsanwaltschaft Braunschweig der Deutschen Presse-Agentur. Ziel der Ermittlungen sei es derzeit, den Tatverdacht zu erhärten.

Derzeit sitzt der Verdächtige in Kiel wegen Drogenhandels in Haft

Fall Maddie - Eine Chronik

Mai 2007: Kurz vor ihrem vierten Geburtstag verschwindet Maddie aus
einer Ferienanlage in Portugal. Madeleines Mutter fleht im Fernsehen mögliche Entführer an, das Kind freizulassen.

September 2007: Die Eltern gelten zu diesem Zeitpunkt als
Verdächtige. Medien berichten, die Polizei gehe von einem
Unglücksfall aus - die Eltern hätten die Leiche verschwinden lassen.

Juli 2008: Die portugiesische Polizei stellt die Ermittlungen ohne
Ergebnis ein. Für ein Verbrechen gebe es keine Beweise.

Januar 2009: Ein Team ehemaliger Fahnder von Scotland Yard hat sich
nach britischen Medienberichten im Auftrag der Eltern auf die Suche
nach Madeleine gemacht. Ein Geschäftsmann finanziere die Aktion.

Mai 2009: Die Eltern flehen mögliche Entführer erneut an, ihre Tochter freizulassen. Sie nutzen dazu ein Gespräch mit US-Talkmasterin Oprah Winfrey, das Millionen Zuschauer sehen.

März 2011: Madeleines Eltern protestieren vergeblich gegen den
Verkauf eines Buches, das der portugiesische Ex-Chefermittler über den Fall geschrieben hat. Er vertritt die These, das Kind sei bereits im Hotel der Familie gestorben und nicht entführt worden.

Mai 2011: Die Mutter, Kate McCann, veröffentlicht ein Buch mit ihrer
Version der Geschichte. Die Ermittlungsakten würden erneut überprüft,
kündigt der damalige britische Premierminister David Cameron an.

April 2012: Laut britischer Polizei ist Maddie möglicherweise noch am
Leben. Es gebe Anhaltspunkte für Ermittlungslücken.

Oktober 2013: Die portugiesischen Behörden nehmen die Ermittlungen
wieder auf, da es neue Indizien gebe.

Juni 2014: Eine neue Suche nach Spuren des verschwundenen Mädchens in der Nähe der portugiesischen Ferienanlage bringt keine Hinweise.

April 2017: Die britische Polizei hat die Hoffnung auf eine Lösung
des Falls nicht aufgegeben. Vier Beamte seien weiter damit befasst, teilt Scotland Yard mit.

März 2018: Das britische Innenministerium bewilligt weiteres Geld für die Ermittlungen.

3. Juni 2020: Der Fall Maddie ist - wie schon früher - Thema in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst". Ein Deutscher stehe unter Mordverdacht, teilt das Bundeskriminalamt mit. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittle gegen einen mehrfach vorbestraften 43-Jährigen.

28. Juli 2020: Die Polizei durchsucht den ehemaligen Kleingarten des Tatverdächtigen in Hannover.

Anfang Juni hatten das Bundeskriminalamt (BKA) und die Staatsanwaltschaft Braunschweig mitgeteilt, dass sie gegen einen 43-jährigen Deutschen wegen Mordverdachts ermitteln. Es handele sich um einen mehrfach vorbestraften Sexualstraftäter. Der Mann soll die dreijährige Madeleine McCann 2007 aus einer Ferienanlage an der portugiesischen Algarve entführt haben. Die Ermittler gehen davon aus, dass das Kind tot ist.

Die Prozessberichterstattung gegen den 43-Jährigen finden Sie hier:

Derzeit sitzt der Mann in Kiel wegen Drogenhandels in Haft. Ein Antrag auf vorzeitige Haftentlassung beschäftigte zuletzt auch den Bundesgerichtshof. Außerdem wird eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes erwartet, weil der 43-Jährige eine Aufhebung eines Braunschweiger Urteils wegen Vergewaltigung fordert. Zu dem Vorwurf, Maddie entführt und ermordet zu haben, äußerte sich der Verdächtigte laut seinem Verteidiger zuletzt nicht.

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