Osterode. Tausende gehen aktuell gegen Rechtsextremismus auf die Straße - auch im Altkreis Osterode am Harz. Wie man sich darüber hinaus sonst noch engagieren kann.

Die Enthüllungen gingen wie ein Schock durch das Land und trafen auch den Altkreis Osterode am Harz: Nach dem Bericht des Medienhauses Correctiv über ein Treffen radikaler Rechter am 25. November in Potsdam, an dem auch AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und der sehr konservativen Werteunion teilgenommen hatten, gehen in Deutschland immer mehr Menschen gegen Rechtsextremismus auf die Straße. Ihre Botschaft: Rechtsextremes Gedankengut hat in Deutschland keinen Platz.

Auch in der Region bewegt sich etwas, nicht erst seit der Correctiv-Enthüllung, vor allem aber seitdem: In Göttingen wie auch in vielen Städten des Altkreises Osterode riefen Bürgerinnen und Bürger im Nachgang zu Demonstrationen auf, etwa in Walkenried, Bad Lauterberg, Herzberg und Osterode. Fast 2.000 Menschen nahmen so zuletzt an der Kundgebung „Gemeinsam Demokratie verteidigen! – Rechtsextremismus und Rassismus stoppen!“ in Osterode teilt, die im Netz kontrovers diskutiert wurde.

Doch vielen Menschen reicht das nicht. Wer sich auch nach den Demonstrationen und Kundgebungen über die Teilnahme hinaus gegen Rechtsextremismus und für Vielfalt und Demokratie einsetzen will, der hat auch in der Region zahlreiche Möglichkeiten. Wir geben eine Übersicht über eine Auswahl an Möglichkeiten.

Bündnis „Bunt statt Braun“ Osterode

Das Bündnis „Bunt statt Braun“ in Osterode entstand laut seiner Homepage 2007 als „überparteilicher, nicht-staatlicher, bürgernaher Verein, der das Ziel verfolgt, extremistischer Bestrebungen in der Gesellschaft langfristig den Nährboden zu entziehen“. Schwerpunkte der Arbeit sei es, zwischenmenschliche Toleranz von Menschen aller Nationen und Weltanschauungen, sei es die kulturelle als auch die politisch, zu fördern. Vor allem mit Jugend- und Erwachsenenbildung wolle man Völkerverständigung und Demokratie fördern. Dabei setze man vor allem auf Projektarbeit, etwa in Form von Aktionen mit der Partnerschaft für Demokratie am Harz oder den „Omas gegen Rechts“.

Das Bündnis „Bunt statt Braun“ nimmt auch immer wieder an Demonstrationen in der Region teil.
Das Bündnis „Bunt statt Braun“ nimmt auch immer wieder an Demonstrationen in der Region teil. © Hose, Melina

Mitglied werden kann grundsätzlich jeder oder jeder. Nötig sei dafür nur ein Antrag beim Vereinsvorstand. Der Mindestmitgliedsbeitrag für eine Mitgliedschaft beträgt 15 Euro pro Jahr. Schüler, Studenten, Auszubildende, Rentner, Arbeitslose, Sozialdienstleistende und Alleinerziehende zahlen die Hälfte. „Wir bieten auch eine Fördermitgliedschaft an“, so heißt es aus dem Vorstand. Möglich seien dabei eine aktive Mitgliedschaft, die die Teilnahme an den gemeinsamen Aktionen beinhaltet, sowie eine Fördermitgliedschaft, bei der man den Verein vor allem finanziell unterstützt. Besonders freue man sich über aktive Mitglieder, denn: „Gemeinsam können wir unsere Demokratie erhalten und hoffentlich noch verbessern“, so der Verein.

Keine Frage des Alters: „Omas gegen Rechts“ Osterode

Die „Omas gegen Rechts“ sind ein Verein, der nach eigener Aussage mit „geeigneten Aktionen auf demokratiefeindliche Entwicklungen in der Gesellschaft aufmerksam machen und sie bekämpfen“ will. Die ersten „Omas gegen Rechts“ formierten sich im November 2017 in Wien, danach 2018 in Deutschland erste Gruppen. Impulse auf lokaler Ebene führten schnell zu regionalen Gruppengründungen. „Wir stehen für demokratische Werte, für die Vielfalt aller Kulturen und Nationalitäten, für Toleranz und ein respektvolles Miteinander, für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt“, beschreibt der Zweigverein in Osterode sich selbst

Im Sommer zeigen sich die „Omas gegen Rechts“ bei einer Veranstaltung auf dem Kornmarkt in Osterode.
Im Sommer zeigen sich die „Omas gegen Rechts“ bei einer Veranstaltung auf dem Kornmarkt in Osterode. © HK | Mark Härtl

„Wir widersetzen uns allen Formen von rechtspopulistischen und rechtsextremen Strömungen, Ausgrenzung der Menschen mit Migrationshintergrund, Rassismus, Antisemitismus, Islamfeindlichkeit und Verschwörungsideologien, Stigmatisierung, Hass, Hetze und Gewalt und Anti-Feminismus.“ Mitglied werden kann jeder - unabhängig vom Alter. „Es ist nicht wichtig, ob man wirklich Oma oder Opa ist, Hauptsache engagiert gegen Rechtsextremismus“, so der Verein. Den Kontakt stelle man am besten über Freunde und Bekannte her, die selbst bereits Mitglieder seien. Außerdem betreiben die „Omas gegen Rechts“ eine Facebook-Seite, über die man Kontakt aufnehmen kann.

Junge Menschen engagieren sich für die Demokratie: „Demokrateatime“ in Bad Lauterberg

Der Verein „Demokrateatime“ setzt sich nach eigenen Angaben für Demokratiebildung und Jugendbeteiligung im Altkreis Osterode ein. Einmal im Monat lädt der Verein zu dem offenen Treffen „Demokrateatalk“ ein. Zusätzlich gibt es Aktionen wie „Pizza und Politik“, „Döner und Demokratie“ und „Punsch und Politik“. Außerdem planen die Mitglieder eine Podiumsdiskussion zur Europawahl mit allen großen Parteien. Vertreter von der SPD, den Grünen und der FDP haben bereits zugesagt – die AfD hat der Verein nicht eingeladen.

Demo gegen Rechtsextremismus in Bad Lauterberg: Der Verein „Demokrateatime“ weiß, dass es keine einfachen Lösungen für komplexe Probleme gibt, aber den Mitgliedern zufolge ist Demokratie streitbar.
Demo gegen Rechtsextremismus in Bad Lauterberg: Der Verein „Demokrateatime“ weiß, dass es keine einfachen Lösungen für komplexe Probleme gibt, aber den Mitgliedern zufolge ist Demokratie streitbar. © HK | Doreen Westphal

Wie die Organisation mitteilt, kann bei „Demokrateatime“ jeder an Treffen teilnehmen – Mitglied werden dürfen zurzeit aber nur Jugendliche und junge Erwachsene, die nicht älter sind als 28 Jahre. Das soll aber bei nächster Gelegenheit geändert werden, kündigt Gründungsmitglied Philipp Baars an, denn der Verein wolle sich älteren Menschen öffnen. Mitbringen sollte man politisches Interesse. Die Mitgliedschaft ist kostenlos, der Verein finanziert sich über Spenden. „Demokrateatime“ widme sich zwar keiner Partei, nehme aber Spenden von Parteien beziehungsweise deren Verbänden an. Weitere Informationen, auch dazu, wie man beitreten kann, sind auf Instagram zu finden.

„Demokratie leben“: Jugendring Harzland als Ansprechpartner im Bundesprogramm

Der Altkreis Osterode am Harz ist 2015 in das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ im Rahmen der bundesweiten Förderung lokaler „Partnerschaften für Demokratie“ aufgenommen worden. In diesem Rahmen engagiert sich der Jugendring Harzland: Hier ist die externe Koordinierungs- und Fachstelle der Partnerschaft für Demokratie am Harz angesiedelt. Für alle Vereine, Verbände, Verwaltungen, Institutionen sowie Einzelpersonen, die sich im Rahmen des Programms „Demokratie Leben!“ engagieren möchten, ist sie daher der erste Ansprechpartner.

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„In unserer Funktion als ,Partnerschaft für Demokratie‘ sind wir für Aufklärung und Beratung insbesondere zu aktuellen Formen von Antisemitismus, Islamfeindlichkeit und Rechtsextremismus sowie für die Demokratiestärkung im ländlichen Raum zuständig“, heißt es auf der Website des Jugendrings. „Wir unterstützen Projektträger*innen bei der Durchführung ihrer Projekte durch Organisationshilfen, Beratung und Bereitstellung finanzieller Mittel.“ Demokratie zu fördern, Vielfalt zu gestalten und Extremismus vorzubeugen - das sind die Kernziele des Projekts.

Eigenes Projekt in Gang bringen und Förderung bekommen

Wem die bloße Mitgliedschaft in einem Verein oder Bündnis nicht genug ist, der kann auch sein eigenes Projekt auf die Beine stellen. Auch hier ist da Netzwerk „Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Göttingen“ ein passender Ansprechpartner. Es ist ein Zusammenschluss aus Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft und vor allem von Bürgerinnen und Bürgern, die sich für ein vielfältiges, gewaltfreies und demokratisches Miteinander einsetzen, und fördert ausgewählte Projekte. Dazu muss laut der Website der Partnerschaft ein Antrag gestellt werden, was ganzjährig für das laufende Kalenderjahr möglich ist, solange Fördermittel verfügbar sind. Dort sind auch die Förderkriterien für Projekte nachgelesen werden.

Wer weitere Hinweise hat, wie man sich im Altkreis Osterode, dem Landkreis Göttingen oder dem Harz gegen Rechtsextremismus, gegen Hass und Hetze und für Demokratie und Vielfalt engagieren kann, kann seine Vorschläge gerne an redaktion-harzkurier@funkemedien.de senden.

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